ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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wobei letzteres ohne die bekannte Behebung des Wi<strong>der</strong>standes durch<br />
die Analyse nicht zum Bewußtsein gelangen kann. Eine tiefe Schicht im<br />
Unbewußten erwies sich also als vom Bewußtsein herstammend, als<br />
verdrängt.<br />
Das ließe den Schluß zu, daß das Unbewußte überhaupt nur als eine<br />
Abspaltung des Bewußtseins zu betrachten sei. Tatsächlich geht ja<br />
FREUD auch noch in seiner Schrift »Das Ich <strong>und</strong> das Es« vom Bewußtsein<br />
zur Erklärung <strong>der</strong> Entstehung des Unbewußten aus <strong>und</strong> stellt dar, »daß<br />
<strong>der</strong> Begriff des Unbewußten aus <strong>der</strong> Lehre von <strong>der</strong> Verdrängung<br />
gewonnen wurde«, <strong>und</strong> daß das Verdrängte also Vorbild für das<br />
Unbewußte sei.<br />
In unseren Zusammenhang gebracht, würde das Unbewußte also erst<br />
mit dem Beginn <strong>und</strong> <strong>der</strong> ersten Wirkung <strong>der</strong> Lustverbote sich zu bilden<br />
beginnen. Es könnte also auch erst mit diesem Vorgang voneiner<br />
Spaltung <strong>der</strong> Seele in Bewußtsein <strong>und</strong> Unbewußtes <strong>und</strong> damit von einer<br />
Ambivalenz gesprochen werden. Wir sähen uns gezwungen, den Begriff<br />
<strong>der</strong> Urambivalenz, den wir aufgestellt haben, fallen zu lassen.<br />
Aber in <strong>der</strong>selben Arbeit wies FREUD - ausgehend von <strong>der</strong> Einsicht, daß<br />
das Ich während <strong>der</strong> Analyse unter <strong>der</strong> Herrschaft des Wi<strong>der</strong>standes<br />
stehe, ohne selbst etwas davon zu wissen - darauf hin, »daß im Ich also<br />
etwas ist, was auch unbewußt ist, sich gerade so benimmt wie das<br />
Verdrängte, d. h. starke Wirkungen äußert, ohne selbst bewußt zu<br />
werden«. Damit hat FREUD in strukturellem Sinne eine Korrektur <strong>der</strong><br />
Deutung seines Begriffes vom Unbewußten vorgenommen: »Das<br />
Unbewußte fällt nicht mehr mit dem Verdrängten zusammen, es bleibt<br />
richtig, daß alles Verdrängte unbewußt ist, aber nicht alles Unbewußte<br />
ist auch verdrängt. Auch ein Teil des Ichs ist also unbewußt.« C. G. JUNG<br />
hat in seinem Buche »Die Psychologie <strong>der</strong> unbewußten Prozesse« die<br />
Begriffe »persönliches <strong>und</strong> überpersönliches Unbewußtes« eingeführt. Ein<br />
überpersönliches, auch kollektives Unbewußtes deckt sich wohl<br />
weitgehend mit dem von FREUD »von Anfang an als zum Ich gehörend«<br />
bezeichneten Unbewußten. Auch E. BLEULER89 spricht von diesem<br />
Unbewußten.<br />
Er sagt: »Ein großer Teil <strong>der</strong> psychischen Funktionen ist schon in <strong>der</strong> Norm<br />
nicht mit <strong>der</strong> bewußten Person verb<strong>und</strong>en; ein an<strong>der</strong>er Teil wird aktiv,<br />
weil unerträglich, abgespalten, funktioniert aber noch weiter. Beide<br />
Gruppen zusammen, von denen die erste sehr groß, die letztere beim<br />
Ges<strong>und</strong>en verhältnismäßig sehr klein, wenn auch nicht unbedeutend<br />
ist, bilden das Unbewußte.« Wir haben also auch hier wie bei FREUD ein<br />
ursprüngliches Unbewußtes <strong>und</strong> ein verdrängtes Unbewußtes.