23.11.2013 Aufrufe

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

104<br />

wobei letzteres ohne die bekannte Behebung des Wi<strong>der</strong>standes durch<br />

die Analyse nicht zum Bewußtsein gelangen kann. Eine tiefe Schicht im<br />

Unbewußten erwies sich also als vom Bewußtsein herstammend, als<br />

verdrängt.<br />

Das ließe den Schluß zu, daß das Unbewußte überhaupt nur als eine<br />

Abspaltung des Bewußtseins zu betrachten sei. Tatsächlich geht ja<br />

FREUD auch noch in seiner Schrift »Das Ich <strong>und</strong> das Es« vom Bewußtsein<br />

zur Erklärung <strong>der</strong> Entstehung des Unbewußten aus <strong>und</strong> stellt dar, »daß<br />

<strong>der</strong> Begriff des Unbewußten aus <strong>der</strong> Lehre von <strong>der</strong> Verdrängung<br />

gewonnen wurde«, <strong>und</strong> daß das Verdrängte also Vorbild für das<br />

Unbewußte sei.<br />

In unseren Zusammenhang gebracht, würde das Unbewußte also erst<br />

mit dem Beginn <strong>und</strong> <strong>der</strong> ersten Wirkung <strong>der</strong> Lustverbote sich zu bilden<br />

beginnen. Es könnte also auch erst mit diesem Vorgang voneiner<br />

Spaltung <strong>der</strong> Seele in Bewußtsein <strong>und</strong> Unbewußtes <strong>und</strong> damit von einer<br />

Ambivalenz gesprochen werden. Wir sähen uns gezwungen, den Begriff<br />

<strong>der</strong> Urambivalenz, den wir aufgestellt haben, fallen zu lassen.<br />

Aber in <strong>der</strong>selben Arbeit wies FREUD - ausgehend von <strong>der</strong> Einsicht, daß<br />

das Ich während <strong>der</strong> Analyse unter <strong>der</strong> Herrschaft des Wi<strong>der</strong>standes<br />

stehe, ohne selbst etwas davon zu wissen - darauf hin, »daß im Ich also<br />

etwas ist, was auch unbewußt ist, sich gerade so benimmt wie das<br />

Verdrängte, d. h. starke Wirkungen äußert, ohne selbst bewußt zu<br />

werden«. Damit hat FREUD in strukturellem Sinne eine Korrektur <strong>der</strong><br />

Deutung seines Begriffes vom Unbewußten vorgenommen: »Das<br />

Unbewußte fällt nicht mehr mit dem Verdrängten zusammen, es bleibt<br />

richtig, daß alles Verdrängte unbewußt ist, aber nicht alles Unbewußte<br />

ist auch verdrängt. Auch ein Teil des Ichs ist also unbewußt.« C. G. JUNG<br />

hat in seinem Buche »Die Psychologie <strong>der</strong> unbewußten Prozesse« die<br />

Begriffe »persönliches <strong>und</strong> überpersönliches Unbewußtes« eingeführt. Ein<br />

überpersönliches, auch kollektives Unbewußtes deckt sich wohl<br />

weitgehend mit dem von FREUD »von Anfang an als zum Ich gehörend«<br />

bezeichneten Unbewußten. Auch E. BLEULER89 spricht von diesem<br />

Unbewußten.<br />

Er sagt: »Ein großer Teil <strong>der</strong> psychischen Funktionen ist schon in <strong>der</strong> Norm<br />

nicht mit <strong>der</strong> bewußten Person verb<strong>und</strong>en; ein an<strong>der</strong>er Teil wird aktiv,<br />

weil unerträglich, abgespalten, funktioniert aber noch weiter. Beide<br />

Gruppen zusammen, von denen die erste sehr groß, die letztere beim<br />

Ges<strong>und</strong>en verhältnismäßig sehr klein, wenn auch nicht unbedeutend<br />

ist, bilden das Unbewußte.« Wir haben also auch hier wie bei FREUD ein<br />

ursprüngliches Unbewußtes <strong>und</strong> ein verdrängtes Unbewußtes.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!