ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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regressiv durch die Ablehnung des postnatalen Seins, son<strong>der</strong>n durch die<br />
Bemächtigung, die Kreativität, die »Einverleibung« <strong>und</strong> Neuschöpfung<br />
<strong>der</strong> Objektwelt.<br />
Wenn wir sagten, daß das Ziel alles Wollens seine Selbstaufhebung ist, so<br />
würde natürlich auch mit <strong>der</strong> »Einverleibung« <strong>der</strong> Welt die Möglichkeit<br />
gegeben sein, den urnarzißtischen Zustand wie<strong>der</strong> herzustellen, jede<br />
weitere Strebung überflüssig zu machten, die Ambivalenz aufzuheben.<br />
Dies vermag <strong>der</strong> Säugling anfänglich auch tatsächlich in<br />
weitgehendstem Maße zu vollbringen. Er »verleibt« sich die Welt ein <strong>und</strong><br />
ist so das Ein <strong>und</strong> das Alles. Spätere Träume <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, in denen sie von<br />
Hexen etc.<br />
verschlungen werden - eine Tatsache, die sich auch in den Märchen<br />
wie<strong>der</strong>findet - sind eine Umkehrung. Es äußert sich darin auch <strong>der</strong><br />
Wunsch, verschlungen zu werden, um in den Mutterleib zurückkehren zu<br />
können. Triebmäßig wird passiv <strong>und</strong> regressiv die Vereinigung durch<br />
Hingabe gesucht, o<strong>der</strong> aktiv durch Bemächtigung (Verschlingen als<br />
Urform). Beide Triebarten finden in <strong>der</strong> passiven <strong>und</strong> aktiven<br />
Identifizierung ihre psychische Entsprechung. Indes wird die narzißtische<br />
Einheit durch die wachsende »Erkenntnis« des Kindes immer mehr<br />
durchbrochen, indem es langsam unbewußt »merkt«, daß sein<br />
Verschlingen wollen eine Selbsttäuschung war, daß von <strong>der</strong> Welt noch<br />
sehr viel bestehen bleibt. Es kann sich deshalb nach <strong>und</strong> nach ein<br />
Sadismus immer heftiger äußern <strong>und</strong> sich damit die seelische Spaltung<br />
vergrößern Buch: Zeugung, Geburt <strong>und</strong> Tod, Werden <strong>und</strong> Vergehen im<br />
Mythus <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorstellung des Kindes«, eingehend beschäftigt <strong>und</strong><br />
führe hier nur ein Beispiel an, das die erwähnte Verwandtschaft von<br />
Defäkationsakt <strong>und</strong> Geburt aufweist (anale Geburt).<br />
Der kleine W. dachte sich, die Mutter habe ein Stück Fleisch gegessen, dieses wuchs<br />
in ihr <strong>und</strong> zuletzt kam hinten (After) ein Kindlein heraus. Er grübelte viel darüber nach,<br />
"wie es wohl so ein Stück Fleisch« geben könne <strong>und</strong> vor allem, »wie dieses Kin<strong>der</strong>/arm<br />
bekommen könne«, <strong>und</strong> ob das Kindlein in <strong>der</strong> Mutter auch schon gelebt habe. Wir<br />
sehen, es sind Probleme, die er sich bereits mit seiner eigenen Stuhlentleerung gestellt<br />
hatte, <strong>und</strong> die er dort nicht zu lösen vermochte. Interessant ist, daß er das<br />
Lebendigwerden nun einer Geheimkraft zuschreibt. Die Mutter wird krank, wenn sie<br />
das Stück Fleisch gegessen hat, <strong>der</strong> Arzt muß kommen <strong>und</strong> muß ihr ein "Mittel«<br />
(Arznei) geben, <strong>und</strong> dies bewirkt, daß aus dem Stück Fleisch das Kindlein wird. Das<br />
Mittel holt <strong>der</strong> Arzt aus <strong>der</strong> Apotheke, wo es aus einem ganz seltenen Kräutlein<br />
gemacht wird.<br />
Ungefähr zwischen dem zweiten <strong>und</strong> fünften Jahr erlebt das Kind, sei es durch ein<br />
wahrnehmendes Erleben, verb<strong>und</strong>en mit Exhibition <strong>und</strong> Schaulust, sei es durch<br />
fremde Aussagen, daß es noch Menschen gibt, <strong>der</strong>en Geschlechtsorgane an<strong>der</strong>s<br />
beschaffen sind als die eigenen. Es fühlt sich durch diese Feststellung unsicher<br />
geworden, ist nie recht klar, welche Rolle ihm selbst zugefallen ist o<strong>der</strong> noch zufallen<br />
wird58.