ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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Beide Instanzen sind zunächst unbewußt. über ihre Beziehungen werden<br />
wir später hören.<br />
II. Das Geburtstrauma <strong>und</strong> seine Überwindung<br />
Was die Fortschritte in <strong>der</strong> Erforschung von psychischen Vorgängen im<br />
intrauterinen Leben <strong>und</strong> beim Geburtsakt seit 1945 (Jahr <strong>der</strong> 2. Auflage<br />
von »Einheit <strong>und</strong> Zwiespalt <strong>der</strong> Seele«) auszeichnet, das sind nicht allein<br />
allgemeinere Anerkennung <strong>der</strong> Bedeutsamkeit bei<strong>der</strong> für die<br />
Gestaltung im nachgeburtlichen Leben, son<strong>der</strong>n vor allem<br />
experimentielle Nachweise für ihre psychische Realität. Für das<br />
vorgeburtliche Dasein z. B. solche von W. A. u. M. LILEY, von Dr. G. 1.<br />
FLANAGAN, Dr. F. DOLTO <strong>und</strong> Dr. Dr. F. KRUSE, Dr. A. GARMA u. a.<br />
Doch zunächst zum Geburtstrauma:<br />
Es war die Entdeckung FREUDS, daß vergessene o<strong>der</strong> verdrängte<br />
Vorstellungen im Unbewußten »gespeichert« werden <strong>und</strong> nach gewisser<br />
Zeit o<strong>der</strong> mittels des Assoziationsexperimentes wie<strong>der</strong> bewußt gemacht<br />
werden können. Wie steht es aber mit psychischen Erlebnissen, die vor<br />
jeglicher Bewußtwerdung in <strong>der</strong> Tiefe unserer unbewußten Seele<br />
»eingraviert« werden? Auch sie können bewußt. werden. Das geschieht<br />
meist direkt o<strong>der</strong> symbolisch verkleidet durch den Traum. Warum<br />
träumen so viele Menschen immer wie<strong>der</strong>, daß sie sich eingeengt in<br />
einem Schlauch, einer Röhre, einer Erdspalte, einem Raum befinden<br />
<strong>und</strong> sich nicht zu befreien vermögen? Warum treten solche Träume<br />
meist vor kommenden Schwierigkeiten auf? Das Verhalten im Traum<br />
muß einer unbewußten Erinnerungsspur an ein traumatisches Erlebnis<br />
verwandter Art entspringen. Und dieses Erlebnis kann nur die Geburt<br />
sein.<br />
Eine Patientin B. schrieb mir: » . . . mein Leben, es lag zeitlebens wie eine<br />
Frucht in den Geburtswegen - eine lebenslang fiebernde Frucht. Sie<br />
konnte we<strong>der</strong> zurück in den Leib noch heraus ans Licht <strong>der</strong> Welt.<br />
Sie blieb <strong>und</strong> blieb <strong>und</strong> blieb da stecken.« Ähnlich ein Mann mittleren<br />
Alters: Er befand sich in <strong>der</strong> Gefahr einer unabwendbaren Einbuße<br />
seines Lebensstiles <strong>und</strong> entwickelte tagelang eine Angst, die ihn so<br />
schwer belastete, als ob ein völliger Existenzverlust o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tod<br />
bevorstünde. In diesen Tagen träumt er:<br />
»Ich bin mit einem kleinen Bub in einem Raum eingeschlossen. Wir versuchen<br />
beide Hilfe zu rufen, haben aber keine Stimme. Erst nach <strong>und</strong> nach fühlen wir<br />
uns befreiter, <strong>und</strong> die Stimme wird zum Schrei. Ich bedeute dem Büblein, das<br />
am Fenster steht, während ich im Bett liege, das Fenster zu öffnen <strong>und</strong><br />
hinauszuschreien. Aber es ist so, als ob die Menschen draußen sich nicht um<br />
uns kümmerten.«