ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
121<br />
bereits entstellt durch eine Verschiebung auf eine fremde Person<br />
(Fräulein), die an ihrer Stelle hinaufgeht. So auch die Tagesphantasie<br />
von E., drei Kin<strong>der</strong> zu besitzen. Wenn <strong>der</strong> Traum erstere auch unverhüllt<br />
realisiert, so bringt er doch eine Entstellung, indem die Kin<strong>der</strong> von E. in<br />
einem fremden Kin<strong>der</strong>wagen herumgeführt werden.<br />
Es ist, als ob <strong>der</strong> Traum die Tendenz verfolgte, alle Lustbegehren zu<br />
erfüllen, aber auch zugleich den Lustverboten gerecht zu werden, auch<br />
ihnen zu dienen. Darum würfelt er .die bei den im Wachleben einan<strong>der</strong><br />
im Ambivalenzkonflikt gegenüberstehenden Tendenzen, wobei<br />
gewöhnlich im gleichen Zeitpunkt nur eine von bei den zur Auswirkung<br />
kommen kann, durcheinan<strong>der</strong>, negiert gleichsam ihren Gegensatz <strong>und</strong><br />
bringt bei den Erfüllung in <strong>der</strong> »sinnvollen« Entstellung, die bis zur<br />
scheinbaren »Sinnlosigkeit« gehen kann. Diese Verdichtung <strong>und</strong><br />
Entstellung schafft also scheinbar oft Hyperkonflikte <strong>der</strong> Ambivalenz,<br />
aber eben nur scheinbar. Der Traum will im Gegenteil gerade zeigen,<br />
daß sich alles miteinan<strong>der</strong> vertragen kann, daß es wie im alibidinösen<br />
Zustand überhaupt keine Gegensätze gibt.<br />
Die Symbolisierung spielt natürlich auch im Kin<strong>der</strong>traum eine<br />
hervorragende Rolle.<br />
Der erste Traum, den <strong>der</strong> Stotterer W. mir brachte, war folgen<strong>der</strong>:<br />
"Ich bin auf einer Wiese mit hohem Gras <strong>und</strong> grabe hier mit einer<br />
kleinen Schaufel ein Loch. Ich setze mich hinein <strong>und</strong> meine, es merke es<br />
niemand. Das Loch ist schmutzig. Es kommt aber ein Geist, <strong>der</strong> hat<br />
glühende Augen. Er erschreckt mich <strong>und</strong> verzaubert mich auf eine<br />
schöne (gemähte) Zauberwiese.« Der Traum mutet an wie ein<br />
Programm für die zu vollziehende Behandlung.<br />
Vorerst brachte er eine Wunscherfüllung in bezug auf das Lustbegehren<br />
<strong>der</strong> Mutter gegenüber. W. assoziiert zum Graben seine Inzestwünsche<br />
zur Mutter. Daneben fallen ihm wie<strong>der</strong> seine uns von früher bekannten<br />
koprophilen Begehren ein, indem er auch hier wie<strong>der</strong> mit dem Kot, den<br />
er aus dem schmutzigen Loche (After) schafft, »gäggelet«. Inzest <strong>und</strong><br />
Koprophilie sind aus dem Wach leben verdrängt, bleiben aber im<br />
Unbewußten weiter begehrt <strong>und</strong> schaffen sich im Traum in Verkleidung<br />
wie<strong>der</strong> an die Oberfläche des Bewußtseins.<br />
Der Traum ignoriert aber die im Ambivalenzkonflikt des Wachlebens<br />
dem Lustbegehren entgegenstehende Macht nicht. Ja, die Ambivalenz<br />
scheint noch erhöht. Der Vertreter <strong>der</strong> Lustverbote ist <strong>der</strong> Vater. Im<br />
Traume erscheint er als <strong>der</strong> totgewünschte Vater, <strong>der</strong> als Geist<br />
wie<strong>der</strong>kommt, um sich zu rächen. Der Ambivalenzkonflikt ist hier so<br />
scharf zugespitzt, daß wir, die ganze Situation ins Wach leben<br />
verlegend, irgendeine Katastrophe erwarten müßten, mindestens den