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ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

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bereits entstellt durch eine Verschiebung auf eine fremde Person<br />

(Fräulein), die an ihrer Stelle hinaufgeht. So auch die Tagesphantasie<br />

von E., drei Kin<strong>der</strong> zu besitzen. Wenn <strong>der</strong> Traum erstere auch unverhüllt<br />

realisiert, so bringt er doch eine Entstellung, indem die Kin<strong>der</strong> von E. in<br />

einem fremden Kin<strong>der</strong>wagen herumgeführt werden.<br />

Es ist, als ob <strong>der</strong> Traum die Tendenz verfolgte, alle Lustbegehren zu<br />

erfüllen, aber auch zugleich den Lustverboten gerecht zu werden, auch<br />

ihnen zu dienen. Darum würfelt er .die bei den im Wachleben einan<strong>der</strong><br />

im Ambivalenzkonflikt gegenüberstehenden Tendenzen, wobei<br />

gewöhnlich im gleichen Zeitpunkt nur eine von bei den zur Auswirkung<br />

kommen kann, durcheinan<strong>der</strong>, negiert gleichsam ihren Gegensatz <strong>und</strong><br />

bringt bei den Erfüllung in <strong>der</strong> »sinnvollen« Entstellung, die bis zur<br />

scheinbaren »Sinnlosigkeit« gehen kann. Diese Verdichtung <strong>und</strong><br />

Entstellung schafft also scheinbar oft Hyperkonflikte <strong>der</strong> Ambivalenz,<br />

aber eben nur scheinbar. Der Traum will im Gegenteil gerade zeigen,<br />

daß sich alles miteinan<strong>der</strong> vertragen kann, daß es wie im alibidinösen<br />

Zustand überhaupt keine Gegensätze gibt.<br />

Die Symbolisierung spielt natürlich auch im Kin<strong>der</strong>traum eine<br />

hervorragende Rolle.<br />

Der erste Traum, den <strong>der</strong> Stotterer W. mir brachte, war folgen<strong>der</strong>:<br />

"Ich bin auf einer Wiese mit hohem Gras <strong>und</strong> grabe hier mit einer<br />

kleinen Schaufel ein Loch. Ich setze mich hinein <strong>und</strong> meine, es merke es<br />

niemand. Das Loch ist schmutzig. Es kommt aber ein Geist, <strong>der</strong> hat<br />

glühende Augen. Er erschreckt mich <strong>und</strong> verzaubert mich auf eine<br />

schöne (gemähte) Zauberwiese.« Der Traum mutet an wie ein<br />

Programm für die zu vollziehende Behandlung.<br />

Vorerst brachte er eine Wunscherfüllung in bezug auf das Lustbegehren<br />

<strong>der</strong> Mutter gegenüber. W. assoziiert zum Graben seine Inzestwünsche<br />

zur Mutter. Daneben fallen ihm wie<strong>der</strong> seine uns von früher bekannten<br />

koprophilen Begehren ein, indem er auch hier wie<strong>der</strong> mit dem Kot, den<br />

er aus dem schmutzigen Loche (After) schafft, »gäggelet«. Inzest <strong>und</strong><br />

Koprophilie sind aus dem Wach leben verdrängt, bleiben aber im<br />

Unbewußten weiter begehrt <strong>und</strong> schaffen sich im Traum in Verkleidung<br />

wie<strong>der</strong> an die Oberfläche des Bewußtseins.<br />

Der Traum ignoriert aber die im Ambivalenzkonflikt des Wachlebens<br />

dem Lustbegehren entgegenstehende Macht nicht. Ja, die Ambivalenz<br />

scheint noch erhöht. Der Vertreter <strong>der</strong> Lustverbote ist <strong>der</strong> Vater. Im<br />

Traume erscheint er als <strong>der</strong> totgewünschte Vater, <strong>der</strong> als Geist<br />

wie<strong>der</strong>kommt, um sich zu rächen. Der Ambivalenzkonflikt ist hier so<br />

scharf zugespitzt, daß wir, die ganze Situation ins Wach leben<br />

verlegend, irgendeine Katastrophe erwarten müßten, mindestens den

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