ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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dem Tiere verwandter als dem ihm wahrscheinlich rätselhaften<br />
Erwachsenen.« zu Tier schil<strong>der</strong>n.<br />
Ich erinnere mich einer Szene, bei <strong>der</strong> ein kleines Mädchen, es mochte<br />
etwas mehr als zwei Jahre alt sein, auf den schlafenden »bösen«<br />
Haush<strong>und</strong> hinaufkroch, <strong>der</strong> aufwachte, das Kind ruhig gewähren ließ,<br />
höchstens den Kopf etwas beiseite schob, wenn es ihm mit seinen<br />
spitzen Fingerchen neugierig an den Ohren <strong>und</strong> Augen herumtastete.<br />
Als die Eltern das Kind erblickten, eilten sie entsetzt herbei <strong>und</strong> rissen es<br />
weg. Der H<strong>und</strong> aber knurrte unzufrieden über die Trennung.<br />
So wie das intime Verhältnis zur Mutter den Urhaß nicht völlig<br />
aufzuheben vermag, so bleibt auch die Beziehung des Kindes zum Tiere<br />
nie <strong>einheit</strong>lich ungetrübt. Das kleine Kind kann plötzlich anfangen, den<br />
H<strong>und</strong> o<strong>der</strong> die Katze zu schlagen, an den Haaren zu ziehen usw. <strong>und</strong><br />
bei diesen sadistischen Akten größte Lust zu äußern. Oft läßt das Tier<br />
zum Erstaunen <strong>der</strong> Erwachsenen sich alle diese Quälereien gefallen, wo<br />
es dem Erwachsenen gegenüber sich längst zur Wehr gesetzt hätte<br />
o<strong>der</strong> geflohen wäre.<br />
Die Furcht des Kindes beginnt meistens erst mit einem Erlebnis, bei dem<br />
seine Liebesbezeugungen o<strong>der</strong> lustbetonten Haßäußerungen, welch<br />
letztere wohl in <strong>der</strong> auto erotischen Auffassung des Kindes nicht als<br />
Trübung des Verhältnisses zum Tier empf<strong>und</strong>en werden, plötzlich durch<br />
einen vom Tier verursachten Schmerz (durch Beißen o<strong>der</strong> Kratzen)<br />
unterbrochen werden.<br />
Furcht kann auch durch an<strong>der</strong>e Erlebnisse ausgelöst werden, wie z. B.<br />
bei dem kleinen <strong>Hans</strong>, wo es durch das Umfallen des Pferdes geschah.<br />
Die Furcht kann zur permanenten Angst werden, schon wegen<br />
etwaiger Wie<strong>der</strong>holung des Erlebnisses o<strong>der</strong> beständiger ängstlicher<br />
Warnung durch die Erwachsenen.<br />
Das Kind, das zunächst seine eigene Ambivalenz auf das Tier überträgt,<br />
erlebt später, ähnlich wie sonst von den erwachsenen Menschen<br />
(Lustverbot), durch traumaverwandte Erlebnisse ebenfalls eine<br />
"Ablehnung«. Sie kann wie eine Bestrafung vom Tier für genossene Lust<br />
wirken. Das Erlebnis übt dieselbe Wirkung aus wie das Lustverbot. Derart<br />
sind die Gr<strong>und</strong>pfeiler zur Übertragung <strong>der</strong> Elterneinstellung auf das Tier<br />
gelegt, <strong>und</strong> die Brücke baut sich aus durch die beständigen<br />
Warnungen <strong>der</strong> Eltern. Es ist wohl gar nicht notwendig, daß das<br />
traumatische Erlebnis eintritt, um die Angst zu wecken. Die Warnungen<br />
<strong>der</strong> Eltern bewirken ohnehin eine Übertragung <strong>der</strong> Bindung auf die<br />
Tiere.