23.11.2013 Aufrufe

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

» . . . es wäre unsinnig zu glauben, daß die Seele erst mit dem<br />

Augenblick <strong>der</strong> Geburt zu wirken beginnt. . .« (von mir hervorgehoben).<br />

Und weiter schrieb er dort: » . . . wir können behaupten, daß die Spuren<br />

intrauteriner psychologischer Vorgänge nicht ohne Einfluß auf die<br />

Gestaltung des nach <strong>der</strong> Geburt sich produzierenden psychischen<br />

Materials bleiben.« Obwohl FERENCZI über seinen Tod hinaus einer <strong>der</strong><br />

geachtetsten Psychoanalytiker war, blieben die obig zitierten<br />

Darlegungen bis in die heutige Zeit hinein kaum beachtet o<strong>der</strong> wurden<br />

bestritten.<br />

Umso erstaunlicher <strong>und</strong> erfreulicher war mir ein kürzlich geführtes<br />

Gespräch mit Prof. Dr. med. Max BERGER, dem Ordinarius für<br />

Gynäkologie (Frauenheilk<strong>und</strong>e) <strong>der</strong> Berner Universität, <strong>der</strong> zugleich<br />

Direktor <strong>der</strong> Universitäts-Frauenklinik ist. Auf meine Frage nach seiner<br />

Auffassung über das intrauterine Seelenleben des Kindes antwortete er<br />

spontan: »Es wäre lächerlich anzunehmen, daß die Seele erst nach <strong>der</strong><br />

Geburt im Körper des Kindes zu leben begänne.« Wir sind sehr<br />

überrascht, wie fast gleichlautend die Feststellungen zweier<br />

maßgeben<strong>der</strong> Wissenschaftler aus unterschiedlicher medizinischer<br />

Richtung <strong>und</strong> aus Zeiten, die mehr als 55 Jahre auseinan<strong>der</strong>liegen, sind.<br />

Es lag mir daran, den Leser dieser Schrift einführend mit zwei<br />

maßgeblichen Urteilen über das vorgeburtliche Seelenleben<br />

bekanntzumachen. Denn die wesentlichste Phase unseres Lebens,<br />

während welcher im Mutterleib ein Wachstum aus dem befruchteten Ei<br />

zu einem lebensfähigen Menschen sich in einem <strong>der</strong>art unfaßbar<br />

raschen Tempo entfaltet, daß es am verlangsamten Entwicklungsgang<br />

nach <strong>der</strong> Geburt nicht gemessen werden kann, blieb als unmeßbares<br />

<strong>und</strong> zeitloses Dasein für die Psychologie weitgehend nichtexistent. Wir<br />

werden uns dagegen in diesem Band viel mit <strong>der</strong> seelischen<br />

Entwicklung während <strong>der</strong> ersten neun "Monate unseres Lebens<br />

befassen, aber auch mit ihrem Ursprung <strong>und</strong> mit ihrem Abschluß<br />

während <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Geburt.<br />

Wenn auch heute vermehrt Vertreter <strong>der</strong> Tiefenpsychologie den<br />

außerordentlichen Wert einer Anerkennung des intrauterinen<br />

Seelenlebens <strong>und</strong> des unbewußten Selbstes für das Erfassen<br />

<strong>der</strong> Ganzheit <strong>der</strong> menschlichen Seele erkennen, zur bio-genetisch<br />

bedingten psychischen Entwicklung von <strong>der</strong> Zeugung zum intrauterinen<br />

Dasein, zum Trauma <strong>der</strong> Geburt <strong>und</strong> zu dem von bei den zutiefst<br />

beeinflußten nachgeburtlichen Leben mit dem Ziel einer bewußten<br />

Selbstverwirklichung haben sich meines Wissens bisher nur wenige<br />

durchgerungen. Ich möchte es mit dieser Publikation erneut versuchen.<br />

Bern, im Sommer 1970<br />

GUSTAV HANS GRABER

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!