ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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Wenn in einem präzisen Experiment bei einem <strong>der</strong> primitivsten<br />
Organismen bereits eine so »hohe Intelligenz« deutlich wird, dann<br />
erscheint jegliche Einsicht <strong>und</strong> Logik zu fehlen, wenn beim Menschen<br />
nicht verwandte Verhaltensweisen erkannt <strong>und</strong> gedeutet werden: bei<br />
jedem störenden »Lichtschein«, d. h. bei je<strong>der</strong> Schwierigkeit, Störung<br />
o<strong>der</strong> Gefahr, die sich im postnatalen Leben zeigt, wird bei <strong>der</strong><br />
unbewußten Speicherung des Geburtstraumas so reagiert, als ob <strong>der</strong><br />
»elektrische Schlag erfolgen würde, also die Gr<strong>und</strong>störung des<br />
Geburtstraumas. Wenn sich diese Reaktion zeigt, haben wir es sicherlich<br />
mit einer schweren Neurose o<strong>der</strong> einer Psychose zu tun. Der »Normale«<br />
jedoch hat gelernt, daß die Gr<strong>und</strong>störung des Geburtstraumas nicht<br />
unbedingt bei einer nach geburtlich »störenden Lichtquelle« ein neues<br />
Trauma auslösen muß. Er findet sich mit den sich wie<strong>der</strong>holenden<br />
Störungen nach <strong>und</strong> nach ab o<strong>der</strong> überwindet sie.<br />
Das erbitterte Ringen zwischen FREUD <strong>und</strong> seinem Komitee (ABRAHAM,<br />
EITINGON, FERENCZI, JONES <strong>und</strong> SACHS) einerseits <strong>und</strong> RANK<br />
an<strong>der</strong>erseits um das Problem des Geburtstraumas, das sich in den<br />
Jahren 1924-1926 abspielte, endete mit Ausschluß <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>lage<br />
RANKS. Damit blieb auch die weitere Forschung um dieses<br />
einschneidendste Erleben im ganzen Lebenslauf des Menschen brach<br />
liegen. In meinem Buch »Die Not des Lebens <strong>und</strong> ihre Überwindung«<br />
versuchte ich den dramatischen Verlauf <strong>der</strong> Kämpfe jener Jahre <strong>der</strong><br />
Trennung von FREUD <strong>und</strong> RANK eingehend zu schil<strong>der</strong>n <strong>und</strong> in einer<br />
Bilanz RANK gerechter zu werden als es damals geschah. Wir müssen<br />
nach dem Studium <strong>der</strong> damaligen Vorgänge zum Schluß kommen, daß<br />
die divergierenden wissenschaftlichen Positionen eher überblickbar<br />
gewesen wären, als die persönlichen <strong>und</strong> kollektiven Gegenstellungen.<br />
Aber die Psychoanalyse ist im Verlauf <strong>der</strong> späteren 50 Jahre auf ihrem<br />
Forschungsweg immer näher an die Gr<strong>und</strong>störung des Patienten - o<strong>der</strong><br />
sagen wir besser: des Menschen - herangerückt, die BALINT heute<br />
beschreibt als einen Schaden, »<strong>der</strong> seinen Schatten über das ganze<br />
Leben geworfen hat«, wobei »<strong>der</strong> Patient die Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong><br />
harmonischen Welt, in <strong>der</strong> er lebte, bevor es durch das >Trauma< zu<br />
seiner Gr<strong>und</strong>störung kam« erwartet. (Der regredierte Patient <strong>und</strong> sein<br />
Analytiker. Psyche, XV. Jhg., Heft 5) . Was die Gr<strong>und</strong>störung ist, sagt<br />
BALINT freilich nirgends. Er beschreibt sie wie als Geburtstrauma. Aber<br />
sie als das zu bezeichnen, verbot ihm - <strong>und</strong> mit wenigen Ausnahmen<br />
allen übrigen offenbar immer noch das alte Tabu.<br />
Wenn es uns gelänge, alle überhaupt möglichen Wahrnehmungen<br />
über das postnatale Leben des Menschen wissenschaftlich<br />
zusammenzutragen <strong>und</strong> auszuwerten, so bliebe es doch Stückwerk,