ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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mit medikamentöser Hilfe die Schwangerschaft austragen konnte. Der<br />
Patient selbst hatte davon keine Ahnung.«<br />
Die verwandte Gr<strong>und</strong>einsteIlung tiefenpsychologisch-wissenschaftlicher<br />
F<strong>und</strong>ierung des Seelenlebens auf das pränatale Dasein zu meinen<br />
Schriften ist unverkennbar. Dabei besteht allerdings eine wesentlich<br />
unterschiedliche Zielsetzung. KRUSE geht es darum, Anfänge des<br />
Seelenlebens im Kinde als »BewußtseinsInhalte« in den letzten 2-3<br />
Monaten im Mutterleib an Einzelfällen induktiv nachzuweisen, während<br />
meine Forschungsweise von dem Leib-Seele-Einheitsprinzip, <strong>der</strong><br />
entelechetischen (ARISTOTELES) Idee ausgeht <strong>und</strong> entsprechend auf<br />
den Ursprung des Seelenlebens zurückgreift, um dann deduktiv am<br />
einzelnen Dasein das Gesetzmäßige aufzuzeigen.<br />
Sobald wir nur nach den Anfängen suchen, dann werden wir ratlos,<br />
wenn wir an einen Schwellenwert geraten. Was verbirgt sich dahinter -<br />
hinter dem sieben Monate alten Seelischen des Ungeborenen? KRUSE<br />
spricht von einem »vorgegebenen Selbstinnesein«: eine schöne<br />
Formulierung des großen Dunkels! Auch für diese Zeit muß dieselbe<br />
Frage gestellt werden, die ich öfter aufwarf: Zu welchem Zeitpunkt<br />
beginnt Seelisches im Fetus o<strong>der</strong> Embryo »lebendig« zu werden. Die<br />
Frage nach »Anfängen« kann nie restlos beantwortet werden, es sei<br />
denn, sie greife auf den Ursprung zurück. Aber ich muß Dr. KRUSE<br />
dankbar sein, denn er hat wie kaum einer vor ihm meine Arbeiten über<br />
das vorgeburtliche Seelenleben als »integrieren<strong>der</strong> Bestandteil des<br />
Lebenslaufes« studiert <strong>und</strong> als bedeutsam anerkannt. Eine Schwierigkeit<br />
ergibt sich für den Tiefenpsychologen - <strong>und</strong> übrigens auch für KRUSE<br />
selbst - wenn letzterer jeden psychischen Inhalt als Bewußtseins-Inhalt<br />
auffaßte, er aber »das Unbewußte als vielschichtig <strong>und</strong><br />
verschwommen« ablehnt. Dabei schließt KRUSE Engramme in<br />
Spermatozoen <strong>und</strong> Eizellen nicht aus, womit wir dann beide auf den<br />
Ursprung stoßen.<br />
Zudem taucht <strong>der</strong> Begriff des Unbewußten doch ab <strong>und</strong> zu bei KRUSE<br />
auf, wenn er z. B. schließt (S. 151), daß »nicht ein Engramm selbst den<br />
Traum bestimmt, son<strong>der</strong>n ein spezifisches Gefälle zwischen bewußten<br />
<strong>und</strong> unbewußten Strebungen«. Es geht KRUSE auch darum, sich von<br />
psychoanalytisch präokkupierten Vorstellungen zu lösen (S. 151).