Psychosozialer Beratungsführer für den - Landkreis Wunsiedel im ...
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4.3 Praxen <strong>für</strong> Ergotherapie<br />
Erläuterungen<br />
Ergotherapie zielt vor allem darauf ab, Menschen mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit umfassend zu<br />
fördern und diese dabei zu einer größtmöglichen Selbständigkeit zu befähigen. In der therapeutischen<br />
Diagnostik gilt es zu erkennen, worin die Handlungseinschränkungen bestehen, welche Verbesserungswünsche<br />
und Handlungsziele <strong>für</strong> <strong>den</strong> Patienten wichtig sind und wie diese in einem ganzheitlichen Ansatz<br />
zu erreichen kann. Die Verordnung als medizinisch-therapeutisches Heilmittel erfolgt in der Regel<br />
durch <strong>den</strong> zuständigen Arzt.<br />
Ergotherapie wird insbesondere angewendet:<br />
- bei Schlaganfall- oder Herzinfarkten, sofern dadurch körperliche Schädigungen erlitten wur<strong>den</strong><br />
- bei Menschen mit angeborenen körperlichen und geistigen Schädigungen<br />
- bei Menschen mit rheumatischen Erkrankungen<br />
- bei Kindern mit Verhaltens- und Entwicklungsstörungen<br />
- bei Menschen mit massiven neurologischen Störungen (z.B. nach Unfällen)<br />
- bei Menschen mit orthopädischem Verschleiß<br />
- bei Menschen mit Störungen der Koordination, der Aufmerksamkeit, der Reaktion, der Merkfähigkeit,<br />
des Gleichgewichts oder der Grob- bzw. Feinmotorik<br />
- bei Menschen mit Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Multipler Sklerose)<br />
In der Pädiatrie, der ergotherapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, wer<strong>den</strong> insbesondere<br />
körperliche, geistige und seelische Entwicklungsrückstände, Störungen der Aufnahme und Verarbeitung<br />
von Sinnesreizen, Verhaltensstörungen in Form von übermäßiger Angst, Abwehr, Passivität und Hyperaktivität<br />
behandelt, um eine größtmögliche Selbständigkeit <strong>im</strong> Alltag, in der Schule und <strong>im</strong> weiteren Umfeld<br />
bei der Entwicklung und Verbesserung der Motorik, Koordination, Wahrnehmung und Kommunikation<br />
zu erreichen. Dabei sollen auch Folgeschä<strong>den</strong> und Entwicklungsverzögerungen vermie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
Die Ergotherapie <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche beinhaltet das Training von alltagsrelevanten und entwicklungsfördern<strong>den</strong><br />
Handlungen durch Anwendung von handwerklichen, spielerischen Tätigkeiten sowie<br />
gestalterischen-musischen Prozessen. Es erfolgt dabei auch eine Beratung von Angehörigen und anderen<br />
Bezugspersonen.<br />
Im neurologischen, geriatrischen und rheumatologischen Bereich, insbesondere bei der Arbeit mit Erwachsenen,<br />
liegen die Schwerpunkte in der Förderung und Stabilisierung von vorhan<strong>den</strong>en und verlorengegangenen<br />
Fähigkeiten, der Vermeidung/Verhinderung von Abhängigkeit und Isolation, der Selbständigkeit<br />
<strong>im</strong> Alter, der Erweiterung und Erhaltung des Bewegungsausmaßes aller Gelenke, der Verbesserung<br />
der Handlungs-, Bewegungsplanung und Bewegungsdurchführung, der Förderung und<br />
Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen, der Nutzung vorhan<strong>den</strong>er Kompetenzen, der Förderung von<br />
Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit und Orientierung sowie der Verbesserung und Erhaltung individuell<br />
best<strong>im</strong>mter Lebensqualität. Die dabei durchgeführte Ergotherapie beinhaltet das Training der motorischen<br />
und sensorischen Fähigkeiten, das Training bei neuropsychologischen Störungen/Hirnleistungsstörungen,<br />
das Training der Selbständigkeit <strong>im</strong> Alltag, die Versorgung mit Hilfsmitteln<br />
sowie das Training sozial-kommunikativer Fähigkeiten.<br />
Je nach Krankheitsbild wer<strong>den</strong> unterschiedliche Einzelmaßnahme der Ergotherapie individuell zusammengestellt,<br />
wie z.B. das Trainieren und Vorbereiten von körperlichen Bewegungsabläufen, Training<br />
zum Zwecke des Ausgleichs von Bewegungseinschränkungen, Training zur Selbsthilfe und des Alltags<br />
(z.B. sinnvolle Tagesstrukturierung, Förderung von notwendigen lebenspraktischen und sozioemotionalen<br />
Fähigkeiten), Verbesserung der psychischen und geistigen Grundleistungsfunktionen (z.B. Orientierung,<br />
Merkfähigkeit, Ausdauer, Belastungsfähigkeit, Konzentration und Wahrnehmung) bis hin zur Analyse<br />
der Wohnsituation und Wohnumgebung, um z.B. mit entsprechender Wohnraumgestaltung die<br />
größtmögliche Eigenständigkeit des Patienten zu erreichen.<br />
Dieser ganzheitliche Ansatz zielt vor allem darauf ab, körperliche und seelische Zustände zu verbessern,<br />
<strong>den</strong> Lei<strong>den</strong>sdruck zu senken, eine Schmerzlinderung zu erreichen und Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern.