Psychosozialer Beratungsführer für den - Landkreis Wunsiedel im ...
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4.4 Praxen <strong>für</strong> Logopädie und Sprachheiltherapie<br />
Erläuterungen:<br />
Logopädie, auch Sprachtherapie genannt, beschäftigt sich mit der Diagnose und Therapie von St<strong>im</strong>m-<br />
Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen des Menschen. Die Klientel der Logopä<strong>den</strong> reicht vom Säugling<br />
bis zum altern<strong>den</strong> Menschen. Insbesondere behinderte Kinder, Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen<br />
sowie Patienten nach Schlaganfällen wer<strong>den</strong> logopädisch betreut. Ziel der Logopädie ist es, eine<br />
Verbesserung der Sprache, St<strong>im</strong>me, des Redeflusses, der Artikulation und des Schluckens zu erreichen,<br />
um die Kommunikationsfähigkeit der Patienten zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
Konkrete Anwendungsfelder sind:<br />
- Dyslalien (phonetische): Sprech- und Artikulationsfehler, Lispeln<br />
- Phonologische Störungen: Störung der korrekten Lautverwendung (z.B. Vertauschungen, Auslassungen,<br />
Hinzufügungen)<br />
- Dysgrammatismus (eingeschränkte grammatikalische Fähigkeiten)<br />
- eingeschränkter Wortschatz, sowohl aktiv als auch passiv<br />
- Sprachentwicklungsstörungen und –verzögerungen bei Kindern<br />
- Schriftspracherwerbsstörung als Folge einer früheren Sprachentwicklungsstörung (früher auch Legasthenie,<br />
LRS, Dyslexie oder Dysgrafie genannt) bei Kindern <strong>im</strong> Schulalter<br />
- Selektiver Mutismus, Mutismus und Autismus<br />
- Myofunktionelle Therapie<br />
- Redeflussstörungen: Stottern, Poltern<br />
- Dysphagie (Schlucktherapie); kindlich falsches Schluckmuster (Zungenstoß), neurologische<br />
Schluckstörungen (z.B. nach Schlaganfall), postoperative Schluckstörungen (z.B. nach Entfernung<br />
von Rachen- und Zungenteilen wegen Tumoren)<br />
- Aphasien (z.B. nach Schlaganfall, Unfällen mit Schädel-Hirn-Trauma)<br />
- Dysphonien: St<strong>im</strong>mstörungen<br />
- Dysarthrie: Koordinationsstörung von St<strong>im</strong>me, Artikulation, Atmung und Tonus (z.B. bei Morbus<br />
Parkinson, ALS (Amyothrophische Lateral-Sklerose), Multiple Sklerose, Schlaganfällen und Schädel-Hirn-Trauma)<br />
- Sprach- und Sprechstörungen <strong>im</strong> Rahmen einer Demenz (z.B. Alzhe<strong>im</strong>er)<br />
- Sprechtonänderungen <strong>im</strong> Rahmen geschlechtsangleichender Behandlungen (siehe auch Transsexualität)<br />
Nach der Befunderhebung be<strong>im</strong> Facharzt wird ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und seiner<br />
Familie geführt. Maßgeblich ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Logopä<strong>den</strong>, HNO-Ärzten,<br />
Zahnärzten, Kieferorthopä<strong>den</strong>, Kinderärzten und Neurologen. Danach wer<strong>den</strong> individuelle Therapiemaßnahmen<br />
festgelegt. Zu <strong>den</strong> Therapieformen der Logopä<strong>den</strong> zählen: Bewegungsübungen, um <strong>den</strong><br />
Gesichts-, Mund-, Kau- und Schluckmuskeln zu stärken, Atemtraining, Sprechübungen, Wahrnehmungstraining<br />
in Bezug auf das eigene Körpergefühl, Entspannungs- und Kräftigungseinheiten, Wortschatzaufbau,<br />
Übungen zum Sprachverständnis, zur St<strong>im</strong>mbildung, Aussprache, Ausdauer und Konzentration.<br />
Eine umfassende Beratung des Betroffenen und der Angehörigen ist Bestandteil der Behandlung, wo<br />
über Ursache und Auswirkungen der jeweiligen Kommunikationsstörung aufgeklärt wird. Sie informiert<br />
über die Inhalte und <strong>den</strong> Verlauf der Behandlung und gibt gezielte Hinweise zum verbesserten Umgang<br />
<strong>im</strong> Alltag. Daraus kann auch die Vermittlung zu Selbsthilfevereinigungen oder zusätzlicher psychologischer<br />
Behandlung erwachsen.<br />
Bei Fragen zur Einschulung bzw. Wiedereingliederung in <strong>den</strong> Beruf ist häufig ein logopädisches Gutachten<br />
gefordert.