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Messinstrumentes entwickelt wird, ist dies zu umso mehr zu beachten. Ebenso wie mit dem praktischen<br />
Grundsatz in eine empirische Erhebung zu gehen, immer ein Parallelitem in der Hinterhand zu haben. Ohne gute<br />
Items, die das hinter ihnen stehende Konstrukt nicht angemessen zu erfassen in der Lage sind, wären die<br />
folgenden Analysen der im zentralen Interesse stehenden kausalen Zusammenhänge nicht durchführbar gewesen.<br />
6.7.1. Positives High Involvement-Modell (Modell 1)<br />
Zunächst einmal ist festzustellen, dass die globalen Fitwerte des Modells ausnahmslos gute Werte aufweisen<br />
(vgl. Abbildung 59, S. 254). Damit sind bei diesem Modell die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, um die<br />
Kausalbeziehungen analysieren zu können.<br />
Ausgangspunkt ist die Fragestellung, ob das Entscheiderinvolvement die Wahrnehmung von Produkt-, Marken<br />
und Preismerkmalen beeinflusst. Daran schließt sich die Frage, welche Marken-, Qualitäts- und Preissignale<br />
eines Reiseveranstalters durch die Urlaubsentscheider in Abhängigkeit vom Entscheiderinvolvement<br />
wahrgenommen werden. Die erste Hypothese beschäftigt sich mit diesen Fragestellungen.<br />
Hypothese 1 :<br />
Je höher das Dauerhafte Produktklasseninvolvement und/oder das temporäre Marken- und Produktauswahlinvolvement<br />
desto stärker werden Qualitätsattribute einer Reiseveranstaltermarke durch den Reiseentscheider wahrgenommen.<br />
Die Hypothese kann prinzipiell bestätigt werden, bedarf jedoch einer differenzierten Betrachtung. Sie ist voll<br />
und ganz zutreffend in Bezug auf das temporäre, in einer Buchungssituation auftretende Marken- und<br />
Produktauswahlinvolvement und auch in Bezug auf das Dauerhafte Involvement mit einem<br />
Spezialreiseveranstalter und nicht jedoch im Hinblick auf das Dauerhafte Involvement mit<br />
Standardpauschalreiseanbietern. Die Wahrnehmung der customized qualities wird kausal beeinflusst vom<br />
Dauerhaften Involvement (+ 0,27) und - in deutlich höherem Maße - vom Buchungsinvolvement der<br />
Reiseentscheider (+ 0,61). Auch im Hinblick auf alle weitere Produkteigenschaften beeinflusst das<br />
Buchungsinvolvement die Wahrnehmung : vor allem die Wahrnehmung von Vertrauenseigenschaften (+ 0,86),<br />
aber auch die Marke (+ 0,53) und emotionale Personalkompetenz (+0,39) werden positiv durch das<br />
Buchungsinvolvement beeinflusst. Schwächer (hier auch nur auf 95%-Basis) ist der kausale Einfluss in Bezug<br />
auf die Wahrnehmung der convenience-Eigenschaften (+ 0,13). Reiseentscheider, die eine hohes Involvement<br />
mit Spezialanbietern aufweisen, achten eindeutig und ausschließlich auf customized qualities, dies zeigen die<br />
negativen Pfadkoeffizienten bei allen anderen Produkt- und Markendimensionen : je höher das Involvement<br />
desto weniger achten diese Entscheider auf die emotionale Personalkompetenz (- 0,19), convenience (- 0,22), auf<br />
Vertrauenssignale (- 0,26) und vor allem auf die Veranstaltermarke (- 0,47).<br />
Es bestätigen sich die Ausführungen im theoretischen Teil : Nachfrager, die ihre spezialisierten Interessen durch<br />
einen Spezialveranstalter und auch nur durch einen solchen Veranstalter abgedeckt sehen, bauen eine von einem<br />
persönlich relevanten Interesse oder einem persönlichen Lebensstil getragene Beziehung zu derartigen<br />
Veranstaltern auf. Das Involvement mit den Spezialisten führt zum Aufbau einer hohen<br />
Produktbeurteilungskompetenz und Interesse an individualisierten Produktangeboten. Man ist nahezu<br />
ausschließlich am Produkt interessiert, und weniger an Absicherungen durch Marke und Vertrauen. Das<br />
Vertrauen in die eigene Beurteilungskompetenz ist bei diesen Entscheidern ausgeprägt, eine schnelle und<br />
bequeme Buchungsentscheidung nicht gefragt, da man sich eigenmotiviert auch gerne mit allem beschäftigt, was<br />
mit dem Reisen zu tun hat.<br />
Ganz anders der Einfluss des Involvements mit Standardanbietern auf die Wahrnehmung von Produkt- und<br />
Markeneigenschaften :<br />
Zur Wahrnehmung der customized qualities besteht ein negativer Zusammenhang : je höher das Dauerhafte<br />
Involvement mit einem Generalisten, desto weniger achtet der Entscheider auf customized qualities (- 0,20). Ein<br />
logischer Zusammenhang, da Standardreiseveranstalter auch nicht in dem Ruf stehen, besondere Individualität<br />
bereitstellen zu können, warum sollte man als mit einem Pauschalanbieter involvierter Entscheider auf etwas<br />
achten, was nicht relevant ist – und was die Generalisten in dieser subjektiven Sichtweise nicht anbieten. Der<br />
kausale Einfluss in Bezug auf die Qualitätsdimensionen Vertrauen, Personal und convenience ist nicht<br />
signifikant. Ein positiver kausaler Einfluss besteht lediglich im Hinblick auf die Wahrnehmung der<br />
Veranstaltermarke (+0,27). Auch dieser Befund bewegt sich in der Linie der theoretischen Erkenntnisse,<br />
wonach die Marke (hier die Größe und Bekanntheit des Veranstalters) als Surrogat für eine differenzierte<br />
Qualitätsbeurteilung genutzt wird.<br />
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