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haben hier vermutlich viel Geld verloren, da beide Veranstalter einen vermutlich hohen Anteil 8 an Low<br />

Involvement-Kunden besitzen, die differenzierende Veranstalterqualitäten nicht wahrnehmen und auch<br />

kein Interesse besitzen, diese wahrnehmen zu wollen. Damit stellt sich die grundsätzliche Frage eines<br />

„Qualitätsanbieters“ im preissensiblen Massensegment. Aus Sicht dieser Arbeit wäre eher zu<br />

empfehlen, die Marke lediglich mit den Mitteln der klassischen Low Involvement-Kommunikation (vgl.<br />

Abschnitt 2.1.2.1. und Abschnitt 2.5.3.) zu aktualisieren und in der Entscheidungssituation präsent zu<br />

halten. Eine durchgängige Markenpräsenz in der Prozessphase wird im Low Involvement-Bereich auf<br />

wenig Resonanz stoßen : die ausgeprägte Niedrigpreisfixierung steht der Bildung von Markenloyalität<br />

entgegen. Im Vorteil sind jene Marken, die im Niedrigpreisbereich klar positioniert sind und eine<br />

subjektiv wahrgenommene Billigbuchung markentechnisch absichern – und ersparte Aufwendungen für<br />

eine durchgängige Markenpräsenz in Präsenzwerbung und Preissenkungen stecken.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Untersuchung stellt sich auch die grundsätzliche Frage der Sinnhaftigkeit,<br />

Spezialistenmarken aufzugeben und zu einem marken- und qualitätsorientierten Großanbieter zu<br />

verschmelzen. Die Ergebnisse zeigen, dass vermutlich effizienter wäre, Spezialistenmarken zu<br />

bewahren und/oder zu entwickeln, die ein scharfes Profil und eine ausgesuchte Qualitätspositionierung<br />

aufweisen für diejenigen Zielgruppen, die aufgrund einer hohen persönlichen positiven Involviertheit in<br />

der Lage sind, hochwertige Qualitäten und Markierungen wahrzunehmen – und bereit sind, dafür einen<br />

angemessenen Preis zu bezahlen. Für die konkrete Ausgestaltung des „positiven Spezialistentums“ sei<br />

auf die Ausführungen zum Nutzen- und Belohnungskonzept verwiesen (vgl. Abschnitt 5.3.4.).<br />

Auch im negativen High Involvement-Bereich ist eine Profilierung als Spezialist angezeigt : der<br />

„Spezialist für sicheres Reisen“ kann ein möglicher Ansatzpunkt für eine präferenzstrategische<br />

Positionierung darstellen. Die möglichen Instrumentarien der produkt- und markentechnischen<br />

Profilierung im „Risiko“-Entscheidungsfeld wurden in Abschnitt 5.1.2.1. und in Abschnitt 5.2. im<br />

Zusammenhang mit der Diskussion der Dienstleistungstheorie und Informationsökonomie<br />

herausgearbeitet.<br />

Insgesamt überrascht es im Lichte der Erkenntnisse dieser Arbeit nicht, dass das touristische Krisenjahr 2003<br />

zum Jahr der Spezialisten ausgerufen wurde : es waren vor allem jene Anbieter erfolgreich, die eine<br />

Angebotsprofilierung nicht über einen niedrigen Preis, sondern über Investitionen in hohe Produktqualität,<br />

individualisierte Dienstleistungen, persönliche Betreuung und hochwertige Reiseerlebnisse im Markt<br />

durchsetzen konnten und als Ergebnis eines erfolgreichen Produkt- und Markenmanagements eine klare,<br />

nachfragerrelevante Positionierung der Marke vermitteln konnten. Die konsequente Umsetzung der<br />

Präferenzstrategie kann so zu einem strategischen Erfolgsfaktor auch für all jene touristischen Leistungsanbieter<br />

werden, die sich (noch) in der „gefährlichen Mittellage“ befinden 9 und dazu beitragen – um zum einleitenden<br />

Satz der Arbeit zurückzukehren –, dass der touristische Gesamtmarkt in geringerem Maße durch Preiskämpfe<br />

bestimmt wird.<br />

Für eine erfolgreiche Präferenzstrategie gilt jedoch auch die alte Fußballerweisheit : „Entscheidend ist auf dem<br />

Platz“ (Otto Rehagel) : nur wenn die in der Potentialphase gegebenen Qualitätsversprechen auf der Reise<br />

eingelöst werden, die Erwartungen der Urlaubsreisenden (über)erfüllt werden, greifen die Prozesse, die eine<br />

Marke an den Kunden binden. Gelingt es einem Veranstalter nicht, in der Produktausführung diesen<br />

Erwartungen gerecht zu werden, ist der präferenzstrategische Ansatz zum Scheitern verurteilt. Es wird nicht das<br />

eintreten, was mit dem präferenzstrategischen Ansatz im Endziel verbunden ist und im Sinne des normativen<br />

Markengedankens die strategische Ausrichtung des Unternehmens bestimmen sollte : eine touristische Marke zu<br />

entwickeln, die dem in dieser Arbeit formulierten definitorischen Anspruch gerecht wird:<br />

Eine starke touristische Marke vermittelt dem Nachfrager eine besondere emotionale und<br />

funktionale Wertigkeit, die sie für die angestrebte Zielgruppe unverwechselbar macht und<br />

dadurch vor Austauschbarkeit schützt. Sie wirkt nachhaltig indem sie dauerhaft eine emotionale<br />

Bindungswirkung erzeugt, die sie ideell und preislich unangreifbar macht und somit aus dem<br />

Angebot an Wettbewerbsmarken positiv heraushebt. Die einzigartige funktionale und emotionale<br />

Qualität einer Marke wird untermauert durch ein starkes Marken- und Produktimage, welches<br />

die besonderen Vorteile bzw. Stärken eines Produktes heraushebt und so das Gesamtbild einer<br />

überlegenen Marke vermittelt. Aufgrund dieser Markeneigenschaften vermag eine starke Marke<br />

beim Konsumenten stabile Präferenzen und Markenloyalität erzeugen und in deren Folge ein<br />

hohes positives Dauerhaftes Markeninvolvement hervorrufen<br />

8 Nach der dieser Untersuchung zugrundeliegenden Stichprobe sind 72,4% der Befragten in Bezug auf die nächste geplante Urlaubsreise in<br />

der Buchungssituationin dem Low Involvement-Bereich zuzuordnen.<br />

9 Vgl. Abschnitt 1.1.1., S. 3.<br />

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