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GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />
Multiple Sklerose ist zentrales Anliegen<br />
Grazer Forschung führt zum spürbaren Erfolg für Menschen mit MS<br />
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche<br />
Erkrankung des zentralen Nervensystems<br />
und führt durch einen Autoimmunmechanismus<br />
zur Schädigung der Myelinscheiden<br />
und Axone. Die Erkrankung verläuft<br />
in Schüben oder chronisch fortschreitend<br />
und ist sowohl in ihrem Verlauf als auch in<br />
den auftretenden Symptomen sehr variabel.<br />
Zu häufigen Symptomen der Erkrankung<br />
zählen Sehstörungen (Verschwommensehen<br />
oder Doppelbilder), Gefühlsstörungen, Lähmungen<br />
oder Gleichgewichtsstörungen.<br />
MS dauert ein Leben lang<br />
MS beginnt üblicherweise in der 3. oder 4.<br />
Lebensdekade und betrifft Frauen etwa<br />
doppelt so häufig wie Männer. Die Häufigkeit<br />
in Österreich beträgt etwa 100 Betroffene<br />
auf 100.000 EinwohnerInnen, das entspricht<br />
ca. 8000 Personen, die von dieser Erkrankung<br />
betroffen sind. In der Steiermark<br />
leben dementsprechend etwa 1200 an MS<br />
erkrankte Menschen. Diese Zahl mutet zuerst<br />
nicht sehr hoch an. Viel klarer wird einem<br />
die Bedeutung aber, wenn man bedenkt,<br />
dass MS eine chronische Erkrankung<br />
ist, die bei jungen Menschen erstmals auftritt<br />
und die Betroffenen ihr ganzes weiteres<br />
Leben begleitet.<br />
MS – ein zentrales<br />
Anliegen der Neurologien<br />
Die Erkrankung ist in ihrem Schweregrad<br />
sehr variabel. Leichte Verläufe ohne jede<br />
körperliche Beeinträchtigung kommen vor,<br />
wobei natürlich auch bei diesen Patienten<br />
zu bedenken ist, dass der seelische Umgang<br />
mit der Krankheit von sehr viel<br />
Lebensunsicherheit und Angst vor einem<br />
weiteren Krankheitsschub geprägt ist. Bei<br />
aktiven Verläufen kann MS zu schwersten<br />
Behinderungen bis zu Rollstuhlpflichtigkeit<br />
oder Pflegebedürftigkeit führen. Es ist deshalb<br />
erforderlich, alle Anstrengungen zu<br />
unternehmen, um die Ursachen der MS<br />
weiter zu erforschen und wirkungsvolle<br />
Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten<br />
zu finden sowie für die Betroffenen ein entsprechendes<br />
Versorgungsnetz zu garantieren.<br />
Die Universitätsklinik für Neurologie in<br />
Graz, die übrigen Neurologischen Abteilungen<br />
der Steiermark sowie die neurorehabilitativen<br />
Einrichtungen unseres Landes machen<br />
sich dieses Ziel zu einem zentralen<br />
Anliegen.<br />
MS-Arbeitsgruppe der Grazer Universitätsklinik für Neurologie.<br />
Grazer Forschung<br />
Glücklicherweise haben die letzten 10 bis 15<br />
Jahre große Fortschritte in Bezug auf Verständnis,<br />
Erkennung und Behandlung der MS<br />
gebracht, wobei an dieser Entwicklung auch<br />
österreichische Neurologen sehr aktiv beteiligt<br />
waren. Die neurologische Univ.-Klinik in<br />
Graz hat mit einem Schwerpunkt in diesem<br />
Bereich seit Jahren sowohl die Erforschung<br />
der Erkrankung als auch die Betreuung der<br />
Patienten mit MS intensiv aufgebaut.<br />
Effiziente Reduktion<br />
der Krankheitsaktivität<br />
Mit der Einführung von immunmodulatorischen<br />
Substanzen wie den Beta-Interferonen<br />
und Glatirameracetat zur Therapie der MS<br />
wurde erstmals ein Tor zur effizienten Reduktion<br />
der Krankheitsaktivität bei zumindest<br />
einem großen Teil der an MS Erkrankten aufgestoßen.<br />
Die neurologische Klinik Graz war<br />
in Studien mit Interferonpräparaten von Beginn<br />
an beteiligt und hat auch als eine der<br />
ersten Kliniken Interferone in der Praxis angewendet.<br />
Auch derzeit werden noch mehrere<br />
Studien mit diesen Substanzen zur Beurteilung<br />
eventueller Vorteile höherer Dosierung<br />
und zum Vergleich der Wirkung gegenüber<br />
anderen Medikamenten durchgeführt.<br />
Gemeinsam mit weiteren Neurologischen<br />
Abteilungen Österreichs wurden auch andere<br />
Behandlungsalternativen wie etwa die intravenöse<br />
Verabreichung von Immunglobulinen<br />
erfolgreich untersucht und als österreichische<br />
Verbundstudie federführend von<br />
der Grazer neurologischen Klinik publiziert.<br />
Neben mehreren anderen Therapiestudien<br />
wurde in den letzten Jahren auch die inzwischen<br />
als sehr wirksam bestätigte Therapie<br />
mit Tysabri® bei uns untersucht und mittlerweile<br />
auch in der klinischen Praxis angewendet.<br />
Die Durchführung von Therapiestudien gibt<br />
uns die Möglichkeit, Medikamente mit vielversprechenden<br />
Ansätzen frühzeitig und in<br />
kontrollierter Form zur Verfügung zu stellen.<br />
Diagnostik mit<br />
Kernspintomographie<br />
Forschungsarbeiten an der Universität Graz<br />
haben sich besonders auf die Bedeutung der<br />
Kernspintomographie für Diagnose und Verlaufsbeurteilung<br />
der MS konzentriert. Diese<br />
Erkenntnisse haben unter anderem dazu geführt,<br />
dass die Kernspintomographie heute<br />
einen wesentlichen Pfeiler in der Diagnostik<br />
der MS darstellt und zunehmend auch für<br />
Verlaufsbeurteilungen der Erkrankung herangezogen<br />
wird. Gerade die Beurteilung von<br />
MS-Verläufen unter Verwendung von MR-Ergebnissen<br />
stellt auch derzeit noch ein wichtiges<br />
Forschungsanliegen der Neurologischen<br />
Klinik dar und wird auch in Zukunft speziell<br />
durch Entwicklung neuer Methoden wie z. B.<br />
der funktionellen MRT-Untersuchung den Zugang<br />
zu neuen Informationen über MS ermöglichen.<br />
In Zusammenarbeit mit mehreren anderen<br />
österreichischen Zentren konnte auch ein<br />
Beitrag zur epidemiologischen Erfassung von<br />
MS geleistet werden. Auch die Bedeutung<br />
genetischer Faktoren für Auftreten und<br />
Krankheitsverlauf der MS wurde gemeinsam<br />
mit anderen österreichischen Zentren untersucht<br />
und deren Einfluss auf das Ausmaß der<br />
Veränderungen in der MRT belegt. In einer<br />
März 2007<br />
Menschen helfen Menschen