PDF-Ausgabe - G´sund Online
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32<br />
GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />
Knorpel lässt sich nachzüchten<br />
„Künstliches Kniegelenk nicht absolut nötig“, so Unfallchirurg Peter Panzenböck<br />
Der bekannte Grazer Unfallchirurg Dr. Peter<br />
Panzenböck ist ein Beispiel dafür,<br />
dass frei niedergelassene Ärzte auch in der<br />
Steiermark wesentliche Beiträge zur Forschung<br />
leisten. Die Züchtung und spätere<br />
Transplantation von körpereigenen Knorpelzellen<br />
ist ein Spezialgebiet von ihm, die es<br />
möglich macht, dass Patienten zum Beispiel<br />
das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks<br />
erspart bleiben kann.<br />
„Wenn die Defekte nicht zu große sind“,<br />
schränkt der Mediziner ein. Seit dem Jahr<br />
2004 setzt er körpereigene Knorpelzellen bei<br />
Gelenksoperationen ein; hauptsächlich betrifft<br />
dies das Knie. Bis zu zwölf Quadratzentimeter<br />
große Defekte können bereits behoben<br />
werden. Die Knorpelzellen werden entnommen,<br />
in einem Labor („Ich arbeite mit<br />
Freiburg zusammen“) über einen Zeitraum<br />
von vier bis sechs Wochen gezüchtet und<br />
An der Grazer Universitätsklinik für Kinder-<br />
und Jugendheilkunde wurde der<br />
jugendliche Patient Emanuel mit einem<br />
neuen, kürzlich zugelassenen Medikament<br />
behandelt. Dem 7-jährigen Buben aus<br />
Wels in Oberösterreich fehlt wegen eines<br />
vererbten Stoffwechseldefektes ein lebenswichtiges<br />
Enzym. Die Erkrankung am<br />
MPS-Typ II (Morbus Hunter) führte in den<br />
letzten Jahren zu einer zunehmenden Hyperaktivität,<br />
wodurch er ständig beaufsichtigt<br />
werden muss. Die Beweglichkeit seiner<br />
Gelenke hat stark nachgelassen, auch<br />
Unfallchirurg Dr.<br />
Peter Panzenböck:<br />
„Biotechnologie<br />
macht’s möglich.“<br />
dann innerhalb von 72 Stunden<br />
operativ eingesetzt. Die Methode<br />
erfülle ihn als Arzt mit großer<br />
Befriedigung, so Panzenböck.<br />
Die Entwicklung komme aus der<br />
Biotechnologie, dennoch stehe<br />
man erst am Beginn.<br />
Gelenksknorpeldefekte<br />
Zigtausend Österreicher leiden<br />
unter Gelenksknorpeldefekten.<br />
Der Knorpel erfüllt wichtige<br />
Funktionen innerhalb der komplexen<br />
Struktur unserer Gelenke.<br />
Einerseits sorgt er für die reibungslose<br />
Bewegung der Knochen<br />
im Gelenk, andererseits kann er Belastungen<br />
und Stöße bis zum Siebenfachen unseres<br />
Körpergewichtes auffangen und dämpfen.<br />
Aufgrund dieser Eigenschaften werden<br />
Beschädigungen der Knochen verhindert.<br />
„Die fehlende Blutversorgung des Gelenkknorpels<br />
bedingt aber auch, dass sich im Falle<br />
einer Schädigung der Knorpel nur teilweise<br />
regenerieren kann“, so Panzenböck. Es<br />
gibt verschiedene Arten von Knorpeln. Der<br />
weiße, glasartig durchscheinende hyaline<br />
Gelenksknorpel überzieht die Knochenendflächen<br />
beweglicher Gelenke. Weil der Knorpel<br />
keine Nerven hat, spürt der Patient in der<br />
Frühphase bei einer Schädigung auch keine<br />
Schmerzsignale. Panzenböck: „Diese Schäden<br />
können aufgrund altersbedingter Abnutzung<br />
auftreten oder zum Beispiel auch durch<br />
Sportunfälle hervorgerufen werden. Bleibende<br />
Gelenksschäden sind schmerzhaft.“<br />
Und wie läuft nun<br />
eine solche Operation ab?<br />
Während einer Arthroskopie (Kniespiegelung)<br />
wird aus einem wenig belasteten<br />
Bereich Knorpelgewebe entnommen und im<br />
Labor vermehrt. Die Versorgung der neu gezüchteten<br />
Knorpelzellen erfolgt mit Eigenblut.<br />
„Das vorgeformte Transplantat“, erklärt<br />
Panzenböck, „wird bei der Operation auf die<br />
gewünschte Größe zugeschnitten. Mit Hilfe<br />
von vier Verankerungsdrähten – es gibt an<br />
jeder Ecke eine Verknüpfung – wird das<br />
Transplantat ganz genau in den Defekt eingebracht.“<br />
Die vier Verknüpfungsnähte werden<br />
dabei im Knochen sicher verankert, so<br />
heilen die Knorpelzellen in den Defekt ein.<br />
Das Trägervlies wird dann im Zeitraum eines<br />
halben Jahres völlig absorbiert. Zwischen<br />
sechs Monaten und einem Jahr kommt es<br />
durch zusätzliche Rehabilitationsmaßnahmen<br />
zur Heilung.<br />
Die Kosten für die gesamte Operation sind<br />
nicht gering, allein für die Züchtung muss mit<br />
4.000,– bis 8.000,– Euro gerechnet werden.<br />
Aber auch ein Kniegelenk verursacht reine<br />
Materialkosten von rund 5.000,– Euro. „Die<br />
Nachzüchtung von Knorpeln ist aber die weit<br />
zukunftsweisendere Methode“, ist Unfallchirurg<br />
Dr. Peter Panzenböck überzeugt. ■<br />
Dr. Jürgen Lehner<br />
Kontakt:<br />
Dr. Peter Panzenböck<br />
Körblergasse 46, 8010 Graz<br />
Tel. +453664 / 420 20 27<br />
Neues Medikament gegen Mukopolysaccharidose<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde hofft auf Lebensqualitätsverbesserung bei MPS<br />
Ein neues<br />
Medikament<br />
bringt Hoffnung<br />
für den 7-<br />
jährigen<br />
Emanuel, der an<br />
der seltenen<br />
Krankheit<br />
Mukopolysaccharidose<br />
(MPS) leidet.<br />
sein Längenwachstum bleibt deutlich<br />
zurück. Veränderungen der oberen Atemwege<br />
führen zu häufigen Infektionen. Ärzte<br />
und Eltern erhoffen sich durch die Infusionsbehandlung<br />
mit dem neuen Medikament<br />
eine deutliche Verbesserung in der<br />
Lebensqualität.<br />
■<br />
Mehr dazu:<br />
www.klinikum-graz.at<br />
➟ AKTUELLES<br />
Mag. Simone Pichler,<br />
LKH-Univ.Klinikum Graz<br />
März 2007<br />
Menschen helfen Menschen