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26<br />

GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />

Foto: Mag. H. Meinhart<br />

Angsterkrankungen (1. Teil)<br />

Ursachen und Erklärungsmodelle zur Angstentstehung<br />

Nach heutigem Wissensstand<br />

leidet jeder 5.<br />

Mensch im Verlauf seines Lebens<br />

während längerer Zeit<br />

unter Angst. Angst- und Panikstörungen<br />

sind die häufigsten<br />

psychischen Störungen bei<br />

Frauen und die zweithäufigsten<br />

bei Männern nach den<br />

Suchterkrankungen. In den<br />

meisten Fällen (80%) treten<br />

die Angstanfälle plötzlich auf, wobei in medizinischen<br />

Untersuchungen meist keine organischen<br />

Ursachen zu finden sind. Häufig<br />

kommt es zur Angst vor der Angst.<br />

Was ist eigentlich Angst?<br />

Angst ist ein grundlegendes normales Gefühl,<br />

das bei jedem Menschen auftritt, wie<br />

Freude, Wut, Ärger, Zorn oder Traurigkeit.<br />

Angst tritt zumeist in Situationen auf, die als<br />

bedrohlich, ungewiss und unkontrollierbar<br />

eingeschätzt werden. Ängste und Angsterkrankungen<br />

können aber auch im Zusammenhang<br />

mit körperlichen Erkrankungen auftreten.<br />

Heute spricht man in Zusammenhang<br />

mit Angst häufig von Panik.<br />

Dr. Magdalena<br />

Koinegg, Klinische<br />

Psychologin, LKH<br />

Deutschlandsberg.<br />

Symptomatik der Panikstörung<br />

Wir finden folgende körperliche Symptome:<br />

Starkes, schnelles oder unregelmäßiges<br />

Herzklopfen, Zittern, Schwindel oder Benommenheit,<br />

Schwitzen, weiche<br />

Knie, Schmerzen oder Beklemmungsgefühle<br />

in der Brust,<br />

Atemnot, Kloß im Hals, Übelkeit<br />

oder Magen/Darmprobleme.<br />

Die Betroffenen erleben<br />

diese Symptome als sehr unangenehm<br />

und bedrohlich.<br />

Angst- und Panikstörungen<br />

sind oft die Folge einer stark<br />

belastenden und schon länger<br />

andauernden Situation (z.B. beruflicher oder<br />

familiärer Stress, Scheidung, Todesfall,<br />

Schulden, Arbeitslosigkeit), eine Panikattacke<br />

tritt dann oft erst verzögert in einer<br />

Ruhesituation auf, wo Zeit zum Nachdenken<br />

und Verarbeiten von Erlebtem gegeben ist.<br />

Erklärungsmodelle<br />

zur Angstentstehung<br />

• Angst als Stressreaktion<br />

Unter Stress versteht man alle körperlichen<br />

und seelischen Belastungen (Stressoren)<br />

sowie auch die Reaktion auf diese Belastungen.<br />

Angst, Aufregung und Stress lösen<br />

bestimmte biologisch sinnvolle vegetative<br />

Reaktionen aus, im negativen Fall aber<br />

auch belastende Fehlregulierungen. Alles,<br />

was zu einem drastischen Anstieg des Adrenalinspiegels<br />

im Blut führt, kann eine Panikattacke<br />

auslösen. Panikattacken treten<br />

oft erst nach einer starken körperlichen<br />

oder seelischen Belastung auf. War der<br />

Stresshormonspiegel über einen längeren<br />

Zeitraum erhöht, sinkt er nämlich mit nachlassender<br />

Belastung nicht sofort auf das<br />

Normalmaß zurück, sondern wird oft erst<br />

über eine Panikattacke abgebaut. Dies erklärt<br />

das häufige Auftreten von Panikattacken<br />

in Phasen beginnender Ruhe, das<br />

heißt, wenn man sich gerade niedergesetzt<br />

oder in das Bett gelegt hat. Panikattacken<br />

können sogar im Schlaf auftreten, und zwar<br />

dann, wenn die chronische Verspannung<br />

erst im Schlaf nachlässt. Eine derartige<br />

Symptomatik ist mit einer Wochenendmigräne<br />

vergleichbar.<br />

• Der Teufelskreis der Angst<br />

Manche Menschen, die einmal einen starken<br />

Angstzustand wie z.B. eine Panikattacke erlebt<br />

haben, werden sehr empfindlich. Sie bewerten<br />

zunehmend ganz normale körperliche<br />

Beschwerden als besonders gefährlich und<br />

setzen so den Teufelskreis in Gang.<br />

Der Teufelskreis der Angst kann grundsätzlich<br />

von verschiedenen Faktoren ausgelöst<br />

werden: z.B. durch das Lesen eines Zeitungsartikels<br />

über Herzerkrankungen oder die<br />

Wahrnehmung von körperlichen Veränderungen<br />

in vermeintlich bedrohlichen Situationen,<br />

wie z.B. das Liftfahren.<br />

Angst wird zur Krankheit, wenn sie unangemessen<br />

stark ist, wenn sie zu häufig und zu<br />

lange auftritt, wenn die Personen einen Kontrollverlust<br />

erleben und hoher Leidensdruck<br />

entsteht.<br />

Jeder Versuch, die Angst zu unterdrücken,<br />

sei es durch Ablenkung, Vermeidung oder<br />

Flucht, verstärkt letztendlich die Angstproblematik.<br />

Würde es gelingen, die Angst auszuhalten,<br />

ohne sie zu vermeiden, würde sie<br />

schon nach kurzer Zeit von alleine verschwinden.<br />

• Angst bei körperlichen<br />

Erkrankungen und Eingriffen<br />

Eine besondere Form oft lang andauernder<br />

Belastungssituationen, die mit Angst und<br />

Stress verbunden ist, sind körperliche Erkrankungen.<br />

Deren Bandbreite reicht dabei<br />

von schweren Zuckerkrankheiten (Diabetes)<br />

über Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen,<br />

Unfallfolgen bis zu Krebs. In allen Abschnitten<br />

ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungsschritte<br />

können Angstgefühle und<br />

Erwartungsängste auftreten.<br />

• Erwartungsangst bei der Diagnostik<br />

Ausgeprägte Erwartungsängste sind bei den<br />

meisten Menschen normale Reaktionen, z.B.<br />

März 2007<br />

Menschen helfen Menschen

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