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GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />
Foto: Mag. H. Meinhart<br />
Angsterkrankungen (1. Teil)<br />
Ursachen und Erklärungsmodelle zur Angstentstehung<br />
Nach heutigem Wissensstand<br />
leidet jeder 5.<br />
Mensch im Verlauf seines Lebens<br />
während längerer Zeit<br />
unter Angst. Angst- und Panikstörungen<br />
sind die häufigsten<br />
psychischen Störungen bei<br />
Frauen und die zweithäufigsten<br />
bei Männern nach den<br />
Suchterkrankungen. In den<br />
meisten Fällen (80%) treten<br />
die Angstanfälle plötzlich auf, wobei in medizinischen<br />
Untersuchungen meist keine organischen<br />
Ursachen zu finden sind. Häufig<br />
kommt es zur Angst vor der Angst.<br />
Was ist eigentlich Angst?<br />
Angst ist ein grundlegendes normales Gefühl,<br />
das bei jedem Menschen auftritt, wie<br />
Freude, Wut, Ärger, Zorn oder Traurigkeit.<br />
Angst tritt zumeist in Situationen auf, die als<br />
bedrohlich, ungewiss und unkontrollierbar<br />
eingeschätzt werden. Ängste und Angsterkrankungen<br />
können aber auch im Zusammenhang<br />
mit körperlichen Erkrankungen auftreten.<br />
Heute spricht man in Zusammenhang<br />
mit Angst häufig von Panik.<br />
Dr. Magdalena<br />
Koinegg, Klinische<br />
Psychologin, LKH<br />
Deutschlandsberg.<br />
Symptomatik der Panikstörung<br />
Wir finden folgende körperliche Symptome:<br />
Starkes, schnelles oder unregelmäßiges<br />
Herzklopfen, Zittern, Schwindel oder Benommenheit,<br />
Schwitzen, weiche<br />
Knie, Schmerzen oder Beklemmungsgefühle<br />
in der Brust,<br />
Atemnot, Kloß im Hals, Übelkeit<br />
oder Magen/Darmprobleme.<br />
Die Betroffenen erleben<br />
diese Symptome als sehr unangenehm<br />
und bedrohlich.<br />
Angst- und Panikstörungen<br />
sind oft die Folge einer stark<br />
belastenden und schon länger<br />
andauernden Situation (z.B. beruflicher oder<br />
familiärer Stress, Scheidung, Todesfall,<br />
Schulden, Arbeitslosigkeit), eine Panikattacke<br />
tritt dann oft erst verzögert in einer<br />
Ruhesituation auf, wo Zeit zum Nachdenken<br />
und Verarbeiten von Erlebtem gegeben ist.<br />
Erklärungsmodelle<br />
zur Angstentstehung<br />
• Angst als Stressreaktion<br />
Unter Stress versteht man alle körperlichen<br />
und seelischen Belastungen (Stressoren)<br />
sowie auch die Reaktion auf diese Belastungen.<br />
Angst, Aufregung und Stress lösen<br />
bestimmte biologisch sinnvolle vegetative<br />
Reaktionen aus, im negativen Fall aber<br />
auch belastende Fehlregulierungen. Alles,<br />
was zu einem drastischen Anstieg des Adrenalinspiegels<br />
im Blut führt, kann eine Panikattacke<br />
auslösen. Panikattacken treten<br />
oft erst nach einer starken körperlichen<br />
oder seelischen Belastung auf. War der<br />
Stresshormonspiegel über einen längeren<br />
Zeitraum erhöht, sinkt er nämlich mit nachlassender<br />
Belastung nicht sofort auf das<br />
Normalmaß zurück, sondern wird oft erst<br />
über eine Panikattacke abgebaut. Dies erklärt<br />
das häufige Auftreten von Panikattacken<br />
in Phasen beginnender Ruhe, das<br />
heißt, wenn man sich gerade niedergesetzt<br />
oder in das Bett gelegt hat. Panikattacken<br />
können sogar im Schlaf auftreten, und zwar<br />
dann, wenn die chronische Verspannung<br />
erst im Schlaf nachlässt. Eine derartige<br />
Symptomatik ist mit einer Wochenendmigräne<br />
vergleichbar.<br />
• Der Teufelskreis der Angst<br />
Manche Menschen, die einmal einen starken<br />
Angstzustand wie z.B. eine Panikattacke erlebt<br />
haben, werden sehr empfindlich. Sie bewerten<br />
zunehmend ganz normale körperliche<br />
Beschwerden als besonders gefährlich und<br />
setzen so den Teufelskreis in Gang.<br />
Der Teufelskreis der Angst kann grundsätzlich<br />
von verschiedenen Faktoren ausgelöst<br />
werden: z.B. durch das Lesen eines Zeitungsartikels<br />
über Herzerkrankungen oder die<br />
Wahrnehmung von körperlichen Veränderungen<br />
in vermeintlich bedrohlichen Situationen,<br />
wie z.B. das Liftfahren.<br />
Angst wird zur Krankheit, wenn sie unangemessen<br />
stark ist, wenn sie zu häufig und zu<br />
lange auftritt, wenn die Personen einen Kontrollverlust<br />
erleben und hoher Leidensdruck<br />
entsteht.<br />
Jeder Versuch, die Angst zu unterdrücken,<br />
sei es durch Ablenkung, Vermeidung oder<br />
Flucht, verstärkt letztendlich die Angstproblematik.<br />
Würde es gelingen, die Angst auszuhalten,<br />
ohne sie zu vermeiden, würde sie<br />
schon nach kurzer Zeit von alleine verschwinden.<br />
• Angst bei körperlichen<br />
Erkrankungen und Eingriffen<br />
Eine besondere Form oft lang andauernder<br />
Belastungssituationen, die mit Angst und<br />
Stress verbunden ist, sind körperliche Erkrankungen.<br />
Deren Bandbreite reicht dabei<br />
von schweren Zuckerkrankheiten (Diabetes)<br />
über Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen,<br />
Unfallfolgen bis zu Krebs. In allen Abschnitten<br />
ärztlicher Untersuchungs- und Behandlungsschritte<br />
können Angstgefühle und<br />
Erwartungsängste auftreten.<br />
• Erwartungsangst bei der Diagnostik<br />
Ausgeprägte Erwartungsängste sind bei den<br />
meisten Menschen normale Reaktionen, z.B.<br />
März 2007<br />
Menschen helfen Menschen