Gedanken über Gott und die Welt - Heinrich Tischner
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anschließend dafür. 159 – Er will, dass Ahab im Kampf fällt <strong>und</strong> wiegt ihn durch eine falsche<br />
Prophezeiung in Sicherheit. 160 Die alte Überzeugung war: Jahwe tut Gutes <strong>und</strong> Böses <strong>und</strong> ist<br />
niemand Rechenschaft schuldig.<br />
Nach unsrem Empfinden war Jahwe ein launischer <strong>Gott</strong>, auf den man sich nicht verlassen<br />
konnte. Das kam aber daher, dass er für alles verantwortlich war <strong>und</strong> alles allein machen<br />
musste. Er musste also auch <strong>die</strong> "Dreckarbeit" selbst machen <strong>und</strong> Rollen <strong>über</strong>nehmen, <strong>die</strong><br />
man in anderen Religionen einem anderen <strong>Gott</strong> zugeteilt hätte.<br />
GOTT IST GERECHT UND BARMHERZIG<br />
VERSCHIEDENE ARTEN VON GERECHTIGKEIT<br />
AKTIV GERECHT HANDELN UND PASSIV ALS GERECHT GELTEN<br />
Gerecht ist, was einer Norm entspricht. Wer <strong>die</strong> Norm beachtet, übt aktiv Gerechtigkeit. Er<br />
<strong>und</strong> seine Sache werden dann von anderen passiv als gerecht angesehen. Ohne <strong>die</strong>se<br />
Unterscheidung können wir <strong>die</strong> Bibel nicht verstehen.<br />
WIR KÖNNEN DANN NOCH WEITERE UNTERSCHIEDE MACHEN:<br />
GLEICHBEHANDLUNG: GERECHT IST, WENN JEDER DAS GLEICHE BEKOMMT.<br />
Wenn ein Kuchen verteilt wird, sehen wir es als gerecht an, wenn jeder ein gleich großes<br />
Stück bekommt. In <strong>die</strong>sem Sinne erwarten wir auch von einem Schiedsrichter, dass er beide<br />
Mannschaften gleich behandelt <strong>und</strong> unparteiisch bei jedem Tor <strong>und</strong> jedem Aus pfeift.<br />
LEISTUNSGEMÄßHEIT: GERECHT IST, WENN JEDER DAS BEKOMMT, WAS IHM<br />
ZUSTEHT.<br />
Dagegen erwarten wir von einem Arbeitgeber, dass er jedem so viel zahlt, wie er ver<strong>die</strong>nt<br />
hat. Wir erwarten von einem Richter, dass er <strong>die</strong> Schuldigen entsprechend ihres Vergehens<br />
bestraft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Unschuldigen frei spricht.<br />
BEDARFSGEMÄßHEIT: GERECHT IST, WENN JEDER DAS BEKOMMT, WAS ER BRAUCHT.<br />
Mitunter kann es beim Kuchenverteilen gerecht sein, nicht jedem ein gleich großes Stück zu<br />
geben. Ein Hungriger braucht mehr, ein Satter vielleicht gar nichts. Ein Lehrer tut vielleicht<br />
gut daran, <strong>die</strong> Anstrengung <strong>und</strong> nicht <strong>die</strong> absolute Leistung eines schwachen Schülers zu<br />
würdigen, um ihn anzuspornen.<br />
159 2. Samuel 24<br />
160 1. Könige 22<br />
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