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Gedanken über Gott und die Welt - Heinrich Tischner

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PROGRAMM, EINGABE UND ERGEBNIS<br />

Weiter führen uns Überlegungen, <strong>die</strong> wir uns am Beispiel eines Taschenrechners klar machen<br />

können: Wir tippen ein: "3 * 5 =", dann erscheint <strong>die</strong> Anzeige "15". Die Aufgabe, <strong>die</strong> wir<br />

eintippen, ist d i e E i n g a b e , was der Taschenrechner daraufhin anzeigt, d a s E r g e b n i s .<br />

Wie kommt der Rechner zu <strong>die</strong>sem Ergebnis? Es gibt gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Möglichkeiten: 1. Im<br />

Rechner sind alle Ergebnisse gespeichert. 24 2. Das Gerät rechnet <strong>die</strong> Aufgabe jedes Mal neu<br />

aus. Tatsächlich sind in dem kleinen Apparat nur <strong>die</strong> Arbeitsanweisungen (P r o g r a m m )<br />

enthalten, wie er <strong>die</strong> gewünschten Ergebnisse ermitteln soll. Bei komplizierteren Aufgaben<br />

kommen wir mit einfachen Rechenschritten nicht aus, sondern müssen<br />

Z w i s c h e n e r g e b n i s s e ermitteln.<br />

Ähnlich ist es auch im Kosmos: Was wir beobachten, dass etwa Holz auf dem Wasser<br />

schwimmt, ist das Ergebnis von Zwischenergebnissen, <strong>die</strong> wir Naturgesetze nennen ("Holz ist<br />

leichter als Wasser", "Gesetz des Auftriebs"). Das zu Gr<strong>und</strong>e liegende Programm gehört eher<br />

in den Bereich der Mathematik als in den der Naturwissenschaft.<br />

DIE NATUR, EIN SICH SELBST ORGANISIERENDES SYSTEM<br />

Wir lernen heute erst richtig verstehen, wie aus einfachen Programmen sehr komplexe<br />

Gebilde entstehen können. Da hat einer zum Beispiel im Computer künstliche Vögel<br />

erschaffen <strong>und</strong> ihnen nur ein paar einfache Verhaltensregeln einprogrammiert: nach vorn<br />

fliegen, zusammen bleiben, Abstand halten, um Hindernisse herum fliegen... Ergebnis: Die<br />

Vögel verhielten sich wie ein richtiger Vogelschwarm. Eins der kleinen Wesen konnte eine<br />

Kollision nicht vermeiden, fiel auf den Boden <strong>und</strong> benahm sich dort genauso hilflos wie ein<br />

richtiger Vogel.<br />

Wir erkennen daran: Der Schöpfer brauchte nicht erst ein dickes Regelwerk zu schreiben,<br />

wie <strong>die</strong> Schöpfung funktionieren sollte, sondern er hatte einige wenige Gr<strong>und</strong>ideen oder<br />

auch nur eine einzige, als er sein Werk begann. Im Bild gesprochen: Er lieferte <strong>die</strong><br />

Initialzündung für den Urknall, <strong>und</strong> alles andere ergab sich von selbst. Ich halte es nicht für<br />

ausgeschlossen, dass er ab <strong>und</strong> zu einmal steuernd eingegriffen hat, aber im Prinzip ergibt<br />

sich alles andere von selbst. Wenn ich jetzt am Computer sitze <strong>und</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong>ses Thema<br />

nachdenke, so ist das in der Gr<strong>und</strong>information bei der Erschaffung der <strong>Welt</strong> zwar nicht<br />

vorgesehen, aber <strong>die</strong>se Gr<strong>und</strong>information hat <strong>die</strong>ses mein Verhalten möglich <strong>und</strong> vielleicht<br />

sogar notwendig gemacht.<br />

Wir nennen das, was wir in der Natur <strong>und</strong> zum Beispiel auch im sozialen Zusammenleben<br />

beobachten <strong>und</strong> am Computer simulieren können, ein sich selbst regulierendes System. Wir<br />

finden es auch zum Beispiel im organischen Wachstum, das sich ebenfalls durch<br />

Computersimulationen nachahmen lässt.<br />

DIE KEIMZELLE<br />

Man hat schon immer dar<strong>über</strong> gestaunt, wie aus einem winzigen Samen ein riesiger Baum<br />

werden kann <strong>und</strong> hat schon immer vermutet, dass im Samen schon der ganze Baum<br />

enthalten ist, <strong>und</strong> zwar nicht materiell, sondern als Gr<strong>und</strong>information. Frühe Kulturen<br />

erzählen in ihren Schöpfungsmythen, dass <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> aus einem Ei entstanden sei. Ei <strong>und</strong><br />

24 So lösen wir <strong>die</strong> Aufgabe in unsrem Kopf: Wir haben das kleine Einmaleins gelernt <strong>und</strong> wissen das<br />

Ergebnis. Ähnlich war es bei den Logarithmentafeln, mit denen ich mich in der Schule herumplagen<br />

musste. Sie enthielten <strong>die</strong> Ergebnisse der wichtigsten Rechenoperationen.<br />

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