VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
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Grundlagen der Humangenetik und Erbpsychologie<br />
11<br />
Literatur: Merz, F. & Stelzl, I. (1977). Einführung in die Erbpsychologie. Stuttgart: Kohlhammer).<br />
Schilcher, F. von (1988). Vererbung des Verhaltens. Stuttgart: Thieme.<br />
Abbildungen z.T. aus Kühn, A. (1973). Grundriß der Vererbungslehre. Heidelberg: Quelle &<br />
Meyer.<br />
Mendel's Methode (1866): Versuchsmaterial verschiedene Erbsensorten (Selbst- und<br />
Fremdbefruchtung kann hier leicht kontrolliert werden). Wahrscheinlichkeitstheoretische<br />
Modellvorstellung: Empirisch gefundene Zahlenverhältnisse werden auf theoretisch<br />
angenommene Elementarfaktoren = Erbfaktoren = Gene zurückgeführt. Gesamtheit der Gene,<br />
welche ein Individuum in seinem Erbgut enthält, nennt man seinen Genotypus. Mendel hat den<br />
Erbgang von Einzelmerkmalen in aufeinanderfolgenden Generationen verfolgt. Ausgangsrassen<br />
= P-Generation (Parental-Generation), Nachkommen = 1. Bastardgeneration = F 1 -Generation (1.<br />
Filial-Generation), Nachkommen der F 1 -Generation = F 2-Generation etc. Rückkreuzung =<br />
Kreuzung der F 1 -Generation mit einer der Ausgangsrassen (R). Monohybriden = Bastarde einer<br />
Kreuzung von zwei Rassen, die sich nur in einem Merkmalspaar voneinander unterscheiden<br />
(z.B. rot- und weißblühende Rasse einer Pflanze). Di-, Tri- oder Polyhybriden unterscheiden sich<br />
in zwei, drei oder vielen Merkmalspaaren.<br />
Uniformitäts- oder Reziprozitätsgesetz: Die F 1 -Bastarde sind gleich (uniform), was bedeutet, daß die<br />
männlichen und die weiblichen Gameten für die Übertragung der Mendel'schen Erbfaktoren<br />
gleichwertig sind (Reziprozität).<br />
Spaltungsgesetz: Die F 2 -Individuen sind unter sich nicht alle gleich, sondern es spalten verschiedene<br />
Phänotypen heraus. Bei intermediärer Merkmalsausbildung (F 1 -Bastard steht zwischen der P-<br />
Generation) erscheint jeder der gegensätzlichen Merkmale der P-Rassen in 1/4 der Fälle neben<br />
2/4 intermediärer Individuen. Bei Dominanz eines Merkmals in F 1 spalten in F 2 3/4 mit dem<br />
dominanten Merkmal und 1/4 mit dem rezessiven Merkmal heraus. Ein Bastard erhält für ein<br />
bestimmtes Merkmal (z.B. Blütenfarbe) vom Vater und von der Mutter je eine Erbanlage, ein<br />
Gen. Bei der Keimzellenbildung wird dieses Genpaar getrennt, und jede Keimzelle erhält<br />
entweder das eine Gen A, oder das andere a. Ein Gamet hat in Bezug auf ein Genpaar nie<br />
Bastardnatur (Gesetz der Reinheit der Gameten). Man bezeichnet die einander entsprechenden<br />
Gene eines Paares als Allele. Wenn Individuen in dem einen Merkmal zugeordneten Genpaar<br />
gleiche Allele besitzen (AA oder aa), nennt man sie reinerbig = homozygot, wenn sie in dem<br />
Genpaar verschiedene Allele besitzen (Aa), mischerbig = heterozygot in Bezug auf dieses<br />
Merkmal.<br />
Gesetz der Neukombination der Gene: Bei Kreuzungen von Rassen, die sich in mehr als einem<br />
Merkmal voneinander unterscheiden, werden die Allele verschiedener Paare unabhängig<br />
voneinander verteilt (Gesetz der Neukombination oder Unabhängigkeitsgesetz). Hierdurch wird<br />
bewiesen, daß die Erbveranlagung, die von einem Elter dem Bastard zugeführt wird, nicht ein<br />
unteilbares Ganzes ist, sondern voneinander trennbare Einzelerbfaktoren (Gene) enthält.<br />
Modifikationen: Abweichungen des Phänotyps aufgrund verschiedener Umweltbedingungen bei<br />
gleichem Genotyp (z.B. Abhängigkeit des Farbmusters bestimmter Blüten von der<br />
Außentemperatur, die in einem bestimmten Entwicklungsstadium herrscht). Die phänotypischen<br />
Modifikationen bleiben ohne Einfluß auf den Genotyp. Vererbt wird also nicht das Merkmal,