VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
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Morbus Cushing: Krankheitsbild, das durch eine Überproduktion von Cortisol gekennzeichnet ist.<br />
Ursachen:<br />
(1) Geschwulst der NNR (Carcinom) mit Überproduktion von Cortisol. ACTH-Konzentration<br />
durch negative Rückkoppelung reduziert, daher kontralaterale NNR atrophiert.<br />
(2) Überproduktion von ACTH durch Störung der Funktion des HVL oder Hypothalamus.<br />
Bedingt Hyperplasie beider NNR mit Steigerung der Cortisolbildung.<br />
Klinische Zeichen: Fettsucht (Mondgesicht), erhöhter Blutzuckerspiegel mit Zuckerausscheidung<br />
im Harn, vermehrter Eiweißabbau (katabole Wirkung), Hypertonie, Osteoporose (Entkalkung der<br />
Knochen).<br />
Adrenogenitales Syndrom (AGS-Syndrom): Enzymdefekt, der bewirkt, daß kaum Cortisol gebildet<br />
wird, womit die negative Rückkoppelung fehlt und im Hypothalamus vermehrt CRH gebildet<br />
wird, was eine entsprechende Stimulation der ACTH-Synthese in der Adenohypophyse<br />
hervorruft. Da ACTH auch auf die Zona reticularis wirkt, werden übermäßig Androgene<br />
produziert. Das Androgen wirkt bei Mädchen virilisierend (vermännlichend) und ruft bei Knaben<br />
vorzeitige Pubertät hervor. Therapie: Cortisolgabe.<br />
Morbus Addison: Verminderung aller Hormone der NNR infolge Tumormetastasen der NNR,<br />
Tuberkulose, Traumen. Ausfall der Mineralocorticoide beherrscht das Krankheitsbild<br />
(Elektrolytstörungen). Klinische Zeichen: Verstärkte Hautpigmentierung<br />
(„Bronzehautkrankheit“, Folge der erhöhten MSH-Sekretion im Zusammenhang mit der<br />
gesteigerten ACTH-Produktion), vorzeitige Ermüdbarkeit, Muskelschwäche, Gewichtsabnahme,<br />
Hypotonie, Hypoglykämie, Anämie.<br />
45<br />
Hormone der Schilddrüse<br />
Bildung der Hormone: Die Synthese von Thyroxin (= Tetrajodthyronin = T 4 ) und Trijodthyronin (=<br />
T 3 ) vollzieht sich in den Follikelzellen der Schilddrüse unter dem Einfluß von TSH in Bindung<br />
an ein Glykoprotein, dem Thyreoglobulin. Gebunden an Thyreoglobulin werden T 3 und T 4 in<br />
das Kolloid geleitet und dort gespeichert. Zur Abgabe der Hormone an das Blut muß die<br />
Bindung an Thyreoglobulin gelöst werden, was eine erneute Aufnahme in die Follikelzelle<br />
erforderlich macht. Im Plasma erfolgt erneut eine Bindung an Plasmaproteine. Nur ein kleiner<br />
Teil der Hormone ist ungebunden. Charakteristisch ist der Jodgehalt der Schilddrüsenhormone.<br />
Wirkung der Hormone: Beide Hormone haben im wesentlichen die gleiche Wirkung, wobei T 3 jedoch<br />
viel stärker wirkt und die eigentliche biologisch wirksame Form darstellt, wobei ein Großteil von<br />
T 3 im Blut durch Dejodierung von Thyroxin entsteht.<br />
(1) Stoffwechselwirkungen: Bei Ausfall der Hormone sinkt der Energieumsatz, bei<br />
Überproduktion können Steigerungen des Grundumsatzes auf das Doppelte erfolgen. Die<br />
Hormone steigern die Eiweißsynthese und fördern den oxydativen Abbau der Fette und<br />
Kohlenhydrate. Die Ansprechbarkeit des Organismus auf Catecholamine wird durch die<br />
Hormone erhöht. Infolge dieser Grundwirkungen findet man klinisch bei Hormonüberschuß:<br />
Tachycardie (Herzfrequenzerhöhung), Erhöhung der Körpertemperatur, Neigung zu