14.03.2014 Aufrufe

VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Grundlagen der Verhaltensbiologie<br />

15<br />

Literatur: Franck, D. (1985). Verhaltensbiologie. Stuttgart: Thieme. Abbildungen z.T. aus Eibl-<br />

Eibesfeldt, I. (1967). Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung - Ethologie. München:<br />

Piper.<br />

Verhaltensbiologie: Erforscht tierisches und weiterführend menschliches Verhalten mit biologischen<br />

Methoden, auch vergleichende Verhaltensforschung oder Ethologie genannt. Fragestellungen:<br />

Physiologische Verursachung, Ontogenese und Evolution des Verhaltens.<br />

Verhaltensphysiologie: Fragt nach verursachenden, steuernden und regelnden Mechanismen, die dem<br />

Verhalten der Tiere zugrunde liegen.<br />

Ethogramm: Qualitative und quantitative Beschreibung der Verhaltensweisen einer Art.<br />

Erbkoordination: Formstarre, leicht wiedererkennbare, artspezifische Verhaltensweise, die bei jedem<br />

einzelnen Individuum der Art in gleicher Form auslösbar ist. Dies ist für die Ethologie die<br />

wichtigste Verhaltenseinheit. Der koordinierte Ablauf der Muskelkontraktionen ist genetisch<br />

vorprogrammiert, dadurch extreme Umweltstabilität.<br />

Taxiskomponente: Eine im Raum gerichtete Bewegungskomponente, die meist die Erbkoordination<br />

überlagert (Beispiel Beutefang des Frosches: Zunächst orientierende Wendung =<br />

Taxiskomponente, dann Erbkoordination = eigentliche Beutefanghandlung). Erbkoordination<br />

und Taxis zusammen werden häufig als Instinkthandlung bezeichnet.<br />

Funktionskreise: Hierzu zählen funktionell zusammengehörige Verhaltensweisen wie Aggressions-,<br />

Fortpflanzungs-, Brutpflege- oder Nahrungserwerbshandlungen. Dabei folgen die verschiedenen<br />

Erbkoordinationen gesetzmäßig aufeinander. Am Ende solcher Verhaltensfolgen stehen meist<br />

Endhandlungen, die das zu dem betreffenden Funktionskreis gehörige Verhalten zu einem<br />

vorläufigen Abschluß bringen (z.B. Begattung, Nahrungsaufnahme).<br />

Variabilität von Verhaltensfolgen: Bedingt durch Stärke des Auslösereizes und der<br />

Handlungsbereitschaft = Motivation. Letztere kann bei konstanten Umweltbedingungen aus der<br />

Intensität des Bewegungsablaufes, der Häufigkeit und Dauer der Einzelhandlungen und aus der<br />

Latenzzeit (Zeitspanne zwischen dem Beginn der Reizeinwirkung und dem Verhaltensbeginn)<br />

erschlossen werden.<br />

Doppelte Reaktionskette: Z.B. bei Balzhandlungen. Eine männliche Balzhandlung löst eine Antwort<br />

des Weibchens aus, diese wiederum eine des Männchens etc.<br />

Energetisches Motivationsmodell: Danach verbrauchen Erbkoordinationen aktionsspezifische Energie.<br />

Werden sie längere Zeit nicht ausgelöst, so kommt es zu einer Akkumulation endogen im ZNS<br />

produzierter aktionsspezifischer Energie (Triebstauung). Je mehr aktionsspezifische Energie<br />

vorhanden ist, um so schwächer können die Auslösereize sein. Im Extremfall können die<br />

Auslösereize überflüssig werden (Leerlaufhandlung).<br />

Übersprungshandlung: Irrelevante oder deplazierte Verhaltensweisen in einer Konfliktsituation (z.B.<br />

unterbrechen Hähne den Kampf und zeigen unvollkommene Pickbewegungen, obwohl keine<br />

Nahrung vorhanden ist). Zur Erklärung zwei Hypothesen:<br />

(1) Überflußhypothese: Entgegengesetzte Erregungen (Kampf und Flucht) können in der<br />

Konfliktsituation nicht abfließen. Entsprechend dem energetischen Triebmodell werden die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!