VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
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Apallisches Syndrom: Nimmt eine Sonderstellung unter den Folgezuständen nach Hirntrauma ein.<br />
Funktionelle Trennung von Hirnstamm und Hirnmantel (= Pallium), bedeutet Dezerebration.<br />
Symptome: Rigor, Spastik, Krämpfe, orale Automatismen (z.B. Leerlaufsaugbewegungen).<br />
Körperliche Ursachen von Störungen der Hirnfunktion:<br />
Frühkindliche Hirnschäden: Ursachen: Intrauterin (z.B. mangelnde Sauerstoffversorgung),<br />
geburtstraumatisch (z.B. Stauung der Hirnnerven unter der Geburt mit Hirnödem), postnatal<br />
(meist Infektionskrankheiten). Symptome: Motorische Defekte, Intelligenzdefekte; bei<br />
leichtgradigen Schädigungen Stimmungslabilität, Distanzstörungen, Schwererziehbarkeit,<br />
Stottern, Enuresis. Leichte Schäden sind oft nur schwer diagnostisch zu sichern.<br />
Körperkrankheiten mit Hirnbeteiligung: Infektionskrankheiten (z.B. Pneumonie, Typhus),<br />
Herzkrankheiten (bedingen Hypoxie des Gehirns). Hierher gehören auch die endokrinen<br />
Psychosyndrome (= psychische Störungen bei Erkrankungen der endokrinen Drüsen, z.B.<br />
Hyperthyreose mit Übererregbarkeit, Unruhe und Stimmungsschwankungen).<br />
Ernährungsmängel: Hungerdystrophien (aufgrund von Eiweißmangel kommt es zu Ödemen) in<br />
Kriegszeiten, etc. können zu einer Funktionsstörung des Gehirns führen.<br />
Postoperative Störungen: Meist akut. Ursachen: Blutverlust, Elektrolytstörungen, Infektionen,<br />
Narkose, mangelhafte präoperative Vorbereitung (Angst, mangelnde Bearbeitung der<br />
Operationsfolgen).<br />
Akute und chronische Vergiftungen: Medikamente (z.B. Corticosteroide, Antibiotika,<br />
Tuberkulostatika), industrieübliche Lösungsmittel, Schwermetalle (vor allem Blei),<br />
Kohlenmonoxid und Leuchtgas, Drogenabhängigkeit, Alkoholismus. Alle genannten Ursachen<br />
können zu akuten oder chronischen Störungen der Hirnfunktion führen.<br />
Entzündliche Hirnkrankheiten: Früher vor allem die Syphilis (Lues), seit 1943 mit Penicillin gut zu<br />
behandeln, Tendenz in jüngster Zeit wieder steigend. Nach dem zeitlichen Ablauf unterscheidet<br />
man frühluische Meningitis (wenig auffällige Symptome), Lues cerebrospinalis (3 - 5 Jahre nach<br />
Infektion, Erweichungsherde im Gehirn durch Gefäßverschlüsse) und progressive Paralyse<br />
(chronische Encephalitis mit Rindenatrophie) oft zusammen mit Tabes dorsalis (Degeneration<br />
der Hinterwurzeln des Rückenmarks mit sensiblen Ausfallserscheinungen). - Heute praktisch<br />
wichtig die Meningitis (Hirnhautentzündung) oft kombiniert mit Encephalitis (Hirnentzündung).<br />
Ursachen: Viren, Bakterien, Mittelohrentzündung, offene Hirnverletzung. Symptome:<br />
Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, Bewußtseinstrübung. - Multiple Sklerose:<br />
Entmarkungsschäden im gesamten ZNS. Verlauf sehr wechselnd. Folgen: Sehschwäche,<br />
Lähmungen, Blasenstörungen.<br />
Traumatische Hirnschäden: Bei der Commotio (Hirnerschütterung) anatomisch nicht faßbare<br />
Hirnschädigung ohne Dauerfolgen; meist durch stumpfe Gewalteinwirkung. Symptome:<br />
Bewußtlosigkeit (kurzdauernd), retrograde und anterograde Amnesie (keine Erinnerung an eine<br />
kurze Zeit vor und nach dem Unfall), Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Durchgangssyndrom.<br />
Contusio (Hirnquetschung) anatomisch faßbar mit Rindenprellungsherd am Ort der<br />
Gewalteinwirkung und am Gegenpol (contre-coup), Hirnödem und Zirkulationsstörungen.<br />
Symptome: Längere Bewußtlosigkeit, längere Amnesie, Krämpfe, Blutungen aus<br />
Schädelöffnungen, akut-organisches Psychosyndrom („Contusionspsychose“). Als Folge häufig