VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
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Volumen-Klärrate (ml/min) dar. Zu ihrer Bestimmung benötigt man die Ausscheidungsrate des<br />
Stoffes in den Harn (Produkt aus Stoffkonzentration im Urin und dem Harnzeitvolumen) und<br />
seine Konzentration im arteriellen Plasma. Somit ist die Clearance der Ausscheidungsrate<br />
proportional und der Plasmakonzentration umgekehrt proportional.<br />
Der Nierenplasmafluß stimmt mit der PAH-Clearance (PAH = p-Aminohippursäure) weitgehend<br />
überein. Dieser Stoff wird also während einer einzigen Nierenpassage fast vollständig aus dem<br />
Plasma eliminiert. Der glomerulären Filtrationsrate entspricht die Inulin-Clearance (ein<br />
Polysaccharid). Inulin wird nur durch Filtration ausgeschieden und tubulär weder resorbiert noch<br />
sezerniert. Diese Clearance-Werte dienen zur Beurteilung der Nierenfunktion.<br />
Nierenkreislauf: Die Durchblutung beider Nieren beträgt etwa 25 % des Herzzeitvolumens in Ruhe.<br />
Die Nierendurchblutung kann mit Hilfe der PAH-Clearance (Nierenplasmafluß) und dem<br />
Hämatokritwert errechnet werden. An den allgemeinen Kreislaufregulationen nimmt der<br />
Nierenkreislauf kaum Teil. Der mittlere arterielle Blutdruck kann zwischen 80 und 180 mmHg<br />
schwanken, ohne daß sich die Nierendurchblutung ändert (Autoregulation durch abgestufte<br />
Einstellung des Strömungswiderstandes, dadurch konstante glomeruläre Filtrationsrate).<br />
Glomerulärer Filtrationsprozeß: Das glomeruläre Filter wird von 20 - 40 Kapillarschlingen und dem sie<br />
umkleidenden inneren Blatt der Bowman'schen Kapsel gebildet. Diese Glomerulusmembran<br />
besteht aus dem Endothel der Kapillaren, der Basalmembran und dem inneren Blatt. Die<br />
Moleküldurchlässigkeit wird im wesentlichen von dem inneren Blatt der Bowman'schen Kapsel,<br />
die sog. Filtrationsschlitze aufweist, bestimmt. Unter der glomerulären Filtrationsrate versteht<br />
man das pro Zeiteinheit von den Nieren gebildete Filtratvolumen (Primärharn). Sie beträgt ca.<br />
120 ml/min und kann mit der Inulin-Clearance bestimmt werden. Das Filtrat enthält die im<br />
Blutplasma gelösten Bestandteile nach Maßgabe ihrer Filtrierbarkeit.<br />
Tubuläre Transportprozesse: Die Transporte einzelner Stoffe im Tubulus sind auf bestimmte<br />
Abschnitte begrenzt. Im proximalen Tubulus werden Glukose, Aminosäuren, filtriertes Protein,<br />
Sulfat- und Phosphationen, Elektrolyte und Wasser resorbiert, sowie organische Säuren (z.B.<br />
PAH) sezerniert. Alle Stofftransporte zeichnen sich durch ein tubuläres Transportmaximum aus,<br />
d.h., daß von diesen Stoffen in der Zeiteinheit jeweils nur eine definierte Maximalmenge von den<br />
Nieren resorbiert oder sezerniert werden kann. Im distalen Tubulus werden lediglich Elektrolyte<br />
und Wasser resorbiert sowie Ammoniak und Wasserstoffionen sezerniert.<br />
Aldosteron (Mineralocorticoid der Nebennierenrinde) erhöht die tubuläre Natrium-Resorption<br />
sowie die Kalium- und Wasserstoffionen-Sekretion. Das ADH (antidiuretisches Hormon syn.<br />
Adiuretin, im Hypothalamus gebildet und im Hypophysenhinterlappen freigesetzt) erhöht die<br />
Wasserdurchlässigkeit im distalen Tubulus und im Sammelrohr. Dadurch wird der Urinfluß<br />
vermindert (Antidiurese) und der Urin hypertonisch. Fehlt ADH (z.B. beim Diabetes insipidus),<br />
so ist die Diurese gesteigert, wobei ca. 25 l/Tag hypotonischen Urins ausgeschieden werden<br />
können.<br />
Resorption der Glukose: Das tubuläre Transportmaximum läßt sich anhand des Glukosetransportes<br />
erläutern. Obwohl Glukose glomerulär uneingeschränkt filtriert wird, ist normalerweise der Urin<br />
glukosefrei. Demnach wird Glukose tubulär vollständig resorbiert. Glukose erscheint erst im<br />
Harn (Glukosurie), wenn im Plasma die Schwellenkonzentration von etwa 180 mg/100 ml<br />
überschritten wird (bei Zuckerkrankheit = Diabetes mellitus).<br />
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