VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE
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Gegensatz zu Tieren, die unter natürlichen Bedingungen nicht in Gangsystemen leben. Hier<br />
erfolgt das Lernen auf der Grundlage einer angeborenen Lerndisposition.<br />
Prägung: Lernprozesse, die an sensible Phasen der Verhaltensontogenese gebunden sind und zu lange<br />
anhaltenden, oft irreversiblen Veränderungen des Verhaltens führen. Prägungsprozessen liegen<br />
also zeitlich begrenzte Lerndispositionen zugrunde. Beispiele: Nachfolgeprägung (bei<br />
Graugänsen wird die Nachfolgereaktion in einem kritischen Alter auf ein bewegtes Objekt<br />
fixiert, z.B. den Menschen, das zu dieser Zeit gerade verfügbar ist = Objektfixierung), sexuelle<br />
Prägung (Objektfixierung für das sexuelle Verhalten), prägungsähnliche Objektfixierungen (z.B.<br />
Aufbau der sozialen Bindung zwischen Mutter und Kind etwa bei Huftieren).<br />
Hospitalismus: Weist beim Menschen deutliche Parallelen zu Prägungsvorgängen auf.<br />
Hospitalismusschäden (Bewegungsstereotypien, verminderte Aktivität, Rückstände der<br />
Intelligenz- und Sprachentwicklung, Störung des sozialen Kontakts) entstehen beim Menschen in<br />
einer sensiblen Phase, die mit 3 Monaten beginnt und nach 2 - 3 Jahren abgeschlossen ist. Zu<br />
diesen Schäden kommt es, wenn die Kinder ohne feste Bezugsperson aufwachsen<br />
(Säuglingsheime).<br />
Habituation (Gewöhnung): Abnahme der Handlungsbereitschaft durch wiederholtes Auslösen einer<br />
Verhaltensweise durch den gleichen Reiz. Gewöhnung an einen Auslösereiz kann man als<br />
einfachsten Lernvorgang auffassen. Beispiel: Stare gewöhnen sich in Kirschplantagen an alle<br />
möglichen Abwehrmaßnahmen.<br />
Klassische Konditionierung: Bildung einer Assoziation zwischen dem unbedingten Reiz und dem<br />
bedingten Reiz (siehe SS).<br />
Operante Konditionierung: Auch als instrumentelle Konditionierung bezeichnet (siehe SS).<br />
Höhere Lernleistungen: Lernen durch Nachahmung (Imitation) ist nur von Vögeln (Lernen des<br />
Gesangs) und Säugetieren bekannt und setzt offenbar eine beträchtliche Leistungsfähigkeit des<br />
Gehirns voraus. Junge Schimpansen können z.B. Teile der Zeichensprache für Taubstumme<br />
lernen. Auch zeigen sich bei den Primaten Ansätze zu einem Verhalten durch Einsicht (Versuche<br />
von W. Köhler an Affen).<br />
Evolution: Genetischer Anpassungsprozeß über Generationen hinweg, bedingt durch die Faktoren<br />
Mutation und Selektion. Grundlage zur Erforschung der Evolution von Verhaltensweisen bildet<br />
der Artenvergleich, der mit der Beschreibung der Erbkoordinationen möglich wurde.<br />
Künstliche Selektion: Besonders gut bei Arten mit rascher Generationsfolge durchführbar (z.B.<br />
Drosophila = Taufliege, Ratte). Verhaltensänderungen bei Haustieren, sind ebenfalls durch<br />
künstliche Selektion bedingt.<br />
Homologe Verhaltensweisen: Lassen sich auf einen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Ursprung<br />
zurückführen (Abstammungsähnlichkeit).<br />
Analoge Verhaltensweisen: Ähnliche Verhaltensweisen, die sich auf der Grundlage gleichgerichteter<br />
Selektionsdrucke, jedoch stammesgeschichtlich voneinander unabhängig, entwickeln<br />
(Anpassungsähnlichkeit).<br />
Sozialstrukturen im Tierreich:<br />
(1) Tieransammlungen (Aggregationen): Werden nicht durch soziale Attraktion, sondern<br />
durch äußere Faktoren wie Nahrung, Feuchtigkeit etc. zusammengeführt; keine echten<br />
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