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VORLESUNGSMANUSKRIPT BIOLOGISCHE PSYCHOLOGIE

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(2) Katabole Wirkung: Die Gluconeogenese bedingt einen verminderten Einbau von<br />

Aminosäuren in das Körpereiweiß.<br />

(3) Lipolyse. Bei Ausfall von Glucocorticoiden ist die Freisetzung von Fettsäuren aus dem<br />

Fettgewebe (Lipolyse) gestört.<br />

(4) Kreislauf: Glucocorticoide sensibilisieren die glatte Gefäßmuskulatur gegenüber<br />

Noradrenalin, sog. permissive Wirkung (Blutdrucksteigerung). Bei Ausfall der NNR<br />

Kreislaufkollaps.<br />

(5) Wasserhaushalt: Kennzeichnend für den Ausfall der NNR ist die gestörte<br />

Wasserausscheidung. Cortisol bewirkt Steigerung der Glomerulusdurchblutung und der<br />

Filtrationsrate als Folge der kreislaufstabilisierenden Wirkung. Weiterhin vermindert Cortisol die<br />

Wasserdurchlässigkeit im distalen Tubulus, was zur Wasserausscheidung führt.<br />

(6) Skelettmuskulatur: Schwäche der Skelettmuskulatur (Adynamie) bei Cortisolmangel;<br />

Wirkungsmechanismus noch unklar.<br />

(7) ZNS und Sinnesorgane: Mangel an Cortisol bewirkt erhöhte Krampfanfälligkeit des Gehirns<br />

(Glucocorticoidrezeptoren im Gehirn sind nachgewiesen) und Funktionsminderung von<br />

Sinnesorganen (Geschmack: Schlechte Unterscheidung von süß und salzig; Gehör:<br />

Beeinträchtigung des Verständnisses akustisch dargebotener Worte).<br />

(8) Zelluläre und humorale Abwehrvorgänge: Cortisol bewirkt Involution von Thymus und<br />

Lymphknoten mit Zerstörung der eingelagerten Lymphocyten. Dadurch Hemmung der<br />

Antikörperproduktion (immunsuppressive Wirkung). Bewirkt auch Hemmung von lokalen<br />

Entzündungen, was für die Therapie von rheumatischen Erkrankungen ausgenutzt wird.<br />

Regelung der Glucocorticoidkonzentration: Konzentration der Glucocorticoide wird im Plasma<br />

konstant gehalten. Regelgröße = Cortisolkonzentration. Abnahme der Cortisolkonzentration<br />

(Störgröße) ---> Glucocorticoidrezeptoren in der hypophysiotropen Zone des Hypothalamus<br />

(Meßwerk) ---> Regler mit Sollwert im limbischen System ---> Ausschüttung von CRH ---><br />

Freisetzung von ACTH in der Adenohypophyse (Stellgröße) ---> Freisetzung von Cortisol in der<br />

NNR (Stellglied). Die Cortisolkonzentration steigt bei zahlreichen Belastungen („Stress“) an,<br />

was als Sollwertverstellung aufzufassen ist. Diese Sollwertverstellung bewirkt die<br />

Leistungsanpassung des Organismus.<br />

Stress und Adaptation: Bei Einwirkung verschiedenster Stressoren (z.B. Kältebelastung,<br />

Hitzebelastung, Traumen) wird die Glucocorticoidsekretion gesteigert („Alarmreaktion“). Der<br />

Reizzustand des Organismus wird nach Selye als Stress bezeichnet, die auslösenden Reize als<br />

Stressoren. Bei anhaltender Einwirkung der Stressoren nimmt die Stärke der Stressreaktion mehr<br />

und mehr ab. Dies steht in Zusammenhang mit der Ausbildung morphologischer und<br />

funktioneller Modifikationen, die eine erhöhte Resistenz gegenüber dem Stressor zur Folge<br />

haben (physiologische Adaptation, Leistungsanpassung. „Stadium des Widerstandes“ nach<br />

Selye). Die Adaptation ist stressorspezifisch, d.h. die sich einstellenden Modifikationen sind<br />

verschieden, je nachdem ob das Individuum Kälte, Hitze etc. ausgesetzt worden ist. Die<br />

Alarmreaktion ist dagegen unspezifisch. Die erhöhte Glucocorticoidsekretion scheint für die<br />

Ausbildung der spezifischen Modifikationen von Bedeutung zu sein, etwa in dem Sinne, daß<br />

durch Enzyminduktion die Ausbildung bestimmter morphologischer Änderungen ermöglicht<br />

wird. Sind die Modifikationen einmal ausgebildet, so ist der ursprüngliche Stressor nicht mehr<br />

nennenswert belastend für den Organismus. Wirken die Stressoren aber sehr lange ein, geht die<br />

erworbene Anpassung wieder verloren („Stadium der Erschöpfung“).<br />

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