Häring, Matthias - Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
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Theoretischer Hintergrund<br />
Suchthilfe wurde ein kleiner Teil der Abhängigkeitskranken adäquat versorgt.<br />
(Martin Reker 2006)<br />
Für Suchtkranke mit geringer Abstinenzmotivation bzw. -fähigkeit führte dieses<br />
Behandlungsprinzip aufgrund der häufig als Misserfolg verstandenen nicht<br />
erreichten Abstinenz zu einem ambivalenten Verhältnis zum klassischen<br />
Suchthilfesystem, da Sollen eben Können voraussetzt. Letztlich wurden die als<br />
chronische Trinker, Therapieresistente und Schwerstabhängige bezeichnete<br />
Klientel fehlplatziert „in Altenheimen oder psychiatrischen Krankenhäusern<br />
behandelt und dort oftmals mehr verwahrt als spezifisch gefördert.“ (Steingass<br />
2004, S. 9). Wer ein solches Behandlungssetting ablehnte, konnte keine<br />
weitere professionelle suchtspezifische Behandlung erwarten. Am Ende der<br />
Versorgung stand die akutmedizinische Entgiftung, welche der<br />
Überlebenssicherung und Vermeidung von Folgeschäden diente.<br />
Weitervermittlungen kamen von dort aus selten vor und waren auch fast nur in<br />
das hochschwellige Suchthilfesystem möglich, so dass Kontaktabbrüche häufig<br />
auftraten.<br />
In dem 1975 veröffentlichten „Bericht zur Lage der Psychiatrie in der<br />
Bundesrepublik Deutschland“ (sog. Psychiatrie-Enquete) werden Suchtkranke<br />
mit chronischem Konsumverhalten und chronischem Schädigungsprofil<br />
erwähnt: „Es ist damit zu rechnen, daß eine nicht unbeträchtliche Zahl von<br />
Alkoholkranken und Drogenabhängigen auf längere Sicht behandlungsunwillig<br />
und auf absehbare Zeit nicht rehabilitationsfähig ist. Dabei handelt es sich<br />
häufig um Patienten mit hochgradigen Verwahrlosungserscheinungen, die<br />
körperlich und psychisch bereits erheblich geschädigt sind, weiterhin akut<br />
gefährdet bleiben und deshalb der Unterbringung auf einer geschlossenen<br />
Station bedürfen." (Deutscher Bundestag 1975, S. 278)<br />
Im Jahr 1985 wird die Symptomatik von CMA durch WANKE und<br />
TÄSCHNER umfassend beschrieben und als Depravation bezeichnet.<br />
Ausgehend von beobachtbarem Verhalten und gesundheitlichen<br />
Einschränkungen verstehen die Autoren unter Depravation v.a. eine spezifische<br />
Persönlichkeitsumformung in der Folge langjährigen Alkoholkonsums, welche<br />
oft mit schwerwiegenden hirnorganischen Veränderungen einhergeht. Als