6SNhuA2GI
6SNhuA2GI
6SNhuA2GI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
7. Was jungen Menschen in der Online-Kommunikation<br />
wichtig ist und „was gar nicht geht“<br />
7.1 Vom Mythos der Freundschaftsinflation<br />
Freunde sind für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von besonderer Bedeutung im<br />
Leben. Mit ihnen wird ein Großteil des Alltags verbracht, Erlebnisse werden geteilt und Sorgen<br />
besprochen. Viele Gedanken drehen sich im Alltag von 9- bis 24-Jährigen darum, wie es den Freunden<br />
geht, was sie machen und – zunehmend auch – wo sie gerade sind. Die Ergebnisse zeigen deutlich,<br />
dass sich das Verständnis dessen, was eine gute Freundschaft ausmacht, nicht verändert hat: Noch<br />
immer geht es um geteilte Werte, Ansichten und Interessen und die Sicherheit, sich aufeinander verlassen<br />
zu können.<br />
Verändert hat sich jedoch die kommunikative Infrastruktur von Freundschaften, was sich vor allem<br />
in neuen Kommunikationsformen und Treffpunkten äußert. Junge Menschen haben heute eine Vielzahl<br />
von Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten und zu bleiben. Dies kann sowohl offline<br />
wie online geschehen. Online-Communitys sind dabei zur selbstverständlichen Austausch-Plattform<br />
geworden. Was vorher das Bushaltehäuschen oder der Jugendclub war, wird heute ergänzt durch<br />
gegenseitige Statusmeldungen und Posts bei Facebook und Co. 68 Prozent der Jugendlichen und<br />
74 Prozent der jungen Erwachsenen sind mindestens dreimal pro Woche auf Facebook aktiv, bei<br />
den Kindern sind es bereits 26 Prozent. Nur 20 Prozent der Jugendlichen und 15 Prozent der jungen<br />
Erwachsenen haben keinen Facebook-Account.<br />
Daraus ergeben sich neue Optionen für Kontakte und Begegnungen, aber auch neue Anforderungen:<br />
Besonders genau wird abgewogen, was man zu wem in welchem Kanal sagt, mit wem man<br />
eine „echte“ Freundschaft schließt, mit wem man regelmäßig SMS schreibt oder mit wem man sich<br />
„nur“ bei Facebook „befreundet“.<br />
Wenn in Online-Communitys „Freunde“ hinzugefügt oder entfernt werden, handelt es sich dabei<br />
für fast alle Befragten um eine spezielle Kategorie von Freunden – die sogenannten „Facebook-<br />
Freunde“. Facebook-Freunde haben einen eigenen Status und in der Regel wenig mit dem zu tun,<br />
was im Alltag einen Freund ausmacht; sie sind oft nicht mehr als Bekannte. Online-Communitys sind<br />
somit Sammelbecken für potenzielle Freunde, aus denen man bei Bedarf schöpfen kann. Sie bilden<br />
somit nicht unbedingt gegenwärtige Freundschaften ab, sondern sind häufig potenzielle Kontakte mit<br />
prospektiver Funktion. Einzelne Kontakte könnten einmal wichtiger werden und dann möchte man<br />
die Möglichkeit haben, sie zu finden. Dies wird auch als entscheidender Nutzen von Online-Communitys<br />
gesehen: 77 Prozent aller Befragten sagen, dass es ihnen durch Online-Communitys leichter<br />
fällt, mit Leuten in Kontakt zu bleiben.<br />
Es gibt somit klare Hierarchien von Freunden, die sich entlang der Intensität des Austauschs und<br />
der Beziehungsbewertung aufzeigen lassen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene haben<br />
im Unterschied zu Kindern bereits stärker ausdifferenzierte Online-Netzwerke und unterscheiden<br />
7.1 Vom Mythos der Freundschaftsinflation<br />
111