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In den qualitativen Befragungen verdeutlichen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

zudem, dass der eigene aktive Part beim Herunterladen weniger deutlich wahrnehmbar ist. Sie haben<br />

das Gefühl, dass die eigene Handlung nicht als der Moment des Diebstahls bezeichnet werden kann,<br />

da die Güter technisch zur Verfügung stehen und der Zugang ohne direkt stattfindende Folgen<br />

(z.B. Aufgehaltenwerden am Ausgang des Kaufhauses, Sicherheitsalarm etc.) möglich ist und damit<br />

ohne Konsequenz bleibt.<br />

Zwischen den verschiedenen Bezugsmöglichkeiten von kostenfreien Inhalten werden Risikoabstufungen<br />

vorgenommen; zentrale Frage hierbei ist: Wie wahrscheinlich ist es, dass ich strafrechtlich<br />

belangt werde? Im Alltag überwiegt aus Perspektive der Befragten dennoch die schlichte<br />

Notwendigkeit, bestimmte Dinge haben zu müssen.<br />

„Ist ja auch ein bisschen was anderes. Wenn man das jetzt im Laden klaut, dann klaut man auch<br />

vom Laden, weil die das ja kaufen müssen. Wenn man jetzt aber im Internet runterlädt, bei Pirate<br />

Bay 52 , dann ist das, als würde einer mit den ganzen Alben auf der Straße stehen und sagen hier,<br />

könnt ihr haben, wenn ihr wollt.“ (14-17 Jahre, m)<br />

„Der Unterschied ist, dass du bei dem einen wirklich aktiv was machst. Das ist schon was anderes<br />

für mich, wenn du in so einem Laden stehst und mit einer geklauten CD rausgehst, als wenn du<br />

vorm Internet bist und das eher passiv machst.“ (14-17 Jahre, w)<br />

„Aber ich sehe das immer so: Auf YouTube ist das veröffentlicht. Und wenn im Radio die gleiche<br />

Musik laufen würde und ich es einfach aufnehmen würde, hätte ich ja auch die Musik.“<br />

(18-24 Jahre, m)<br />

„Ich meine, warum soll ich jetzt im Laden kaufen oder auf Amazon mir eine DVD oder CD bestellen,<br />

am Ende warte ich zwei, drei Tage, bin meine 20, 30 Euro vielleicht los. Dann spare ich mir das<br />

lieber und zack, ein paar Klicks, dann kann ich den Film gucken. Vielleicht nicht in perfekter<br />

Qualität.“ (18-24 Jahre, m)<br />

Erlaubt ist, was alle machen<br />

Den Befragten ist somit häufig klar, dass viele ihrer Aktivitäten im Netz nicht legal sind. Dass sie<br />

dennoch nicht darauf verzichten, wird auf verschiedene Weise begründet. „Kostenloses“ Herunterladen<br />

eigentlich kostenpflichtiger Inhalte wird vor allem durch den Verweis auf die gängige Praxis<br />

legitimiert, die überwiegend als Maßstab für das eigene Handeln angesetzt wird.<br />

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen machen sowohl in zeitlicher wie auch sozialer Hinsicht<br />

die Erfahrung, dass ja doch nichts passiert, d. h. der tägliche Umgang mit Umwandlungen und<br />

dem Herunterladen von Dateien führt zu einer stetigen Abnahme des Problembewusstseins („es ist<br />

52<br />

The Pirate Bay (englisch für „Die Piratenbucht“) ist ein BitTorrent-Indizierer, der 2003 etabliert worden ist und seit 2010 von<br />

der schwedischen Piratenpartei angeboten wird. Dieser Dienst nimmt selbst nicht direkt am Tausch von Dateien teil, sondern<br />

hilft nur den Anbietern und Nachfragern bestimmter Dateien, sich gegenseitig zu finden. Dem schwedischen Urheberrecht<br />

zufolge konnte The Pirate Bay, da sie als Tracker selbst keine urheberrechtlich geschützten Dateien anbietet, nicht belangt<br />

werden.<br />

138 8.2 Bewusstsein für Illegalität

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