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62 Prozent der Kinder, die bei Facebook angemeldet sind, werden dort von den Eltern beobachtet.<br />
Bei den Jugendlichen betrifft das noch 23 Prozent und für die jungen Erwachsenen gibt es diese<br />
Regel nur noch bei knapp sechs Prozent. Bei den Kindern ist die Kontrolle zudem am strengsten –<br />
insbesondere wenn es sich um Facebook handelt. Sind die Befragten bei einer anderen Online-<br />
Community angemeldet, so stehen ihre Aktivitäten dort weniger unter Beobachtung. Bei den 9- bis<br />
13-Jährigen knüpft etwa ein Drittel der Eltern die Erlaubnis, ein Facebook-Profil anlegen zu dürfen,<br />
an die Bedingung, dass ihre Kinder sich mit ihnen dort „anfreunden“. Bei den Jugendlichen sind es<br />
nur noch knapp zehn Prozent und bei den jungen Erwachsenen noch fünf Prozent. Kinder sehen die<br />
Motivation in einem solchen Regelwerk in der Sorge der Eltern („die wollen, dass mir im Internet<br />
nichts passiert“), so das Ergebnis der qualitativen Erhebung. Die qualitativen Befunde liefern allerdings<br />
auch zahlreiche Beispiele, die verdeutlichen, wie Jugendliche und junge Erwachsene diese<br />
elterliche Kontrolle zu umgehen lernen, weil sie deren Begründungen nicht nachvollziehen können<br />
und auch nicht (mehr) glauben, dass ihre Eltern sie im Internet schützen können.<br />
„Also meine Mutter war nicht da, dann haben wir meinen ganz normalen Namen angegeben. Dann<br />
kam meine Mutter, hat gesagt, das geht so nicht, dass ich auf Facebook bin – schon in der sechsten<br />
Klasse, [] dann hat mein Vater meinen Namen in Kalle Bolle umgeändert []. Das fand ich halt<br />
total Scheiße. Und irgendwann habe ich halt das Passwort rausgefunden und dann habe ich<br />
meinen Account richtig gemacht.“ (9-13 Jahre, m)<br />
Facebook-Mitgliedschaft als Kontrollmöglichkeit<br />
Um die Internet-Nutzung der Kinder besser überblicken zu können, beginnen viele Eltern, die<br />
digitalen Räume ihrer Kinder zu „erobern“. So legen sie selbst Profile bei Facebook an oder nutzen<br />
WhatsApp, um zu prüfen, ob die zeitlichen Beschränkungen, die beispielsweise für die WhatsApp-<br />
Nutzung gesetzt werden, auch eingehalten werden. Im Zuge der Ausbreitung neuer Kommunikationswege<br />
hat sich auf diese Weise auch der Umgang der Eltern mit diesen verändert: Es kommt<br />
häufiger vor, dass Erziehung über Medienanwendungen läuft, um die Jugendlichen besser zu erreichen<br />
(z. B. wird die Bitte, endlich nach Hause zu kommen, über WhatsApp versendet). Doch die<br />
„Überwachung“ über Facebook und WhatsApp funktioniert aufgrund wachsender Kompetenzvorsprünge<br />
der Jugendlichen mit zunehmendem Alter kaum noch.<br />
Ab 14 Jahren läuft das Online-Verhalten weitgehend in Eigenregie. Eltern setzen nur wenige<br />
Regeln – und wenn, können sie deren Einhaltung, in der Wahrnehmung der Jugendlichen, nicht überprüfen.<br />
Denn ab ca. 14 Jahren verfügen die meisten, wie die qualitativen Befunde zeigen, über ausgeklügelte<br />
Strategien, die Eltern „stumm zu schalten“ oder ihnen nur ausschnitthafte Einblicke in ihr<br />
Online-Leben zu gewähren – dies bleibt, in der Wahrnehmung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen,<br />
aber von den Eltern meist unbemerkt.<br />
82 5.5 Die Eltern-Kind-Beziehung bei digitalen Themen