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Aus Sicht der Jugendlichen ist „privat“ vor allem das, was in den Bereich des Intimen und Peinlichen<br />

fällt, also Informationen rund um die eigene Beziehung, Gespräche über Gefühle, wie Sorgen,<br />

Ängste oder Schwärmereien. Diese Informationen sind von hoher Sensibilität, ihr Kursieren im Netz<br />

stark risikobehaftet – entsprechend fürchten vor allem Jugendliche persönliche Verletzungen aufgrund<br />

unfreiwilliger Streuung dieser Informationen. Allgemeine personenbezogene Daten, wie z.B.<br />

Geburtsdatum, Wohnort oder Schule gelten als weniger problematisch. Es herrscht großes Unverständnis,<br />

was diese Daten angeblich so wertvoll machen soll.<br />

„Ja, so was wie wenn man z. B. Liebeskummer hat oder mit Freunden Streit. Ich finde halt, wie<br />

gesagt, wegen dem Risiko, dass im Internet gehackt wird, ist es schon scheiße, wenn man über<br />

solche wichtigen Sachen sich da austauscht oder z. B. wenn man jetzt erwachsen ist, über so<br />

was wie Steuersachen, so was sollte man lieber in echt halt bereden, weil im Internet, da steht es<br />

ja dann schwarz auf weiß, und wenn dann jemand sich reinhackt und so und der kriegt das dann<br />

raus, das ist auch nicht so ganz cool.“ (14-17 Jahre, w)<br />

„Ja also, wenn man Streit hat oder so, würd‘ ich jetzt auch nicht irgendwas posten oder so. Oder<br />

wenn die schon jetzt kiffen in meinem Alter oder so, dann posten die manchmal so Sachen und<br />

das würd‘ ich auch nicht machen, weil wenn man später arbeitet, man kann ja alles nachvollziehen.“<br />

(14-17 Jahre, w)<br />

Für die jungen Erwachsenen wird die Notwendigkeit des sozialen Online-Austauschs immer<br />

essenzieller; ein Leben ohne die einmal etablierten, über Jahre gepflegten Online-Netze ist keine<br />

Option. In der Entwicklung hin zu jungen Erwachsenen wird das Themenfeld „Intimes und Peinlichkeiten“<br />

weniger relevant, der Umgang mit den eigenen privaten Informationen wird dabei zu einer<br />

kontinuierlichen, pragmatischen Kosten-Nutzen-Abwägung: Welche Informationen sind nötig, um<br />

dem Bekanntenkreis zu signalisieren, was gerade im eigenen Leben los ist? Welche Informationen<br />

sind bereits zu viel und können eine Belästigung darstellen? Gerade mit zunehmender Verdichtung<br />

des Alltags durch neue Aufgaben und veränderte Lebenssituationen (Ausbildung, Arbeit, Studium,<br />

neuer Wohnort etc.) entwickelt sich ein immer effizienteres Informationsmanagement. Zu wissen,<br />

wann welche Information für wen relevant ist, gilt als Kernkompetenz im Online-Verhalten. Die Regeln<br />

für die persönliche Informationspolitik sind ungeschriebene Gesetze, die junge Erwachsene als<br />

Selbstverständlichkeiten betrachten und entsprechend rhetorisch kultivieren („ich finde es dumm von<br />

manchen Leuten“; „da gibt es ja immer noch so Spezialisten, die“; „wer so doof ist, dass er“).<br />

Maxime ist ein Maß an Privatheit in der Online-Welt, das von einem selbst gerade so viele Informationen<br />

preisgibt, um Folgendes zu gewährleisten:<br />

■ Zu wissen, was andere von einem wissen (Kenntnis der eigenen Privatsphäre-Einstellungen)<br />

■ Effektiv zu verbreiten, was andere von einem wissen sollen (Streuen von relevanten Informationen<br />

an entsprechende Verteiler)<br />

■ Nicht zu verpassen, was man von anderen wissen will (an die persönlich relevanten Informationen<br />

wichtiger Kontakte gelangen)<br />

116 7.2 Ein neues Verständnis von Privatheit?

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