gwf Wasser/Abwasser Wasserzähler auf dem Prüfstand (Vorschau)
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| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Das Labor und Versuchsfeld Siedlungswasserwirtschaft<br />
Einen besseren Standort kann es für<br />
ein Labor und Versuchsfeld wohl<br />
kaum geben: direkt <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gelände<br />
des Zentralklärwerks Kassel mit<br />
direktem Zugang zu <strong>Abwasser</strong> und<br />
Fuldawasser. Studierende absolvieren<br />
hier das Praktikum „<strong>Wasser</strong>chemie“.<br />
Zu<strong>dem</strong> werden hier Projekt-,<br />
Bachelor- oder Masterarbeiten an<br />
Versuchsständen mit eigenen Analysen<br />
durchgeführt.<br />
Im Labor findet man natürlich<br />
sowohl die Ausstattung als auch das<br />
Know-how für Routineparameter<br />
wie CSB, BSB, Stickstoff- und Phosphorverbindungen.<br />
Meist ist aber<br />
viel mehr gefragt, um Prozesse <strong>auf</strong>zuklären<br />
oder neue Konzepte und<br />
Verfahren zu testen. Zwei Beispiele:<br />
Versuchsfeld <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gelände der Kläranlage<br />
Kassel. © FG SWW<br />
Dipl.-Chemie-Ing. Ursula Telgmann<br />
© FG SWW<br />
Laborleiterin am Fachgebiet<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
der Universität<br />
Kassel<br />
Hypothetische Struktur von Huminsäure. © Christmann et al., 1989.<br />
Wer sich mit Membranen in der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung beschäftigt,<br />
kommt am Thema „Fouling“ nicht<br />
vorbei. Als wichtige Vertreter möglicher<br />
biologischer Foulants werden<br />
die Extrazellulären Polymeren Substanzen<br />
(EPS) genannt, Makromoleküle,<br />
die in <strong>dem</strong> komplexen Prozess<br />
der biologischen Reinigung von Mikroorganismen<br />
erzeugt werden. Die<br />
chemische Analyse ist schwierig<br />
und nicht normiert, lediglich gibt es<br />
Hinweise in der einschlägigen Fachliteratur.<br />
Im Kasseler Labor wird eine<br />
Extraktionsmethode und nachfolgende<br />
Analyse des TOC (total organic<br />
carbon) sowie der Stoffgruppen<br />
Proteine, Huminstoffe und Kohlenhydrate<br />
angewandt. Mithilfe dieser<br />
Analysen konnten bereits intensive<br />
Messreihen zum Foulingverhalten<br />
von Membranen durchgeführt werden.<br />
Das zweite Beispiel: Halophile Mikroorganismen<br />
brauchen zum Gedeihen<br />
eine Salzkonzentration von<br />
mindestens 15 Prozent. Sie sind in<br />
der Lage, Kohlenstoffverbindungen<br />
zu nutzen und können so zur biologischen<br />
Reinigung hochsalzhaltiger<br />
Abwässer genutzt werden. Ein großes<br />
Problem ist die chemische Analytik.<br />
Schon bei Chloridgehalten<br />
über 1 g/l muss ein <strong>auf</strong>wendiges Verfahren<br />
zur Bestimmung des CSB angewandt<br />
werden und bei vielen anderen<br />
Parametern ist Salz ein Störfaktor,<br />
der die Analyse nur schwer<br />
oder gar nicht zulässt. Für diese Abwässer<br />
braucht es spezielle Analysetechniken.<br />
Teilweise wurden diese<br />
im Labor noch entwickelt – Beispiel<br />
Trockensubstanz: Bei Salzgehalten<br />
von 300 g/l und einem TS unter 1 g/l<br />
ist die Bestimmung äußerst schwierig.<br />
Es war die Etablierung eines Aufbereitungsschrittes<br />
notwendig, um<br />
die Biomasse verlustfrei von Salz zu<br />
trennen. Erst dann konnte die Bestimmung<br />
der Trockensubstanz<br />
durchgeführt werden.<br />
Mit dieser Mischung aus Altbekanntem<br />
und Neuem ist das Labor<br />
an der Universität Kassel ein perfekter<br />
Ort zur Unterstützung von Forschung<br />
und Ausbildung. Mit Angeboten<br />
wie <strong>dem</strong> regelmäßigen<br />
Labor training für das Personal von<br />
Klärwerken besteht außer<strong>dem</strong> eine<br />
sehr gute Einbindung in die Region.<br />
Im Zul<strong>auf</strong>bereich der Kläranlage<br />
Kassel finden sich zu<strong>dem</strong> das Versuchs-Freigelände<br />
und die Versuchshalle,<br />
die mit 100 m² Platz bietet<br />
für Versuchsanlagen verschiedenster<br />
Art.<br />
April 2014<br />
470 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>