gwf Wasser/Abwasser Wasserzähler auf dem Prüfstand (Vorschau)
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| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
<strong>Wasser</strong>zähler <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prüfstand</strong> –<br />
Sind die vorgeschriebenen Eichfristen<br />
noch zeitgemäß?<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung, <strong>Wasser</strong>zähler, Wohnungswasserzähler, Hauswasserzähler, Eichfrist,<br />
Nutzungsdauer<br />
Henning Schonlau und Henning Rubach<br />
Durch Einführung der Wohnungswasserzähler ist die<br />
Anzahl der <strong>Wasser</strong>zähler in den letzten Jahren stark<br />
gestiegen. Gleichzeitig geht der <strong>Wasser</strong>verbrauch pro<br />
Wohneinheit deutlich zurück. Es wird somit immer<br />
weniger <strong>Wasser</strong> mit immer mehr <strong>Wasser</strong>zählern gemessen.<br />
Der wirtschaftliche Gesamt<strong>auf</strong>wand des<br />
Zählerwechsels ist mittlerweile immens und auch für<br />
den einzelnen Normalverbraucher ist der letztlich<br />
vom Kunden zu tragende Aufwand nicht mehr mit<br />
der wirtschaftlichen Bedeutung von Messungenauigkeit<br />
zu begründen. Ein internationaler Vergleich<br />
zeigt, dass trotz Einbaus gleicher Zähler in Europa,<br />
diese im Großteil Europas deutlich länger genutzt<br />
werden dürfen. Der hieraus entstehende wirtschaftliche<br />
Nachteil wird vor allem von der großen Gruppe<br />
der Kunden mit kleinen <strong>Wasser</strong>zählern mit niedrigen<br />
Verbräuchen getragen.<br />
Water Meters at Test Plant – Do Prescribed Calibration<br />
Terms Still fit?<br />
With implementation of domestic water meters for<br />
flats, the number of water meters increased rapidly<br />
over the last years. Contrarily, water usage constantly<br />
decreased during that time, resulting in a huge number<br />
of water meters that are operated to measure less<br />
and less water. The following analysis shows that the<br />
costs for changing water meters every 5–6 years exceed<br />
the calculated financial risk of incorrect water<br />
meters by far. A comparison between Germany and<br />
other countries <strong>dem</strong>onstrates that MID certified water<br />
meters could be operated for a much longer lifetime<br />
than practiced today in Germany. The economic disadvantage<br />
that goes along with short operation cycles<br />
mainly affects customers with small water meters<br />
and low consumption.<br />
1. Eichrecht für <strong>Wasser</strong>zähler<br />
Das deutsche Eichrecht [1] unterscheidet Kalt- und<br />
Warmwasserzähler und sieht dabei unterschiedliche<br />
Wechselturni vor: Bei Kaltwasserzählern beträgt die Gültigkeitsdauer<br />
der Eichung sechs Jahre, bei Warmwasserzählern<br />
lediglich fünf Jahre. Auch die nach europäischem<br />
Recht [2] festgelegten zulässigen Eichfehlergrenzen<br />
unterscheiden sich. So gilt für den oberen<br />
Belastungsbereich – in <strong>dem</strong> bei korrekt dimensionierten<br />
Zählern mit Abstand das meiste <strong>Wasser</strong> abgegeben wird<br />
– für Kaltwasserzähler eine Fehlergrenze von 2 % und für<br />
Warmwasserzähler eine Fehlergrenze von 3 %. In <strong>dem</strong>,<br />
infolge der Regelungen aus MID [2] mittlerweile verkleinerten<br />
Rahmen des unteren Belastungsbereichs ist<br />
eine Eichfehlergrenze von 5 % erlaubt. Die Verkehrsfehlergrenze,<br />
also die tolerierte Ungenauigkeit nach Einbau,<br />
beträgt jeweils das Doppelte der Eichfehlergrenze.<br />
Für Kaltwasserzähler kann die pauschale Eichfrist<br />
mithilfe des sogenannten Stichprobenverfahrens um<br />
drei Jahre verlängert werden [3]. Zähler gleicher Größe,<br />
metrologischer Klasse und Bauartzulassung werden dabei<br />
zu Losen zusammengefasst. In einem Los wird eine<br />
Stichprobe (0,5–5 %) definiert, die dann mittels definiertem<br />
Verfahren überprüft wird. Weisen weniger als 1-5 %<br />
(je nach Losgröße) der untersuchten <strong>Wasser</strong>zähler eine<br />
Messabweichung größer als 3 % (im oberen Belastungsbereich)<br />
bzw. größer 8 % (im unteren Belastungsbereich)<br />
<strong>auf</strong>, so gilt die gesamte Probe als bestanden.<br />
Das Stichprobenverfahren ist ein sehr guter Ansatz,<br />
um wirtschaftliche <strong>Wasser</strong>zählerwechslungen zu ermöglichen.<br />
Leider weist das bisherige Stichprobenverfahren<br />
in seiner bestehenden Form einige gravierende<br />
Nachteile für die Praxis <strong>auf</strong>:<br />
1. Obwohl bei Kaltwasserzählern und bei Wärmezählern<br />
die gleiche Technik (Flügelradzähler) wie bei<br />
Warmwasserzählern zugelassen ist und bei den ersteren<br />
im Normalfall ein deutlich größerer Wert gemessen<br />
und abgerechnet wird, darf bei diesen Zählern<br />
ein Stichprobenverfahren angewendet werden<br />
[4], bei Warmwasserzählern hingegen nicht. Hier<br />
April 2014<br />
504 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>