gwf Wasser/Abwasser Wasserzähler auf dem Prüfstand (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Bild 3. Alleine<br />
bei HAMBURG<br />
WASSER werden<br />
an je<strong>dem</strong><br />
Arbeitstag<br />
1000 <strong>Wasser</strong>zähler<br />
gewechselt<br />
und entsorgt.<br />
höher zu stellen als international üblich. Vor diesem<br />
Hintergrund könnte man nun die These formulieren:<br />
„Kurze Eichfristen sind zwar <strong>auf</strong>wendiger, aber diesen<br />
Ehrgeiz sollten wir haben, weil diese Anstrengung Innovationen<br />
fördert und <strong>dem</strong> Standort Deutschland gut<br />
tut.“<br />
Aus der Praxis kann berichtet werden, dass genau<br />
der gegenteilige Effekt eintritt: Höherwertige Zähler,<br />
evtl. auch elektronische Zähler haben gegen die konstruktiv<br />
einfachen Zähler keine Chance. Kurze Eichfristen<br />
nehmen somit jede Motivation für die Einführung hochwertiger<br />
Zähler. Die Festlegung <strong>auf</strong> kurze Eichfristen<br />
wirkt daher innovationshemmend!<br />
In der Vergangenheit wurden die Wohnungswasserzähler<br />
u. a. auch aus ökologischen Gesichtspunkten heraus<br />
eingeführt. Der Gedanke war, dass der Kunde seinen<br />
Verbrauch sieht, dafür bezahlt und daher <strong>Wasser</strong> spart.<br />
Mittlerweile wurden so viele <strong>Wasser</strong>zähler verbaut, dass<br />
rund 10 % des Kraftstoffverbrauchs bei HAMBURG WAS-<br />
SER zum Zwecke der <strong>Wasser</strong>zählerwechslung verfahren<br />
werden. Zu<strong>dem</strong> werden alleine von HAMBURG WASSER<br />
jedes Jahr über 200 000 Einwegzähler entsorgt. Eine<br />
verlängerte Eichfrist wäre ein einfacher und effektiver<br />
Weg, diese Umweltbelastungen zurückzufahren. Denn<br />
ein nicht gewechselter <strong>Wasser</strong>zähler hat eine unschlagbare<br />
CO 2 -Bilanz.<br />
4. Alternative Ansätze<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die beschriebenen<br />
Unzulänglichkeiten zu verbessern oder zumindest abzumildern.<br />
So sollte beispielsweise geprüft werden, ob<br />
eine Möglichkeit gefunden werden kann, das Stichprobenverfahren<br />
für Wohnungswasserzähler und für Warmwasserzähler<br />
zu öffnen. Interessant scheint auch der – in<br />
Europa nicht neue – Denkansatz, dass kleine <strong>Wasser</strong>zähler<br />
längere L<strong>auf</strong>zeiten haben als große <strong>Wasser</strong>zähler.<br />
Insbesondere vor <strong>dem</strong> Hintergrund, dass der Versorger<br />
vom Kunden jährlich über den <strong>Wasser</strong>verbrauch informiert<br />
wird, wäre sogar eine mengenabhängige Eichfrist<br />
umsetzbar.<br />
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob regelmäßig<br />
bestandene Stichproben nicht auch zu einer Verlängerung<br />
der pauschalen Eichfrist für diese Zählertypen herangezogen<br />
werden können. Im Sinne des Verbraucherschutzes<br />
könnte das Stichprobenverfahren als Großversuch<br />
genutzt werden, der statistisch belastbar belegt,<br />
dass eine verlängerte Eichfrist für bestimmte Zählertypen<br />
gerechtfertigt ist. Es bleibt zu prüfen, ob ein Weg<br />
gefunden werden kann, um aus wiederholt guten<br />
Stichprobenergebnissen abgeleitete Sondereichfristen<br />
ermöglichen zu können.<br />
Bislang gelten die pauschalen Eichfristen für alle<br />
Zähler, unabhängig von der eingesetzten Materialqualität<br />
und Bauart, sowie für alle <strong>Wasser</strong>qualitäten. Dabei<br />
scheint es aus technischer Sicht offensichtlich zu sein,<br />
dass hochwertige <strong>Wasser</strong>zähler bei guter <strong>Wasser</strong>qualität<br />
länger eingesetzt werden können als konstruktiv einfache<br />
Einwegzähler. Ein besseres Verständnis dieses Zusammenspiels<br />
würde die Möglichkeit bieten, technisch<br />
begründet wirtschaftlichere Nutzungsdauern festzulegen.<br />
5. Fazit<br />
In Deutschland wird immer weniger <strong>Wasser</strong> mit immer<br />
mehr Aufwand abgerechnet. Bei Betrachtung der Eichfrist<br />
aus verschiedenen Blickwinkeln wird deutlich, dass<br />
••<br />
in Deutschland jedes Jahr ein Aufwand von geschätzt<br />
800 Mio. € für die Wechslung von <strong>Wasser</strong>zählern<br />
betrieben wird,<br />
••<br />
der wirtschaftliche Nachteil der aktuellen Regelung<br />
vor allem von der großen Gruppe der Kunden mit<br />
kleinen <strong>Wasser</strong>zählern mit niedrigen Verbräuchen<br />
getragen wird,<br />
••<br />
unter <strong>dem</strong> Gesichtspunkt des Verbraucherschutzes<br />
eine längere Eichfrist (zumindest bei kleinen <strong>Wasser</strong>zählern)<br />
verbraucherfreundlicher wäre,<br />
••<br />
die Festlegung <strong>auf</strong> kurze Eichfristen innovationshemmend<br />
wirkt,<br />
••<br />
ein nicht gewechselter <strong>Wasser</strong>zähler eine unschlagbare<br />
CO 2 -Bilanz hat.<br />
Eine längere Eichfrist hätte somit gravierende Vorteile<br />
und es stellt sich die Frage: Warum können die gleichen<br />
April 2014<br />
508 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>