gwf Wasser/Abwasser Wasserzähler auf dem Prüfstand (Vorschau)
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Aktuell<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
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PAUL – der <strong>Wasser</strong>rucksack für Katastrophen-Fälle<br />
Aktuelles aus der Forschung des FG SWW<br />
In Not- und Katastrophenfällen ist die Versorgung mit trinkbarem <strong>Wasser</strong> neben medizinischer Erstversorgung<br />
die wichtigste Hilfsmaßnahme. Dabei gibt es zwei Szenarien: Versorgung von Menschen in Ballungsräumen,<br />
die von außen noch erreichbar sind. Hier gibt es Lösungen, die bekannten mobilen <strong>Wasser</strong>werke. Anders sieht<br />
es im Hinterland aus. Zerstörte Infrastruktur macht es äußerst schwer, die Menschen dort zu erreichen. Viele<br />
kleine Gruppen von Notleidenden, meist verstreut im ländlichen Bereich, müssen versorgt werden.<br />
Diese dezentrale Versorgung zu<br />
sichern, ist Aufgabe des vom<br />
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft<br />
mit Unterstützung der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umweltschutz<br />
DBU entwickelten <strong>Wasser</strong>rucksacks<br />
PAUL (Portable Aqua Unit for Lifesaving).<br />
Er ist ca. 23 kg schwer und filtert<br />
verschmutztes <strong>Wasser</strong> nach <strong>dem</strong><br />
in Kassel entwickelten Ultra Low<br />
Pressure Ultrafiltration (ULPUF) Process<br />
mit einem Membranfilter. PAUL<br />
arbeitet ohne Energie, Chemikalien,<br />
Wartung und ohne geschultes Bedienpersonal<br />
und bereitet etwa<br />
1200 Liter <strong>Wasser</strong> pro Tag <strong>auf</strong>. 400<br />
Menschen können sich selbst helfen,<br />
vier einfache Piktogramme ermöglichen<br />
dies selbst Analphabeten, was<br />
im Katastrophenfall oft entscheidend<br />
ist. Untersuchungen des Umweltbundesamtes<br />
ergaben Wirkungsgrade<br />
für Bakterien und Viren<br />
von 99,9 % bis über 99,9999 %.<br />
Erstmals zum Einsatz kam PAUL<br />
nach <strong>dem</strong> Erdbeben in Chile Anfang<br />
2010. Mittlerweile sind über 1100<br />
<strong>Wasser</strong>rucksäcke in über 50 Ländern<br />
von Afghanistan bis Zimbabwe<br />
im weltweiten Einsatz. Da PAUL eine<br />
sehr hohe Lebensdauer von mindestens<br />
zehn Jahren hat, wird er<br />
immer öfter für die Dauerversorgung,<br />
z. B. an Schulen, Krankenhäusern,<br />
Dörfern eingesetzt. Die DBU<br />
wollte auch wissen, wie sich PAUL<br />
im Einsatz bewährt, sodass Mitarbeiter<br />
des FG SWW in verschiedenen<br />
Ländern vor Ort waren, wie die<br />
folgenden Berichte zeigen.<br />
PAUL in Peru<br />
Nachhaltige Trinkwasser- und Sanitärversorgung<br />
ist für einen Großteil<br />
der peruanischen Bevölkerung<br />
noch nicht selbstverständlich. 20 %<br />
der Gesamtbevölkerung haben keinen<br />
Zugang zu Trinkwasser, über<br />
40 % keine adäquate Sanitärversorgung.<br />
Seit 2011 sind insgesamt<br />
neun <strong>Wasser</strong>rucksäcke in der Obhut<br />
der Kinderhilfe Cusco-Peru e. V.<br />
(KHC). KHC engagiert sich seit vielen<br />
Jahren für die Verbesserung der<br />
Lebenssituation peruanischer Kinder<br />
in der Region Cusco, im Zentrum<br />
des peruanischen Andenhochlandes<br />
<strong>auf</strong> ca. 3 400 m Höhe.<br />
Dr.-Ing. Wernfried Schier<br />
© FG SWW<br />
Im März 2013 besuchten Mitarbeiter<br />
des FG SWW die Region zur<br />
Durchführung von hydraulischen<br />
und mikrobiologischen Kontrollmessungen<br />
an den <strong>Wasser</strong>rucksäcken.<br />
Dabei wurde u. a. ein <strong>Wasser</strong>rucksack<br />
in einem von Ordensschwestern<br />
geführten Kinderheim<br />
im Bergdorf Cusibamba ge testet. In<br />
diesem Kinderheim werden täglich<br />
bis an die 100 Kinder und zeitweise<br />
auch deren Eltern mit Nahrung und<br />
Lebensmitteln versorgt. Ihr Trinkwasser<br />
beziehen die Bewohner aus<br />
Oberingenieur am Fachgebiet<br />
Siedlungswasserwirtschaft<br />
der Universität<br />
Kassel<br />
Einer von neun PAULs, die seit 2011 im Dienste der<br />
Kinderhilfe Cusco-Peru e.V. (KHC) stehen. © FG SWW<br />
In Peru ist der Bedarf an zuverlässiger <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
groß. © Gravenkötter<br />
April 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 471