Landtag Brandenburg P-AASFF 5/42-1 Protokoll - Teil 1
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Überstunden, ungünstige Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen. Berufsbezogene Gründe werden vor<br />
allem von denjenigen genannt, die angaben, dass sie ihren Wunschberuf nicht realisieren konnten<br />
oder andere Vorstellungen vom Beruf hatten.<br />
Betriebe/Ausbilder geben vor allem Gründe an, die sie den Auszubildenden zuordnen; eine<br />
mangelhafte Berufsorientierung bzw. Berufswahl, eine mangelnde Leistungsbereitschaft (Fehlzeiten,<br />
unzureichende Identifikation mit Betrieb, mangelndes Durchhaltevermögen) und mangelnde<br />
Leistungsfähigkeit (unzureichende Leistung im Betrieb, Überforderung).<br />
Obwohl dies in der Literatur schon lange kritisiert wird, fokussiert man sich bei der Frage der<br />
Maßnahmen zur Vermeidung vorzeitiger Vertragslösungen immer noch stark auf die Jugendlichen<br />
bzw. Auszubildenden. Maßnahmen sollten jedoch nicht alleine bei den Jugendlichen und der Frage<br />
nach deren Ausbildungsfähigkeit und -bereitschaft sowie deren Berufswahlfähigkeit ansetzen,<br />
ebenso muss die Frage nach der Ausbildungsfähigkeit und -bereitschaft der Betriebe sowie deren<br />
Rekrutierungsverhalten in den Blick genommen werden. Zudem scheinen Konflikte — insbesondere<br />
zwischen Auszubildenden und Ausbilder sowie Vorgesetzten — eine zentrale Rolle zu spielen, sodass<br />
auch Maßnahmen zur Konfliktbewältigung erforderlich sind. 8<br />
Ebenso kann angenommen werden, dass die Attraktivität der Berufe eine Rolle für das Vertragslösungsgeschehen<br />
spielt. Was den Einfluss der Vergütung betrifft, so zeigt sich allerdings kein starker<br />
Zusammenhang; zumindest wenn man die durchschnittliche tarifliche Ausbildungsvergütung<br />
betrachtet. Zwischen den Ausbildungsberufen, für die aus der BIBB-Datenbank der tariflichen<br />
Ausbildungsvergütung Daten zur durchschnittlichen tariflichen Vergütung (getrennt nach Ost- und<br />
Westdeutschland) vorliegen, ergibt sich ein signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der<br />
durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung und der Lösungsquote in 2011 (Korrelation nach<br />
Pearson -0.472 9). Die Tarifvergütung „erklärt" somit ca. 22% der Varianz der Lösungsquoten zwischen<br />
den Berufen. In einer multivariaten Analyse verringert sich der Effekt der Vergütung bei Kontrolle des<br />
Anteils von Auszubildenden mit maximal Hauptschulabschluss, des Zuständigkeitsbereichs und des<br />
Berufssektors etwas, er bleibt aber bestehen. Die Ausbildungsvergütung (und künftige Einkommensperspektiven)<br />
spielen somit eine — wenn auch keine dominierende — Rolle für das Vertragslösungsgeschehen.<br />
Neben den bislang genannten Ursachen von Vertragslösungen spielen Kontextfaktoren, die die Entscheidungen<br />
der Jugendlichen und Betriebe beeinflussen, eine Rolle. Als ein solcher Kontextfaktor<br />
kann die Lage am Ausbildungsstellenmarkt betrachtet werden. Wie bereits dargestellt, besteht ein<br />
positiver Zusammenhang zwischen der Veränderungsrate der Angebots-Nachfrage-Relation und der<br />
Veränderungsrate der Lösungsquote la. Dies kann damit begründet werden, dass bestehende Ausbildungsverträge<br />
mit einer Verbesserung der Alternativen aus Sicht der Auszubildenden eher gelöst<br />
werden. Allerdings konnte dieser deutliche Zusammenhang nur im Längsschnitt beobachtet werden.<br />
Tabelle 7 (Anlage) enthält die Vertragslösungsquoten, Angebots-Nachfrage-Relation am<br />
Ausbildungsstellenmarkt und Arbeitslosenquote 2011 für die einzelnen Bundesländer. Im<br />
Querschnittsvergleich der Länder zeigt sich für das Jahr 2011 nur ein relativ schwacher positiver<br />
Zusammenhang zwischen Angebots-Nachfrage-Relation und Lösungsquote, der zudem nicht<br />
signifikant ist; im einfachen bivariaten linearen Regressionsmodell „erklärt" die Angebots-Nachfrage-<br />
Anlage 3<br />
s<br />
Neben Maßnahmen, die präventiv bereits im Prozess der Berufswahl ansetzen, wie das BMBF-Programm BOB<br />
zur Verbesserung der Berufsorientierung, den 5GB III-Maßnahmen zur Berufseinstiegsbegleitung und der<br />
Berufseinstiegsbegleitung im Rahmen der BMBF-Initiative „Abschluss und Anschluss — Bildungsketten bis zum<br />
Ausbildungsabschluss", sind in der Anlage 4 Praxisbeispiele zusammengestellt, die während der Ausbildung<br />
ansetzen. Diese Synopse mit einer Auswahl entsprechender Praxisbeispielen zur Vermeidung von vorzeitigen<br />
Vertragslösungen wurde kürzlich anlässlich eines BIBB-Workshops zum Thema erstellt.<br />
9 Alle genannten Korrelationskoeffizienten sind Korrelation nach Pearson.<br />
13 Siehe hierzu: Uhly, Alexandra (2013): Vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen. In: Bundesinstitut für<br />
Berufsbildung (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2013, Kapitel A4.7, Bonn.<br />
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