Landtag Brandenburg P-AASFF 5/42-1 Protokoll - Teil 1
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Anlag<br />
Schriftliche Stellungnahme der Regionaldirektion Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />
anlässlich des Fachgesprächs zum Thema „Lösung von<br />
Ausbildungsverhältnissen von Jugendlichen" am 21.08.2013 im Ausschuss<br />
für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des <strong>Landtag</strong>s <strong>Brandenburg</strong><br />
Stand: 15 08.2013 RDBB — Dieter Wagon, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
Bundesagentur für Arbeit<br />
Regionatdirektian<br />
Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />
1.) Wie schätzen Sie die Situation und aktuelle Entwicklung zur vorzeitigen Lösung von<br />
Ausbildungsverträgen ein?<br />
Die Entwicklung bei den vorzeitigen Vertragslösungen im Land <strong>Brandenburg</strong> ist leider<br />
nicht erfreulich.<br />
Nach aktuellen Daten aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung betrug die Lösungsquote<br />
2011 in <strong>Brandenburg</strong> 29,9% (Bund 24,2%) und ist damit gegenüber dem Jahr 2010 noch<br />
einmal angestiegen. (<strong>Brandenburg</strong> 2010 = 26,8%, Bund 2010 = 23,0%).<br />
Dieser überdurchschnittliche Anstieg von einem, mit Blick auf den Bundeswert, ohnehin<br />
überdurchschnittlich hohen Niveau bietet Anlass zur Sorge und ist auch der Hintergrund<br />
dafür, dass die Regionaldirektion Berlin-<strong>Brandenburg</strong> der Bundesagentur für Arbeit (BA)<br />
im Zukunftsprogramm Berlin-<strong>Brandenburg</strong> „Gemeinsam für die Region" auch das Thema<br />
„Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen" hoch auf die Agenda gesetzt hat.<br />
Dabei ist zunächst anzumerken, dass nicht hinter jeder Vertragslösung ein sogenannter<br />
Ausbildungsabbruch steckt.<br />
Es gibt durchaus auch Lösungen, die sogar erwünscht sind, z.B. wenn eine außerbetriebliche<br />
Ausbildung zugunsten einer betrieblichen Ausbildung gelöst wird.<br />
Auch führt eine vorzeitige Vertragslösung nicht immer zu Brüchen im Lebenslauf. Manche<br />
junge Menschen steigen unmittelbar danach erneut in eine Berufsausbildung oder in andere<br />
Bildungswege ein, aber auch das bedeutet Diskontinuität für den jungen Menschen<br />
und das Unternehmen.<br />
Die statistischen Angaben, die uns vorliegen, können zwischen denjenigen, die nach einer<br />
Vertragslösung ihren beruflichen Werdegang nahtlos fortsetzen und denjenigen, denen<br />
das nicht gelingt, leider nicht unterscheiden.<br />
Aus Ergebnissen von Befragungen, die jedoch nicht spezifisch für das Land <strong>Brandenburg</strong><br />
vorliegen, wissen wir jedoch, dass ca. einem Viertel der jungen Menschen, die eine Berufsausbildung<br />
vorzeitig beenden, kein Einstieg in weitere berufliche oder sonstige Bildung<br />
gelingt. Hier besteht die Gefahr, dass diese jungen Menschen sehr lange oder sogar auf<br />
Dauer außerhalb des Bildungssystems verbleiben. Dies bedeutet, dass bei dieser Personengruppe<br />
ein hohes Risiko für Langzeitarbeitslosigkeit oder zumindest für „unsichere<br />
Beschäftigungen" besteht. Deshalb ist es entscheidend, hier anzugreifen und möglichst<br />
fundierte Berufswahlentscheidungen als entscheidende Wegmarke zu initiieren.<br />
Aus Sicht der Betriebe ist anzumerken, dass die vorzeitige Lösung eines Ausbildungsvertrages<br />
immer eine „Fehlinvestition" ist und einen erheblichen Ressourcenverlust nach sich<br />
zieht. Nach einer Untersuchung des BIBB sind den Betrieben bis zum durchschnittlichen<br />
Zeitpunkt einer Vertragslösung Nettokosten von knapp 7.000 € entstanden, dieser Betrag<br />
kann bei bestimmten Berufen sogar über 18.000 € ausmachen.<br />
Auch hier besteht das hohe Risiko, dass sich diese Betriebe nach solch negativen Erfahrungen<br />
frustriert aus der Berufsbildung zurückziehen und eine ohnehin niedrige Ausbildungsbetriebsquote<br />
weiter verschlechtert. In Zeiten, in denen sich in <strong>Brandenburg</strong> in eini-