Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
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gie’ bezeichnet werden. Ein umfassendes vorsorgliches Wissen über die Risiken und potentiellen<br />
Regulierungserfordernisse der Produkte und Phänomene, die zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt als Nanotechnologie gelten könnten, lässt sich im Voraus nicht bilden. Die Produktpalette<br />
– von Kosmetika, antibakteriellen Oberflächen über Bio-Sensoren, Nano-Halbleiter-Technologie,<br />
Lebensmittel bis hin zu fälschlich als Nano-Produkt gekennzeichneten<br />
Produkten wie das Reinigungsspray ‚MagicNano’ 1 – ist so heterogen, dass sich kaum eine<br />
Gemeinsamkeit bestimmen lässt. Insofern sind z.B. Produktkennzeichnungen, die sich ausschließlich<br />
von der auf die Größendimension bezogenen Allgemeindefinition herleiten würden,<br />
alleine nicht sehr aussagekräftig. Denn reicht es für eine ‚Kennzeichnung’, wenn bei einem<br />
Produkt eine Dimension einer Komponente im Nanobereich liegt? Solche Spielräume<br />
der Produktauszeichnung lassen sich durch Vorschriften nicht sinnvoll schließen. Die mögliche<br />
Palette der Nano-Bezeichnungen ist zudem allein aufgrund ihrer Eigenschaft, mehr oder<br />
weniger gesellschaftlicher Kommunikationseffekt zu sein, unbegrenzt.<br />
Erforderlich ist damit ein reflexives Urteilsverfahren zur ‚Nanotechnologie’. Der Ausgangspunkt<br />
dieses Urteilsverfahrens muss alles umfassen, was in der Gesellschaft als ‚Nanotechnologie’<br />
bezeichnet bzw. mit ihr in Verbindung gebracht wird – so z.B. auch Chancen<br />
und Risiken von Produkten, die lediglich als ‚Nanotechnologie’ bezeichnet werden, oder Zukunftserwartungen<br />
an bestimmte Nanotechnologien (bspw. in der Medizin oder Computertechnologie),<br />
welche das gesellschaftliche Verständnis von ‚Nanotechnologie’ prägen, auch<br />
wenn ihre Realisierung heute noch ungewiss ist. Die Komplexität und Vielschichtigkeit des<br />
Phänomens ‚Nanotechnologie’ macht damit höchst unterschiedliche Formen der Zulassung,<br />
Beobachtung und Aufsicht sowie, je nach Fall der Organisation, der Kooperation zwischen<br />
diesen Formen erforderlich.<br />
1.2.2. Produktionsbedingte Unsicherheiten und Grenzen der Standardisierung<br />
Nanopartikel stellen nur ein Problemfeld zur Veranschaulichung produktionsbedingter Unsicherheiten<br />
der Nanotechnologie und der daraus resultierenden Schwierigkeiten für regulatorische<br />
Maßnahmen dar. Dieses eignet sich jedoch am besten für die Darstellung, weil die Risiko-<br />
und Sicherheitsforschungen diesbezüglich sehr gut etabliert sind.<br />
Bislang besteht für Nanopartikel trotz ihrer neuen physikalischen und chemischen Eigenschaften<br />
keine eigenständige und verbindliche Nomenklatur. Damit bleibt der Gegenstand<br />
für eine potentielle gesetzliche Regulierung unbestimmt. Die Ursache sind unter anderem<br />
Schwierigkeiten der Charakterisierung, weil für deren Beschreibung sehr viel mehr Parameter<br />
als bei ‚traditionellen’ chemischen Substanzen auf einmal ins Spiel kommen wie Masse,<br />
Oberfläche, Größe, Form, etc. (vgl. SCENIHR 2006: 55f., Oberdörster 2005b: 837). Um die<br />
noch fehlende Standardisierung und Normung von Nanopartikeln zu erstellen, wurden inter-<br />
1 Das Produkt ‚Magic Nano’ enthielt zwar keine Nanopartikel, weshalb es gerne als Beispiel für ein falsches<br />
Nano-Produkt zitiert wird. Der mit dem Spray erzeugte Schutzfilm war in seiner Dicke aber im Nanometerbereich.<br />
Handelt es sich also doch irgendwie um ein Nanoprodukt?