Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44<br />
2.3.2. Selbstregulierung<br />
Angesichts der systematischen Defizite gesetzlicher Regulierung im Fall der ‚Nanotechnologie’<br />
werden Modelle der industriellen ‚Selbstregulierung’ mittels mehr oder minder freiwilliger<br />
Verpflichtungen der Industrie – sogenannte Codes of Conduct – vorgeschlagen.<br />
Beispiele:<br />
a. Industrieeigene Codes of Conduct<br />
Im Kontext der Debatte um die Unbestimmtheit der Risiken von Nanotechnologien haben<br />
Unternehmen wie Bayer, BASF und Degussa eigene und spezielle „Codes of Conduct“ zur<br />
Nanotechnologie entwickelt. Diese gleichen allgemeinen Verhaltenscodes der Unternehmen,<br />
die Leitprinzipien des guten Umgangs unter den Arbeitern, mit Geschäftspartnern und Kunden<br />
vorschreiben und zu deren Beachtung sich die Unternehmen selbst verpflichten.<br />
Im „Code of Conduct Nanotechnology“ von BASF (BASF 2006) wird beispielsweise<br />
die besondere Kompetenz von BASF als Produktentwickler betont, da nur auf der Basis konkreter<br />
Produkte eine rationale Bewertung und Einschätzung potentieller Risiken möglich sei.<br />
Diese Position impliziere eine besondere Verantwortung von BASF gegenüber den eigenen<br />
Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und allgemeiner der Gesellschaft und zukünftigen Generationen<br />
(BASF 2006: 1). Dieser Code of Conduct beinhaltet u.a. Maßnahmen zur Identifizierung<br />
und Minderung (bei der Herstellung nanotechnischer Produkte) entstehender Risiken für<br />
Mitarbeiter. Auch sollen nur Produkte vermarktet werden, die gemäß des Standes wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse als sicher gelten können. Zudem wird betont, dass die Ergebnisse<br />
der unternehmensinternen Risikoidentifizierungen und des Risikomanagements in eine Datenbank<br />
eingespeist und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ebenso wird<br />
hervorgehoben, dass die Maßnahmen von BASF überall dort durchgeführt werden, wo noch<br />
keine gesetzlichen Regulationen vorhanden sind. BASF begreift die Umsetzung seiner im<br />
Code of Conduct benannten Maßnahmen damit als Beitrag zu einer Gesetzesentwicklung –<br />
z.B. durch die Entwicklung von Standardisierungen, die eine gesetzliche Regulierung erst<br />
möglich machen. Darüber hinaus verpflichtet sich die BASF zur aktiven Beteiligung am offenen<br />
und Vertrauen stiftenden Dialog mit der Gesellschaft.<br />
Die Selbstverpflichtungen in industrieeigenen Codes of Conduct beabsichtigen damit<br />
eine Form nicht-gesetzlicher Regulierung und sollen den Gesetzgeber entlasten. Die Frage<br />
bleibt jedoch, welches Ansehen bzw. welches Vertrauen firmeninterne Codes ohne ein neutrales<br />
und externes Monitoring in der Gesellschaft genießen können. Schließlich ist die Chemische<br />
Industrie stark durch vergangene Ereignisse wie bspw. Seveso oder Schweizer Halle<br />
belastet.<br />
b. Codes of Conduct mit Verpflichtungen gegenüber einem Dritten<br />
Die Entwicklung eines „Responsible Nano Codes“ für die Industrie unter einem Monitoring<br />
durch einen ‚neutralen Dritten’, der die Einhaltung der Selbstverpflichtungen überwacht, wird