22.05.2014 Aufrufe

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48<br />

Das gesellschaftliche Vertrauen in diese Form der Selbstregulierung könnte befördert<br />

werden, wenn ein solcher Code nicht von der Industrie alleine, sondern aus einem Konsortium<br />

unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure entwickelt und die Einhaltung von einem als<br />

‚neutral’ wahrgenommenen Dritten überwacht würde. Doch gerade ein geeigneter Dritter<br />

scheint schwer bestimmbar zu sein. Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Selbstregulierung<br />

erscheinen als Zentralproblem der gesellschaftlichen Legitimierung der weitgehend in geschlossenen<br />

Expertengruppen erarbeiteten Codes, welche allesamt auch eine Verantwortungsabgabe<br />

des Gesetzgebers an Privatinteressen implizieren. Auch bei einer Überwachung der<br />

Einhaltung des Codes durch einen geeigneten Dritten verbleibt das Problem mangelnder öffentlicher<br />

Aufsicht. Eine politische Transparenz ist in diesem System nicht gewährleistet:<br />

unter anderem, weil die genauen Zielsetzungen der zahlreichen Varianten von Codes of Conduct<br />

sehr unübersichtlich sind und keinen einheitlichen Maßstab besitzen. Interventionsmöglichkeiten<br />

von außen bei Unzulänglichkeiten der Codes oder Nichtbefolgung sind sehr begrenzt.<br />

Zudem wird bei dieser Art wissensbasierter Selbstregulierung noch kein gesellschaftlich<br />

verantwortbarer Umgang mit – sich gerade im Produktionsprozess zeigenden – systematischen<br />

Wissensgrenzen (vgl. Kap. 1.2.) entwickelt. Unser Modell einer Raster-Sonden-Agentur<br />

(R-S-A) wird dagegen sowohl das in den Wissensgenerierungen der Codes of Conduct als<br />

auch das Wissen über systematische Wissensgrenzen in ein reflexives Urteilsverfahren integrieren<br />

(vgl. Kap. 3.3.).<br />

2.3.3. Dialog<br />

Zu einem am Vorsorgegedanken (vgl. Kap. 2.2.4.) orientierten Umgang mit Nanotechnologien<br />

werden national und international initiierte Diskursverfahren gerechnet, in denen sich<br />

Experten bzw. Stakeholder aus vielen gesellschaftlichen Bereichen – z.B. Wissenschaft, Industrie,<br />

Versicherer, Gewerkschaften, Behörden, Verbänden, NGOs, Konsumenten, Bürger –<br />

je nach Verfahren in unterschiedlicher Form über die Chancen, den Nutzen und die Risiken<br />

und ggf. notwendigen gesetzlichen Regulierungsmaßnahmen verständigen. 11 Diese Dialoge<br />

legitimieren die vor- und selbstregulatorischen Maßnahmen durch Observatorien und Codes<br />

of Conduct der Industrie.<br />

Beispiele<br />

a. Multi-Stakeholder-Dialoge<br />

Multi-Stakeholder-Dialoge sollen zum einen aufgrund des gegenseitigen Austausches von<br />

Fachwissen und Erfahrungen einer besseren Abschätzung der Chancen bestimmter Produktentwicklungen<br />

sowie der gesundheitlichen, umweltbezogenen und sozialen Risiken dienen.<br />

Zum anderen soll der Verständigungsprozess mit möglichst vielen Repräsentanten aus den<br />

11 Z.B. BMU 2007c; zu vorangegangenen BMU Stakeholderdialoge zu synthetischen Nanopartikeln vgl. Löchtefeld<br />

2005 und: www.dialog-nanopartikel.de; zu OECD-Workshops z.B. Dubbert 2005; zum VCI-Stakeholderdialog<br />

Grobe 2005; zu EU-Dialogen Grobe 2007; zur Bedeutung der Dialogverfahren im EU-Aktionsplan 2005-<br />

2009 Hellsten 2005.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!