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Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

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cher Regularien entsprechend dem jeweiligen Stand des Wissens erworben werden. Dies ist<br />

ein Wissen nicht nur von wissenschaftlichen, technologischen und industriellen<br />

Sachverhalten, sondern auch von Wirtschaftsinteressen, Nutzerverhalten, ethischen Bedenken<br />

etc. Aus der Perspektive systematischer Wissensgrenzen handelt es sich dabei aber um<br />

unendliche Maßnahmen permanenter Aufmerksamkeit, die auf die Integration von immer<br />

neuen Wissensformen zielen. Diese Maßnahmen produzieren einerseits fortlaufend neues<br />

Wissen, welches in die Handlungen von Regulierungsinstitutionen einfließen kann. Dieses<br />

Wissen wird beispielsweise im Zuge der Bemühungen um Standardisierung, bei Datenerhebungen<br />

für die Umsetzung der ‚Codes of Conduct’ oder als Ergebnisse der<br />

Verständigungen zwischen Stakeholdern in den Dialogverfahren erworben. Andererseits<br />

werden in diesen Projekten aber auch fortlaufend neue Wissenslücken und -grenzen deutlich,<br />

die den Anspruch der Produktion gesicherter Wissensbestände wieder in Frage stellen. Dies<br />

ist keine Feststellung, die erstmalig und ausschließlich für die ‚Nanotechnologie’ gilt. Bei<br />

einem Technologiefeld, das unter einem Oberbegriff derartig viele unterschiedliche<br />

Produktionstechnologien vereint, werden die systematischen Beschränkungen des Wissens<br />

jedoch multipliziert.<br />

Ein gesellschaftlich akzeptabler und damit innovationsförderlicher Umgang mit den<br />

Nanotechnologien setzt deshalb eine Integration der Ergebnisse der Observatorien, Codes of<br />

Conduct und Stakeholder-Dialoge in Form eines kollektiven, öffentlichen und transparenten<br />

Urteilsverfahrens über exemplarisch ausgewählte Fälle voraus – mit dem Ziel durch die Identifizierung<br />

von Wissens-, Kommunikations- und Handlungsbedarf gesellschaftlich breit abgesicherte<br />

Empfehlungen für Regulierung, Forschung und Kommunikation zu erarbeiten. Diese<br />

Anforderungen kann nur eine sichtbare und ansprechbare Instanz leisten, die die hierfür notwendigen<br />

Expertisen, geeignete Formen des reflexiv-lernenden Dialogs, politische Transparenz,<br />

öffentliche Beurteilung und wirksame Intervention in einer <strong>Institut</strong>ion vereint (zu einigen<br />

dieser Aspekte vgl. auch Renn 2003).<br />

Wir schlagen hierfür die Einrichtung einer Raster-Sonden-Agentur (R-S-A) vor. Dieses<br />

Modell umfasst eine Lerngemeinschaft aus Experten der unterschiedlichsten gesellschaftlichen<br />

Felder (u.a. Wissenschaften, Industrie, Gewerkschaften, Kirche, NGOs, Konsumenten,<br />

zum Expertenbegriff vgl. Kap. 1.3.). Diese Gemeinschaft soll unter Offenlegung von<br />

Kriterien und Schwierigkeiten des Meinungsbildungsprozesses zu Urteilen über ausgewählte<br />

nanotechnologische Produkte, Prozesse oder Diskursphänomene kommen. Durch dieses<br />

öffentliche Prozessieren kann eine gesellschaftlich akzeptierte und verträgliche Einbettung<br />

nanotechnologischer Innovationsprozesse gewährleistet werden. Die Maßnahmen der<br />

‚erweiterten Regulierung’ werden in das reflexive Urteilsverfahren integriert. Sie profitieren<br />

von den Ergebnissen des Verfahrens, indem sie in ein stärkeres Regulierungskonzept

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