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Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

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Als kollektives Experiment bezieht die Technologieentwicklung alle Bürger verantwortlich<br />

mit ein und fordert den Einsatz und das Interesse an der Gestaltung nanotechnologischer Entwicklungsprozesse<br />

(vgl. Nordmann 2006). Das reflexive Urteilsverfahren müsste den Ausgleich<br />

zwischen den Polen ‚Sicherheit’ und ‚Experiment’ gewährleisten.<br />

1.2.3. Verflechtung von Einzelfall und Gesamtphänomen<br />

Aufgrund der gesellschaftlich-kommunikativen Konstitution der ‚Nanotechnologie’ (1.2.1.)<br />

und der produktionsbedingten Unsicherheiten (1.2.2.) wird deutlich: Der Begriff Nanotechnologie<br />

ist nicht auf ‚etwas’ festgelegt. Als ‚Nanotechnologie’ werden alle möglichen Produkte<br />

bezeichnet, die Nanopartikel enthalten oder nano-strukturiert sind, weil sie in wenigstens<br />

einer Dimension < 100nm messen oder weil sie ein Nanokonzept anwenden. 3 Wenn nun<br />

bei einem dieser unzähligen Produkte im Einzelfall etwas nicht stimmt, es sich als gesundheitlich,<br />

ökologisch oder auch sozial bedenklich bzw. gefährlich erweist (wie bei ‚Magic-<br />

Nano’ befürchtet), kann dies auf die gesellschaftliche Wahrnehmung des gesamten Technologiefeldes<br />

‚Nanotechnologie’ rückwirken (vgl. Bullis 2006, H.W. 2006).<br />

Auch mit dieser Realität muss ein reflexives Urteilsverfahren umgehen können. Es<br />

muss durch Lernprozesse und öffentliche Vermittlung die unterschiedlichen Dimensionen<br />

exemplarischer Produkte, Entwicklungen oder Diskurse entflechten, ohne den Zusammenhang<br />

mit dem Gesamtphänomen aus dem Auge zu verlieren (vgl. Nordmann 2007a+b). Der<br />

exemplarisch beurteilte Fall muss innerhalb des Gesamtphänomens ‚Nanotechnologie’ – z.B.<br />

der allgemeinen gesellschaftlichen Erwartungen – beurteilt werden.<br />

1.2.4. Nanotechnologie als Funktion in Produktsystemen<br />

Im Rahmen der ‚Nanotechnologie’ werden Konsumenten meist nicht mit in Reinform vorliegenden<br />

Stoffen – bspw. isolierte Nanopartikel, molekulare Drähte oder Kohlenstoffröhrchen –<br />

, sondern in produkt-integrierter Form konfrontiert. Das heißt, für die Konsumenten existiert<br />

‚Nanotechnologie’ bspw. in Form von Bekleidungsstoffen, Reinigungssprays, schmutzabweisenden<br />

Oberflächen, Autolackierungen oder schnellen Computern. Chancen- und Risikenabschätzungen<br />

im Lebenszyklus dieser Produkte müssten nicht nur eine geradezu unbegrenzte<br />

Vielfalt möglicher Wechselwirkungen zwischen je nach Produkt unterschiedlichen Nanomaterialien,<br />

Festkörpern und deren biologischer Umwelt, sondern ebenso Variationen im gesellschaftlichen<br />

Gebrauch der Produkte in Betracht ziehen.<br />

Wie erwähnt, werden Nanomaterialien eine gewisse Fehlertoleranz aufweisen müssen,<br />

um als Komponente eines Produkts dienen zu können. Innerhalb dieser Fehlertoleranz kann<br />

eine Komponente unterschiedliche Eigenschaften haben. Manchmal könnte somit eine Komponente<br />

gesundheitsschädlich ausfallen, das andere Mal nicht (vgl. 1.2.2.). Viele Informatio-<br />

3 Das heißt, sie nähern sich bottom-up oder top-down an Nanodimensionen an und zeichnen sich durch die<br />

typische Nicht-Verortbarkeit zwischen theoretischer Wissenschaft und anwendungsorientierter Ingenieurstechnik<br />

aus (vgl. Nordmann forthcoming).

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