Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
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b. <strong>Observieren</strong> mit speziellem Fokus<br />
Weitere Formen des Observatoriums sind <strong>Institut</strong>ionen, die innerhalb eines wirtschaftlich<br />
und/oder politisch vorgegebenen Rahmens einen speziellen Ausschnitt der nanotechnologischen<br />
Entwicklung beobachten.<br />
Ein Beispiel für diese fokussierte Variante des Observatorienmodells ist das 2005 vom<br />
Neuseeländischen Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Technologie (MORST) initiierte<br />
und finanzierte Navigator Network (www.navigatornetwork.net.nz). Im Kontrast zum<br />
OMNT soll das Navigator Network den zukünftigen Nutzen und die Folgen von Nanotechnologien<br />
(und auch Biotechnologien) für die neuseeländische Gesellschaft und Umwelt erkunden<br />
und – davon ausgehend – Orientierungen für vorausschauende politische Entscheidungen<br />
und Handlungen ermöglichen. Der 2006 publizierte zweite Report des Netzwerkes zur<br />
Bio- und Nanotechnologie „Navigating toward our future“ (Nicholas&Cronin 2006) benennt<br />
die vorrangigen Ziele des Netzwerkes: a) Erarbeitung eines gemeinsamen Verstehens neuer<br />
Technologien, b) Verständnis des durch sie implizierten Wandels und der Chancen für die<br />
Gesellschaft und c) eine Praxis der Informationszusammenführung zwischen den Wissenschaften<br />
und der Politik. Die Arbeit dieses Observatoriums besteht in einer Erkundung der<br />
internationalen und nationalen Entwicklungen der Bio- und Nanotechnologien durch sogenannte<br />
„Scanner“, Experten aus den Bio- und Nanowissenschaften sowie aus gesellschaftlichen<br />
und politischen Kontexten. Die Aufgabe dieser Experten besteht darin – basierend auf<br />
Literaturstudien und aufgrund von Erfahrungen in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld – für Neuseeland<br />
relevantes Wissen zusammenzutragen. Auf gemeinsamen Workshops der Experten<br />
werden auf der Basis der „scanning reports“ die Entwicklungen, Optionen und Implikationen<br />
zusammengetragen, die für Neuseeland als besonders wichtig bewertet werden (z.B. im Bereich<br />
Landwirtschaft, Gartenbau, Lebensmittel, Gesundheit und Umwelt). Die nationalen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten werden innerhalb des globalen Kontextes (z.B. OECD-, US- und<br />
EU- Aktivitäten) ausgelotet.<br />
Das Navigator-Network versteht sich damit ausdrücklich nicht als ‚neutrale’ Wissenschafts-<br />
und Technikbeobachtung, sondern als Gestaltung von Prozessen der Vernetzung zwischen<br />
wissenschaftlichen und politischen Akteuren mit dem Ziel einer Meinungsbildung über<br />
die Möglichkeiten der Nutzung der Bio- und Nanotechnologien und ihren sozio-ökonomischen<br />
Implikationen für die neuseeländische Gesellschaft.<br />
c. <strong>Observieren</strong> kombiniert mit Standardisieren und Kommunizieren<br />
Eine weitere Variante des Observatorienmodells ist das vom deutschen Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) mit der chemischen Industrie – z.B. BASF und Degussa<br />
– finanzierte und von Harald Krug (<strong>Institut</strong> für Toxikologie und Genetik, Forschungszentrum<br />
Karlsruhe) geleitete Projekt NanoCare (www.nanopartikel.info; BMBF 2006a [Pressemitteilung];<br />
Bayer 2006; Oberholz 2006). Allgemeines Ziel von NanoCare ist es, „Wissenslücken“<br />
bezüglich der Auswirkungen industriell hergestellter Nanopartikel auf Mensch und Umwelt