22.05.2014 Aufrufe

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

Observieren – Sondieren – Regulieren - Institut für Philosophie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

21<br />

Sicherheitsforschung der Nanotechnologien zu leisten, konstant gehalten. Zugrunde gelegt<br />

wird der in der naturwissenschaftlich-technischen Risiko- und Sicherheitsforschung übliche<br />

Begriff von ‚Risiko = Gefahr x Exposition’ (vgl. Krug 2006). In der Praxis müsste sich ein<br />

reflexives Urteilsverfahren jedoch auch mit den unterschiedlichen Risikokonzepten auseinandersetzen,<br />

die je nach gesellschaftlichem Bereich – z.B. Versicherungen, Investment, Medienöffentlichkeit,<br />

Natur- und Sozialwissenschaften – verwendet werden. Die soziologische<br />

Risikoforschung hat darauf hingewiesen, dass es einen wesentlichen Unterschied bedeutet, ob<br />

z.B. ‚Risiko’ wie in der technischen Sicherheitsforschung das Gegenteil von ‚Sicherheit’ bedeutet;<br />

ob ‚Risiko’ z.B. in Politik und Wirtschaft vorrangig eine ‚Entscheidungskategorie’ ist;<br />

oder ob ‚Risiko’ für die von den Entscheidungen Anderer betroffenen, an ihnen aber nicht<br />

beteiligten Bürger immer eine potentielle ‚Gefahr’ darstellt (vgl. z.B. Japp 2000; Luhmann<br />

1993; Krohn&Krücken 1993). Diese Unterschiede in den Risikokonzeptionen können zu Störungen<br />

von Verständigungsprozessen führen. Die Dominanz der einen – naturwissenschaftlich-technischen<br />

– Risikokonzeption gegenüber anderen Konzeptionen kann auch für die Herstellung<br />

von Bürgervertrauen in Innovationen und Regulierungen hinderlich sein. Durch eine<br />

nur zusätzliche Berücksichtigung ‚gesellschaftlich-subjektiver Risikowahrnehmungen’ bei der<br />

Vermittlung ‚wissenschaftlich-objektiver Risiken’ wird diese Asymmetrie nicht aufgehoben<br />

(kritisch dazu Wynne 1993; zu Alternativen Felt&Wynne 2007).<br />

1.4. <strong>Observieren</strong>, <strong>Sondieren</strong> und <strong>Regulieren</strong> (neue Anforderungen)<br />

Die Bestandsaufnahmen zur Regulierungsdebatte und bestehenden Regulierungsinitiativen im<br />

zweiten Kapitel arbeiten Erweiterungen der gesetzlichen Regulierung durch drei sich ergänzende<br />

Vorsorgemodelle heraus:<br />

Projekte permanenter Observation wissenschaftlich-technischer Entwicklungen (Modell<br />

Beobachtung; vgl. Kap. 2.3.1.),<br />

Initiativen zu einem Code of Conduct der Industrie (Modell Selbstregulierung, vgl. Kap.<br />

2.3.2.) und<br />

Multi-Stakeholder-Dialoge (Modell: Dialogverfahren; vgl. Kap. 2.3.3.).<br />

In der Analyse der drei Modelle zeigt sich deren Begrenztheit im Umgang mit den in den<br />

Problemdiagnosen (vgl. Kap. 1.2.) dargelegten systematischen Wissensgrenzen. Betont wird<br />

u.a. die Unzulänglichkeit der Modelle für die Erzeugung von Bürgervertrauen in Innovationsprozesse,<br />

bei denen Unsicherheiten im Vorfeld nicht ausgeschlossen werden können (vgl.<br />

Kap.2.4.). Dagegen kann ein reflexives Urteilsverfahren die Begrenztheiten dieser Modelle<br />

integrativ durch die Einrichtung einer Raster-Sonden-Agentur (R-S-A) als einer ansprechbaren<br />

Instanz öffentlicher Aufmerksamkeit, politischer Transparenz und Möglichkeit der Intervention<br />

in Innovationsprozesse überwinden (vgl. Kap. 3.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!