Observieren â Sondieren â Regulieren - Institut für Philosophie ...
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4<br />
Zusammenfassung (Executive Summary)<br />
Der Befund<br />
Die ‚Nanotechnologie’ ist äußerst vielseitig und komplex. Die Unbestimmtheit des Gegenstandes<br />
‚Nanotechnologie’ und entsprechend umfassende Sicherheitsansprüche an Produkte<br />
und Verfahren machen Anpassungen gesetzlicher Regularien nahezu unmöglich. Eine Vielzahl<br />
an Wissensgrenzen und Wissenslücken – z.B. fehlende Standards, Normen und Testverfahren,<br />
etc. – stellen Sicherheitsforschungen und Regulierungsmaßnahmen vor besondere<br />
Herausforderungen. Den systematischen Defiziten gesetzlicher Regulierung wird zwar versucht<br />
durch ‚weiche’ Maßnahmen – wie die permanente Observation der Entwicklungen, industrielle<br />
Selbstregulierung durch ‚Codes of Conduct’ und Legitimation stiftende Multi-Stakeholder-Dialoge<br />
– zu begegnen. Doch können diese – an einem vagen Vorsorgegedanken<br />
orientierten – Maßnahmen die Herausforderungen der ‚Nanotechnologie’ alleine nicht in angemessener<br />
Form meistern (vgl. Kap. 2). Diese Maßnahmen beabsichtigen die Transformation<br />
von Nicht-Wissen in gesichertes Wissen. Das Phänomen ‚Nanotechnologie’ konfrontiert<br />
uns auch mit systematischen und – damit – präventiv unaufhebbaren Wissensgrenzen. Viele<br />
Chancen und Risiken von Nanotechnologien werden sich erst im Nachhinein – im Gebrauch<br />
der Produkte – offenbaren und quantifizieren lassen.<br />
Die ‚weichen’ Maßnahmen einer ‚erweiterten’ Regulierungskonzeption verabschieden<br />
sich von den Prinzipien klassisch-gesetzlicher Regulierung – wie öffentliche Aufsicht, politische<br />
Transparenz und Rechtssicherheit, garantiert durch eine ansprechbare Instanz – und bedeuten<br />
damit auch einen Rückzug von den Möglichkeiten der Intervention. Die Option des<br />
Eingriffs in die Entwicklungsprozesse ist jedoch für einen verantwortlichen und gesellschaftlich<br />
abgefederten Umgang mit den Unsicherheiten des neuen Technologiefeldes unverzichtbar.<br />
Diese Tatsachen machen ein reflexives Urteilsverfahren als kollektiven Lernprozess<br />
und Bürgervertrauen stiftende Maßnahme erforderlich. Dieses Verfahren bedeutet eine öffentlich<br />
nachvollziehbare und politisch transparente Kontextualisierung und Einschätzung der<br />
Regulierungspraxis hinsichtlich von Wissens-, Kommunikations- und Handlungsbedarf sowie<br />
der Reichweite und Angemessenheit bislang ergriffener Maßnahmen der ‚erweiterten’ Regulierungskonzeption.<br />
Die Ergebnisse der Beobachtungen der Observatorien, ‚Code of good<br />
practice’-Verfahren und Stakeholderdialoge werden in das reflexive Urteilsverfahren integriert.<br />
Seine Leitfrage lautet: „Ist die Nanotechnologie in guten Händen?“<br />
Das Modell<br />
Dieser Bericht entwirft hierzu das institutionelle Modell einer Raster-Sonden-Agentur (R-S-<br />
A). Dieses beinhaltet eine Lerngemeinschaft aus Experten aller relevanten Felder der Gesellschaft<br />
– u.a. Wissenschaften, Industrie, Gewerkschaften, Kirchen, NGOs, Konsumenten.<br />
Diese Gemeinschaft soll öffentlich unter Offenlegung bestehender Wissensgrenzen zu Urtei-