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Schriftliche Stellungnahmen der nicht geladenen Verbände und ...

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Ausschussdrucksache 15(9)707<br />

Ausschuss für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

DEUTSCHER BUNDESTAG Ausschussdrucksache 15(9)649<br />

Ausschuss für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit 26. September 2003<br />

15. Wahlperiode<br />

Information für den Ausschuss<br />

des Verbandes alleinerziehen<strong>der</strong> Mütter <strong>und</strong> Väter VAMV e.V.<br />

<strong>Schriftliche</strong> Stellungnahme zum Gesetzentwurf <strong>der</strong> Fraktionen SPD <strong>und</strong><br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Entwurf eines Vierten Gesetzes für mo<strong>der</strong>ne<br />

Dienstleistungen am Arbeitsmarkt - BT-Drs. 15/1516<br />

Keine Arbeit um jeden Preis<br />

Positionspapier<br />

des Verbandes allein erziehen<strong>der</strong> Mütter <strong>und</strong> Väter,<br />

B<strong>und</strong>esverband e. V. (VAMV),<br />

zur Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Beschäftigungspolitik<br />

Die Lebenssituation <strong>der</strong> von Arbeitslosigkeit betroffenen<br />

Familien, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Einelternfamilien, verschlechtert<br />

sich durch die Reduzierung <strong>der</strong> Bezugsdauer<br />

des Arbeitslosengeldes, die Abschaffung <strong>der</strong> Arbeitslosenhilfe<br />

<strong>und</strong> die verschärften Zumutbarkeitsregeln<br />

erheblich. Hier wird ein strukturelles gesellschaftliches<br />

Problem individualisiert, denn Arbeitslosigkeit wird vor<br />

allem als Problem des/<strong>der</strong> Erwerbslosen behandelt. Alle<br />

Maßnahmen zielen zurzeit darauf ab, den Druck auf diese<br />

zu erhöhen. Das ist unsozial. Es än<strong>der</strong>t zudem <strong>nicht</strong>s<br />

am Arbeitsplatzmangel in Deutschland. Vordringliche<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Politik wäre es deshalb, massiv auf die<br />

Ausweitung existenzsichern<strong>der</strong> Arbeitsplätze zu dringen.<br />

Kin<strong>der</strong>geldzuschläge für Geringverdienende (zurzeit maximal<br />

140 Euro) sind aus Sicht des VAMV ein Armutsbeschönigungszuschlag.<br />

Mit 140 Euro plus 154 Euro<br />

Kin<strong>der</strong>geld erreicht die Summe noch <strong>nicht</strong> einmal 300<br />

Euro Kin<strong>der</strong>geld, die <strong>der</strong> VAMV <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Verbände<br />

<strong>der</strong> Kampagne "Was sind dem Staat die Kin<strong>der</strong> wert?"<br />

seit Jahren als reguläres Kin<strong>der</strong>geld für alle Kin<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n.<br />

Es ist davon auszugehen, dass vor allem die Mini- <strong>und</strong><br />

Midi-Jobber/innen mit Kin<strong>der</strong>n, die aufgr<strong>und</strong> des niedrigen<br />

Lohnes Anspruch auf ergänzende Sozialhilfe haben<br />

bzw. gehabt hätten, auf den Kin<strong>der</strong>geldzuschlag angewiesen<br />

sind.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, dass sich systemimmanente Unzulänglichkeiten<br />

<strong>nicht</strong> durch Almosen ausgleichen lassen.<br />

Das System als solches än<strong>der</strong>t sich dadurch <strong>nicht</strong>. Allein,<br />

dass ein solcher Ausgleich für Familien mit Kin<strong>der</strong>n für<br />

notwendig erachtet wird, belegt die ungenügende Berücksichtigung<br />

familiärer Belange in <strong>der</strong> Arbeitsmarkt<strong>und</strong><br />

Beschäftigungspolitik. Der Kin<strong>der</strong>geldzuschlag ist<br />

zugleich das Eingeständnis <strong>der</strong> Politik, dass Arbeitsplätze<br />

im Niedriglohnsektor Familien keine Sicherung ihrer<br />

Existenz bieten können.<br />

Niedrige Löhne sichern <strong>nicht</strong> die Existenz von Eltern<br />

<strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />

Ein Mini-Job o<strong>der</strong> Midi-Job kann nach längerer Erwerbslosigkeit<br />

den Einstieg in das Erwerbsleben ermöglichen.<br />

Für Alleinerziehende gilt trotzdem: Hier werden<br />

Mütter, Väter <strong>und</strong> ihre Kin<strong>der</strong> in die materielle Armut<br />

getrieben. Mit diesen Jobs können Einelternfamilien sich<br />

we<strong>der</strong> existenzsichernd finanzieren, noch eine eigenständige<br />

Alterssicherung aufbauen.<br />

Bereits heute sind unter den 4,169 Millionen geringfügig<br />

Beschäftigten 70 Prozent Frauen. Es ist davon auszugehen,<br />

dass auch <strong>der</strong> erweiterte Niedriglohnsektor ein Sektor<br />

wird, in dem überwiegend Frauen arbeiten werden.<br />

Der VAMV erwartet von Politik <strong>und</strong> Wirtschaft, dass sie<br />

vor allem Bedingungen schaffen (Flexibilisierung <strong>der</strong><br />

Arbeitszeit, qualifizierte Teilzeitarbeit), unter denen die<br />

Anzahl existenzsichern<strong>der</strong> Arbeitsplätze erhöht werden<br />

kann. Einen politisch gewollten <strong>und</strong> massiv betriebenen<br />

Anstieg gering entlohnter Tätigkeiten lehnt <strong>der</strong> VAMV<br />

ab.<br />

Im Unterschied zu den von <strong>der</strong> Politik favorisierten Mini<strong>und</strong><br />

Midi-Jobs sieht <strong>der</strong> VAMV in <strong>der</strong> Zunahme qualifizierter<br />

Teilzeitarbeit eine den Familien gerechter werdende<br />

Möglichkeit, mehr Menschen am Arbeitsprozess<br />

teilhaben zu lassen. Der Unterschied zu den geringfügig<br />

Beschäftigten liegt zum einen darin, dass je nach Höhe<br />

des Entgeltes <strong>und</strong> <strong>der</strong> vereinbarten St<strong>und</strong>enzahl auch eine<br />

Teilzeitstelle existenzsichernd sein kann. Zum an<strong>der</strong>en<br />

sind Teilzeitarbeitnehmer/innen ihren vollerwerbstätigen<br />

Kolleg/innen rechtlich gleich gestellt.<br />

Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe <strong>und</strong> Sozialhilfe<br />

belastet die Schwächsten<br />

Da die Zusammenlegung vor allem mit einem außerordentlichen<br />

Sozialabbau verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> das Einkommen<br />

betroffener Familien signifikant sinkt, ist sie in ihren<br />

finanziellen Konsequenzen - <strong>nicht</strong> aber im Hinblick auf<br />

eine effektive <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientierte Zusammenarbeit<br />

bei<strong>der</strong> Ämter - abzulehnen.<br />

Der VAMV wehrt sich dagegen, dass in einer prekären<br />

gesamtgesellschaftlichen Situation die Schwächsten als<br />

erste belastet <strong>und</strong> "abgestraft" werden. Dass Alleinerziehende<br />

keine Anreize brauchen, um eine Erwerbstätigkeit<br />

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