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Schriftliche Stellungnahmen der nicht geladenen Verbände und ...

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Ausschuss für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit Ausschussdrucksache 15(9)707<br />

anzunehmen (eine <strong>der</strong> Begründungen für die Zusammenlegung<br />

<strong>der</strong> Leistungen), ist darüber hinaus genügend<br />

dokumentiert.<br />

Vermittlung durch Job-Center: Kin<strong>der</strong>betreuung<br />

muss gesichert sein<br />

In den neuen Job-Centern sollen alle Erwerbsfähigen<br />

durch bessere Vermittlung <strong>und</strong> Integrationsleistungen in<br />

den ersten Arbeitsmarkt eingeglie<strong>der</strong>t werden. Alleinerziehende,<br />

die ein größeres Arbeitsmarktrisiko tragen als<br />

allein lebende Frauen/Männer o<strong>der</strong> Ehefrauen/-männer,<br />

könnten von einer individuelleren Beratung <strong>und</strong> Vermittlung<br />

profitieren.<br />

Allerdings verlangt die beson<strong>der</strong>e Lebenssituation allein<br />

erziehen<strong>der</strong> Mütter <strong>und</strong> Väter mit kleinen Kin<strong>der</strong>n, dass<br />

<strong>der</strong>en ges<strong>und</strong>heitliche - sowohl physische als auch psychische<br />

- Konstitution <strong>und</strong> die ihrer Kin<strong>der</strong> berücksichtigt<br />

werden muss. Unabdingbar ist zudem, dass eine qualitativ<br />

hochwertige Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> (auch bei Fort<strong>und</strong><br />

Weiterbildung sowie Umschulungen) sichergestellt<br />

wird.<br />

PersonalServiveAgenturen (PSA): Keine Arbeit zu<br />

Dumping-Preisen<br />

Etwa 30 Prozent <strong>der</strong> Zeitarbeitnehmer/innen finden über<br />

Zeitarbeit zu einem Dauerarbeitplatz. Allerdings darf<br />

<strong>nicht</strong> übersehen werden, dass durch Zeitarbeit entliehene<br />

Mitarbeiter/innen in <strong>der</strong> Regel unterbezahlt werden.<br />

Selbst die Tarifverträge zwischen dem DGB <strong>und</strong> den<br />

großen Zeitarbeitsgesellschaften sind unter dem normalen<br />

Lohnniveau abgeschlossen worden.<br />

Da die PSA sich zu einem großen Teil selbst finanzieren<br />

sollen, besteht die Gefahr, dass sie vor allem mit schnell<br />

vermittelbaren Zielgruppen arbeiten. Mütter mit kleinen<br />

Kin<strong>der</strong>n gehören <strong>nicht</strong> dazu, sie sind Personen mit einem<br />

so genannten "Vermittlungshemmnis". Außerdem entsprechen<br />

die Rahmenbedingungen, unter denen Mütter<br />

arbeiten können, üblicherweise <strong>nicht</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität, die an Zeitarbeitskräfte<br />

gestellt werden. Da gerade "Personen mit Vermittlungshemmnissen"<br />

nur durch ein aufwendiges Coaching integrierbar<br />

sind, stellt sich für den VAMV die Frage, ob die<br />

PSA sich <strong>der</strong> aufwendigeren Klientel überhaupt annehmen<br />

werden.<br />

Zumutbarkeitskriterien dürfen <strong>nicht</strong> die Stabilität<br />

von Familien gefährden:<br />

Familien ziehen auch jetzt schon um, wenn <strong>der</strong> regionale<br />

Arbeitsmarkt ihnen keine an<strong>der</strong>e Wahl lässt. Aber: Familien<br />

wägen schon <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wegen sorgfältig ab, ob<br />

<strong>und</strong> wann sie aus ihrem sozialen Netz aussteigen.<br />

Für Alleinerziehende vor allem mit kleinen <strong>und</strong> schulpflichtigen<br />

Kin<strong>der</strong>n gilt hier, dass sie umso stärker auf<br />

soziale Netzwerke angewiesen sind, je schwächer unterstützende<br />

Einrichtungen ausgebaut sind. Vereinbarkeit<br />

braucht zuverlässige private Rahmenbedingungen, wenn<br />

öffentliche <strong>nicht</strong> verfügbar sind. Zudem ist die Bedeutung<br />

von gut funktionierenden sozialen Netzwerken für<br />

die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Erwerbsfähigkeit Alleinerziehen<strong>der</strong><br />

unbestritten.<br />

Mobilitätsanfor<strong>der</strong>ungen wie ein Umzug o<strong>der</strong> auch längere<br />

Pendelzeiten zwischen Arbeitsplatz <strong>und</strong> zu Hause<br />

dürfen ebenso wie strengere Kriterien für die Zumutbarkeit<br />

eines Arbeitsplatzes <strong>nicht</strong> dazu führen, dass <strong>der</strong><br />

Zwang zur Arbeit das Wohlbefinden von Eltern <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />

sowie die Entwicklungschancen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nachhaltig<br />

beeinträchtigt. Es gilt hier im beson<strong>der</strong>en Maße die<br />

Erziehungsleistung von Eltern zu berücksichtigen <strong>und</strong> zu<br />

würdigen.<br />

ABM <strong>und</strong> SAM sind eine Chance für Mütter im<br />

Osten<br />

Natürlich muss die Integration in den ersten Arbeitsmarkt<br />

oberstes Ziel aller arbeitsmarktpolitischen Vermittlungen<br />

sein. Es hat sich in <strong>der</strong> Vergangenheit jedoch gezeigt,<br />

dass die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung (ABM)<br />

bzw. Strukturanpassung (SAM) vor allem für Mütter eine<br />

gute Möglichkeit waren, den Einstieg in die Erwerbstätigkeit<br />

zu finden. Dass die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit diese<br />

traditionellen För<strong>der</strong>instrumente ebenso wie die berufliche<br />

Weiterbildung zurück fährt, ist vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

abzulehnen.<br />

Zu bedenken ist gleichzeitig, dass viele kleine soziale<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> <strong>nicht</strong> zuletzt Kirchen, Wohlfahrtsverbände<br />

<strong>und</strong> Gemeinden ABM <strong>und</strong> SAM auch zur Sicherung<br />

ihrer vor allem sozialen Infrastruktur einsetzen. Angesichts<br />

<strong>der</strong> aktuellen konjunkturellen Lage, <strong>der</strong> leeren<br />

Kassen <strong>der</strong> Kommunen, gibt es zurzeit für diese qualifizierten<br />

Maßnahmen sowohl für den Einzelnen als auch<br />

für die genannten Arbeitgeber keine Alternative.<br />

Im Osten ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt ungleich<br />

dramatischer als im Westen. Hierzu ein Zitat aus dem<br />

Abschlussbericht <strong>der</strong> Hartz-Kommission (S. 20): "Öffentlich<br />

geför<strong>der</strong>te Beschäftigung wird mittelfristig wegen<br />

<strong>der</strong> fehlenden Aufnahmefähigkeit des ersten Arbeitsmarktes<br />

in strukturschwachen Regionen (…) unverzichtbar<br />

bleiben". Aus <strong>der</strong> Studie <strong>der</strong> Soziologin Veronika<br />

Hammer (Universität Erfurt) zur Situation Alleinerziehen<strong>der</strong><br />

in Thüringen <strong>und</strong> aus den Studien des Institutes<br />

für Arbeitsmarkt - <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB) wissen<br />

wir gleichzeitig, dass die Integration allein erziehen<strong>der</strong><br />

Mütter dort vor allem wegen fehlen<strong>der</strong> Arbeitsplätze zu<br />

einem großen Problem geworden ist. Sie sind auf öffentlich<br />

geför<strong>der</strong>te Arbeitsplätze, wie sie durch die genannten<br />

Maßnahmen angeboten werden können, angewiesen.<br />

Fazit: Durch die Reduzierung <strong>der</strong> Instrumente<br />

ABM/SAM <strong>und</strong> Weiterbildung entsteht ein Vakuum, bei<br />

dem <strong>nicht</strong> zu erkennen ist, welche neuen Instrumente<br />

dieses füllen sollen. Der VAMV geht deshalb davon aus,<br />

dass diese Einsparungen vor allem zulasten Erwerbsloser,<br />

sozialer Einrichtungen <strong>und</strong> kleinerer Bildungseinrichtungen<br />

gehen werden <strong>und</strong> die ohnehin schwache soziale<br />

Struktur in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n noch mehr<br />

belasten werden.<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> For<strong>der</strong>ungen:<br />

Der Arbeitsmarkt ist im Umbruch. Umbruchsituationen<br />

sind immer auch Krisensituationen. Altes (= Vertrautes)<br />

bricht weg, ohne dass es nahtlos durch gleichwertiges<br />

Neues (= noch <strong>nicht</strong> Bewährtes) ersetzt werden kann.<br />

Was sich wirklich bewährt, wird sich deshalb erst in einigen<br />

Jahren zeigen können. In Folge dessen müssen alle<br />

neu eingeführten Instrumente <strong>und</strong> Maßnahmen zwingend<br />

evaluiert werden, über einen Zeitraum von mindestens 10<br />

Jahren. Nach jeweils drei Jahren sind Zwischenberichte<br />

zu veröffentlichen, die den zielgruppenspezifischen Erfolg,<br />

Misserfolg o<strong>der</strong> zumindest eine entsprechende Tendenz<br />

erkennen lassen. So lange die neuen Instrumente<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen <strong>nicht</strong> deutlich bessere Ergebnisse erzielen<br />

als die traditionellen, sind letztere parallel weiterzuführen.<br />

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