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Schriftliche Stellungnahmen der nicht geladenen Verbände und ...

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Ausschussdrucksache 15(9)707<br />

Ausschuss für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

Der Verband Berufliche Qualifizierung bittet daher B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Opposition gleichermaßen, von einer überproportionalen<br />

Streichung <strong>der</strong> zur För<strong>der</strong>ung von Weiterbildungsmaßnahmen bisher vorgesehenen Mittel abzusehen.<br />

Im Jahr 2002 för<strong>der</strong>te die B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit Maßnahmen <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung mit r<strong>und</strong> sieben Milliarden<br />

Euro. Seitens <strong>der</strong> Bildungsträger besteht die ernste Sorge, daß dieser Betrag spätestens im Vermittlungsausschuß<br />

entsprechend dem CSU-Modell als Verhandlungsmasse verwendet o<strong>der</strong>, wie jetzt schon die Praxis <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt<br />

erkennen läßt, zumindest faktisch weiter abgeschmolzen <strong>und</strong> die berufliche Qualifizierung <strong>der</strong> Deckung des Haushaltsdefizits<br />

geopfert wird. Bei einem Wegfall <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung bliebe Arbeitslosen kaum noch Gelegenheit, an einer<br />

Weiterbildungsmaßnahme teilzunehmen <strong>und</strong> etwaige Qualifizierungsdefizite auszugleichen. In letzter Konsequenz<br />

folgt die Ausgrenzung von Langzeitarbeitslosen <strong>und</strong> Geringqualifizierten. Bildungsträger sind in vielen Fällen letzte<br />

Instanz für Randgruppen unserer Gesellschaft; nachdem Schule <strong>und</strong> Elternhaus versagt haben, übernehmen sie immer<br />

öfter die Aufgabe, schwierige Fälle mühevoll an den Arbeitsmarkt heranzuführen.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung wird konkret aufgefor<strong>der</strong>t, die beschriebenen Mittelkürzungen <strong>nicht</strong> nur <strong>nicht</strong> weiter zu tolerieren,<br />

son<strong>der</strong>n durch aktive Maßnahmen sicherzustellen, daß die mit dem Ersten Gesetz für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen<br />

am Arbeitsmarkt in das SGB III eingefügten <strong>und</strong> neu geordneten Regelungen von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit tatsächlich<br />

umgesetzt werden. Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Bildungsgutscheine verband die B<strong>und</strong>esregierung die Absicht, die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung aufzuwerten. Der Einzelne sollte zwischen den Leistungen verschiedener<br />

Bildungsanbieter eigenverantwortlich entscheiden <strong>und</strong> durch seine Auswahl den Wettbewerb unter ihnen stärken. Es<br />

bedarf daher einer eindeutigen Klarstellung gegenüber <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt, daß eine Kürzung <strong>der</strong> Maßnahmen auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung <strong>nicht</strong> gewollt ist <strong>und</strong> die Sparpolitik des Finanzministers hier keinen absoluten<br />

Vorrang genießt.<br />

Bereits in diesem Jahr lösen die Sparzwänge <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit in <strong>der</strong> Weiterbildungsbranche irreparable<br />

Schäden aus. Es ist den Unternehmen nur in begrenztem Umfang möglich, Nachfrageschwankungen in <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Größenordnung aufzufangen <strong>und</strong> ihr Angebot jedes Jahr an die stets wechselnden Vorgaben <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt<br />

neu anzupassen. Bildungsträger, die überwiegend technische Weiterbildung betreiben, bedürfen schon wegen <strong>der</strong> getätigten<br />

hochwertigen Sachinvestitionen einer weitgehend konstanten Auslastung, die kurzfristige Schwankungen in<br />

<strong>der</strong> beschriebenen Größenordnung eben <strong>nicht</strong> zuläßt. Die weitverbreitete Ansicht, für Schulungszwecke genügten auch<br />

ältere, gar ausgemusterte Anlagen, wird den an eine qualifizierte Weiterbildung gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>nicht</strong> gerecht,<br />

da arbeitgeberseitig von den Absolventen aktuelle Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten verlangt werden. Aber auch im<br />

<strong>nicht</strong>-technischen Bereich sehen sich gerade diejenigen Bildungsträger, die unter erheblichem Einsatz sächlicher <strong>und</strong><br />

personeller Mittel qualitativ hochwertige Maßnahmen anbieten, in ihrer Existenz gefährdet. Bisher wurde hier versucht,<br />

den Nachfragerückgang durch Entlassungen von Lehrkräften <strong>und</strong> an<strong>der</strong>em Personal aufzufangen. 8 Für das Jahr<br />

2004 besteht aber die Sorge, daß wegen <strong>der</strong> Absicht <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt, ein kurzfristig definiertes Sparziel einzuhalten,<br />

die Branche ver<strong>nicht</strong>et wird, die bis heute erfolgreich zur Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung arbeitsloser Menschen beiträgt. Das<br />

trifft gerade die Bildungsträger, die im Sinne einer optimierten Weiterbildung hohen Sach- <strong>und</strong> Personalaufwand<br />

betreiben, beson<strong>der</strong>s schwer. Die freien Bildungsträger haben sich den Jahr für Jahr gesteigerten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Arbeitsverwaltung gestellt, die Anzahl <strong>der</strong> festangestellten Lehrkräfte sowie den sächlichen Mittelaufwand stetig zu<br />

erhöhen <strong>und</strong> sehen sich in ihren Bemühungen jetzt zutiefst enttäuscht.<br />

B. Maßnahmen zur Qualitätssicherung - Die Kritik des B<strong>und</strong>esrechnungshofs an <strong>der</strong> Weiterbildungsbranche<br />

Eine zweite an die B<strong>und</strong>esregierung gerichtete Bitte betrifft die Qualitätssicherung. Hier ist es dringend geboten, den<br />

Gesetzgeber mit <strong>der</strong> Thematik <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung zu befassen. Es bedarf klarer <strong>und</strong> eindeutiger Regelungen<br />

über die Anfor<strong>der</strong>ungen, die an Träger <strong>und</strong> Maßnahmen gestellt werden. Um eine sparsame Verwendung öffentlicher<br />

Leistungen <strong>der</strong> Arbeitsför<strong>der</strong>ung bei gleichzeitig hohem Qualitätsstandard zu gewährleisten, bedarf es für die Bildungsträger<br />

einer gewissen Planungssicherheit. Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung bei <strong>der</strong> Verabschiedung<br />

des Ersten Gesetzes für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt sollten die Kriterien für die Zulassung von Trägern<br />

<strong>und</strong> Maßnahmen spätestens bis zum Sommer dieses Jahres vorliegen; neuerdings spricht man vom Sommer 2004. Diese<br />

Zeitverzögerung macht es den Bildungsträgern ausgesprochen schwer, ihre Kapazitäten sinnvoll vorauszuplanen.<br />

Dieses wichtige Thema darf dem B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit ebensowenig überlassen werden wie<br />

die Festlegung <strong>der</strong> Kriterien für die Einrichtung <strong>der</strong> fachk<strong>und</strong>igen Stellen im Sinne <strong>der</strong> §§ 84, 85 SGB III. Die Verordnungsermächtigung<br />

des § 87 SGB III ist <strong>nicht</strong> ausreichend, weil die §§ 84, 85 SGB III inhaltlich so wenig konkret gefaßt<br />

sind, daß <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> vom Gesetzgeber gewollten Regelung <strong>nicht</strong> erkennbar wird. Die im Gesetz genannten Kriterien<br />

sind schlichtweg eine Selbstverständlichkeit; sie beinhalten allenfalls Mindeststandards auf niedrigem Niveau<br />

<strong>und</strong> eignen sich daher <strong>nicht</strong> für eine Qualitätsauslese.<br />

Die Effizienz beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen stand im Sommer des vergangenen Jahres in ver<strong>nicht</strong>en<strong>der</strong> Kritik<br />

des B<strong>und</strong>esrechnungshofes. In einem für die Hartz-Kommission erstellten internen Bericht 9 hatte <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrechnungshof<br />

festgestellt:<br />

8<br />

Beim Q-Talk vom 22. Mai 2003 in Berlin haben die Geschäftsführer <strong>der</strong> vertretenen Weiterbildungsunternehmen mitgeteilt, sie seien wegen <strong>der</strong> Maßnahmekürzungen<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit gezwungen, den Stamm ihrer fest angestellten Mitarbeiter noch in diesem Jahr auf bis zu zwei Drittel zurückzuführen.<br />

9<br />

Zitiert nach Handelsblatt. vom 1. August 2002.<br />

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