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Schriftliche Stellungnahmen der nicht geladenen Verbände und ...

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Ausschussdrucksache 15(9)707<br />

Ausschuss für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit<br />

von Arbeitskräften überhaupt in <strong>der</strong> Lage ist. In strukturschwachen Gebieten mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als<br />

12 Prozent bestehen daran regelmäßig erhebliche Zweifel.<br />

Die erfolgreiche <strong>und</strong> langfristige Behauptung eines Bildungsträgers im Wettbewerb um <strong>nicht</strong> mit öffentlichen Mitteln<br />

geför<strong>der</strong>te Teilnehmer stellt schließlich das aussagekräftigste Qualitätskriterium dar. Bei etlichen freien Bildungsträgern<br />

entspricht es gängiger Praxis, inhaltsgleiche Maßnahmen für sog. Selbstzahler anzubieten <strong>und</strong> sich damit erfolgreich<br />

auf dem Markt zu behaupten. Zugleich werden Kurse durchgeführt, <strong>der</strong>en Kosten Arbeitgeber übernehmen, um<br />

den Qualifizierungsstand eigener Mitarbeiter zu erhöhen <strong>und</strong> sie auf zukünftige Einsätze im Unternehmen vorzubereiten.<br />

Über den Erfolg <strong>der</strong> von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit geför<strong>der</strong>ten Maßnahmen entscheidet <strong>nicht</strong> zuletzt <strong>der</strong> Kontakt,<br />

den Weiterbildungsträger zu potentiellen Arbeitgebern pflegen. Die Verknüpfung <strong>der</strong> Weiterbildungskurse mit Betriebspraktika,<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Teilnehmer auch nach Abschluß <strong>der</strong> Maßnahme sind für die Vermittlungschance<br />

ebenso entscheidend wie eine geschickte, an den Kompetenzen <strong>der</strong> Probanden <strong>und</strong> den Erfor<strong>der</strong>nissen künftiger Arbeitgeber<br />

orientierte Auswahl <strong>der</strong> Teilnehmer für die einzelnen Kurse (sog. Profiling).<br />

C. Berufliche Qualifizierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

Die Bestrebungen <strong>der</strong> CSU, die berufliche Weiterbildung aus dem Aufgabenkatalog <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit zu<br />

streichen, geben Anlaß, zur Bedeutung dieser Branche einmal gr<strong>und</strong>legend Stellung zu nehmen. In <strong>der</strong> parlamentarischen<br />

Diskussion führt die berufliche Weiterbildung ein Schattendasein, in Ermangelung beson<strong>der</strong>er Popularität des<br />

Themas. Dabei hat die Diskussion im Jahr des lebenslangen Lernens gezeigt, daß die Thematik das gesamte Arbeitsleben<br />

durchdringt <strong>und</strong> daher stets durch höchste Aktualität gekennzeichnet ist.<br />

Berufliche Qualifizierung schafft Arbeitsplätze! Arbeitgeber sind bereit, zusätzliche Arbeitsplätze einzurichten, sofern<br />

das Vorhandensein qualifizierten Personals langfristig gesichert ist. Gerade aus dem Handwerk häufen sich Klagen,<br />

daß attraktive Arbeitsplätze trotz hoher Arbeitslosigkeit <strong>nicht</strong> besetzt werden können, weil geeignete Bewerber fehlen.<br />

Selbst bei <strong>der</strong> Besetzung von Ausbildungsplätzen mußten vergleichbare Erfahrungen gemacht werden, weil Schulabsolventen<br />

so gr<strong>und</strong>legende Dinge wie die Gr<strong>und</strong>rechenarten o<strong>der</strong> sichere Deutschkenntnisse <strong>nicht</strong> beherrschten. 11 Für<br />

die Jahre ab 2007 wird schwerpunktmäßig für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ein eklatanter Fachkräftemangel vorausgesagt.<br />

12 Deshalb muß man mit beruflicher Weiterbildung jetzt beginnen, um in drei bis vier Jahren über die nötigen<br />

Mitarbeiter verfügen zu können. Im Ausland hat man die Bedeutung <strong>der</strong> Bildung für wirtschaftlichen Erfolg erkannt:<br />

in verschiedenen Staaten 13 ließ sich das Wirtschaftswachstum überproportional steigern, weil die Ausbildung<br />

dort besser geworden ist.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Ankündigung <strong>der</strong> britischen Regierung, eine „gewaltige Qualifizierungsoffensive“<br />

14 einzuleiten. „Wir brauchen eine employability - Arbeitsfähigkeit fürs Leben“, sagte <strong>der</strong> britische<br />

Minister für Qualifikation <strong>und</strong> lebenslanges Lernen. „Wir werden eine gerechtere Gesellschaft <strong>und</strong> mehr Chancengleichheit<br />

nur schaffen, wenn wir die Kluft zwischen gut <strong>und</strong> schlecht Ausgebildeten verringern.“<br />

Die deutsche Wirtschaft vollzieht <strong>der</strong>zeit den Übergang von <strong>der</strong> Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft. Leistungs<strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen werden immer stärker durch die Qualifikation ihrer Mitarbeiter bestimmt.<br />

Know-how bildet das Kapital in den Betrieben. Berufliche Fertigkeiten durchdringen <strong>nicht</strong> nur Industrieproduktion<br />

<strong>und</strong> Handwerk, sie bestimmen auch den Inhalt <strong>der</strong> Dienstleistungen. Die Fähigkeiten hochqualifizierter Spezialisten<br />

sind ebenso gefragt wie die Leistungen kompetenter Arbeiter <strong>und</strong> gut ausgebildeter Angestellter. Das Erfor<strong>der</strong>nis eines<br />

an <strong>der</strong> jeweiligen Aufgabe optimierten Ausbildungsstandes durchdringt sämtliche Qualifikationsebenen; mit steigendem<br />

Einsatz sog. High-Potentials wächst zugleich die Nachfrage nach weiteren Dienstleistungen, bis hin zu solchen,<br />

für die vorrangig Gr<strong>und</strong>fertigkeiten erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />

Die Gewährleistung einer f<strong>und</strong>ierten Ausbildung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en fortlaufende Entwicklung durch qualifizierte Weiterbildung<br />

während des gesamten Berufslebens werden damit zu einer wichtigen, wenn <strong>nicht</strong> sogar zu <strong>der</strong> bedeutsamsten<br />

gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Gerade bei ansteigen<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit ist es geboten, Zeiten ohne Beschäftigung<br />

zur Weiterbildung zu verwenden <strong>und</strong> die Menschen zu qualifizieren, die den Unternehmen dann später wie<strong>der</strong> zur Verfügung<br />

stehen, wenn sich wie<strong>der</strong> ein größerer Arbeitskräftebedarf entwickelt. Qualifizierte Mitarbeiter erfüllen ihre<br />

Aufgaben effizienter <strong>und</strong> tragen nachhaltig zur Produktivitätssteigerung bei. Firmen, die eine weitsichtige Personalpolitik<br />

betreiben, nutzen seit jeher auftragsschwache Zeiten für eine Fortbildung ihrer Mitarbeiter. 15 Und für Menschen<br />

ohne Beschäftigung hat <strong>der</strong> Gesetzgeber in den §§ 77 ff. SGB III bestimmt, daß die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung<br />

in die Zuständigkeit <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit fällt. Nach den Erfahrungen <strong>der</strong> freien Bildungsträger haben<br />

Personen, die in Zeiten <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit eine Weiterbildungsmaßnahme absolviert haben, erheblich höhere Chancen<br />

auf einen regulären Arbeitsplatz. Die erworbenen Fertigkeiten <strong>und</strong> die fortdauernde Integration im Arbeits- <strong>und</strong><br />

Lernprozeß geben dabei regelmäßig den Ausschlag.<br />

Berufliche Weiterbildung erweist sich als zukunftsträchtige Investition in das Humankapital. Die B<strong>und</strong>esregierung hat<br />

die Popularität dieses Themas <strong>nicht</strong> verkannt <strong>und</strong> betont regelmäßig die Bedeutung <strong>der</strong> Bildung für den Wirtschafts-<br />

11<br />

Die stete Herabsetzung des Eingangsniveaus in allen Schularten ist ein eklatanter Fehler <strong>der</strong> deutschen Bildungspolitik.<br />

12<br />

Vgl.: Süddeutsche Zeitung vom 30. Oktober 2003.<br />

13<br />

bspw. Finnland, Indien, China.<br />

14<br />

Vgl.: zu diesem <strong>und</strong> den nachfolgenden Zitaten: Hbl. v. 5. September 2003.<br />

15<br />

Entlassungen sind nur vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer kurzfristigen Steigerung des sharehol<strong>der</strong>-value sinnvoll.<br />

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