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Jahresbericht 2012 - Landeslabor Berlin - Brandenburg

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LLBB <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> Tiergesundheit | Tierseuchen | Infektionsschutz<br />

Schmallenberg-Virus – ein neues Virus in Europa<br />

Tiergesundheit Tierseuchen<br />

Infektionsschutz<br />

3<br />

Im November 2011 gelang es Wissenschaftlern<br />

des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut<br />

für Tiergesundheit (FLI),<br />

ein neues Virus bei Wiederkäuern in Deutschland<br />

zu identifizieren.<br />

Auslöser für umfangreiche und am Ende zielführende<br />

Untersuchungen waren Erkrankungsgeschehen<br />

mit Fieber (> 40°C), reduziertem<br />

Allgemeinbefinden, Appetitlosigkeit sowie<br />

starkem Rückgang der Milchleistung in den<br />

Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 2011<br />

in mehreren Milchviehherden in Nordrhein-<br />

Westfalen. Nachdem anfängliche Untersuchungen<br />

auf Blauzungenkrankheit, Bovine<br />

Virusdiarrhoe und Infektionen mit anderen<br />

Pestiviren, Infektionen mit dem Bovinen Herpesvirus<br />

1 und anderen Herpesviren, Maulund<br />

Klauenseuche, Epizootische Hämorrhagie<br />

der Hirsche, Rift-Valley-Fieber und Bovines<br />

Ephemeralfieber ergebnislos blieben, gelang<br />

es den Wissenschaftlern mit einer neuen Methodik,<br />

der sogenannten Metagenomanalyse,<br />

den Verursacher der Erkrankungen nachzuweisen.<br />

In Anlehnung an den Standort der<br />

Rinderherde, aus dem der Erstnachweis gelang,<br />

wurde es „Schmallenberg-Virus“ (SBV)<br />

genannt.<br />

Es handelt sich um ein Virus der Gattung Orthobunyavirus<br />

der Familie Bunyaviridae. Weitere<br />

Auswirkungen der SBV-Infektionen zeigten<br />

sich in der darauffolgenden Ablamm- und<br />

Abkalbesaison. Wie bereits von seinen nahen<br />

Verwandten (Akabane-, Shamonda- Sathuperiund<br />

Douglas-Virus) bekannt, kam es auch<br />

bei SBV-Infektion des Muttertieres in einem<br />

empfindlichen Zeitfenster der Trächtigkeit<br />

zu Missbildungen des Foetus (Leitsymptome:<br />

Arthrogrypose, Brachygnathia inferior, Ankylose,<br />

Skoliose, Torticollis und Hydranencephalie).<br />

Das Virus breitete sich sehr schnell<br />

in Europa aus. Innerhalb der noch nicht ganz<br />

zwei Jahre seit dem ersten Auftreten hat das<br />

Virus mit den Niederlanden, Belgien, Großbritannien,<br />

Irland, Frankreich, Luxemburg,<br />

Dänemark, Estland, Finnland, Norwegen,<br />

Schweden, Polen, Italien, Spanien, Österreich<br />

und der Schweiz weite Teile Europas erreicht<br />

(Stand 06/2013). Die Übertragung des Erregers<br />

erfolgt, in Anbetracht der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

offensichtlich sehr effizient,<br />

durch Gnitzen. Ein Vorhandensein von SBV in<br />

Deutschland vor dem Sommer 2011 konnte<br />

mittels Antikörperbestimmungen in älteren<br />

Blutproben ausgeschlossen werden. Der Einschleppungsweg<br />

bleibt weiterhin unklar. Bei<br />

SBV handelt es sich offenbar nicht um einen<br />

Zoonoseerreger. Untersuchungen des Robert<br />

Koch-Instituts (RKI) bei Personen mit engem<br />

Kontakt zu Schafen und Rindern zeigten keine<br />

Hinweise für SBV-Infektionen.<br />

Durch das FLI wurde zum Nachweis von SBV<br />

eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) etabliert<br />

und den Landesuntersuchungseinrichtungen<br />

zur Verfügung gestellt, sodass das<br />

LLBB bereits im Januar in der Lage war, den<br />

Erreger in Gewebe- und Blutproben zu identifizieren.<br />

Um eine durchlaufene SBV-Infektion<br />

im lebenden Tier zu bestätigen, ist ein Antikörpernachweis<br />

in Blutproben erforderlich.<br />

Dieser wurde im weiteren Verlauf des Jahres<br />

durch das FLI bereitgestellt und am LLBB etabliert.<br />

Zunächst stand nur ein Serumneutralisationtest<br />

(SNT) zur Verfügung. Seit Mai war<br />

auch ein vom FLI zugelassener, kommerzieller<br />

Enzymlinked Immunosorbent Assay (ELISA)<br />

erhältlich, der am LLBB genutzt wird.<br />

Ab Januar gingen auch am LLBB vermehrt<br />

missgebildete Lämmer und Kälber zur Sektion<br />

ein. Bei Vorhandensein typischer Missbildungen<br />

konnte SBV mittels PCR nachgewiesen<br />

werden. Dies betraf 36 Lämmern und<br />

21 Kälber in einem Zeitraum zwischen dem<br />

19.01.<strong>2012</strong> und dem 08.06.<strong>2012</strong>. Allerdings<br />

zeigte sich in anderen Untersuchungseinrichtungen,<br />

dass für Kälber der direkte Erregernachweis<br />

von SBV bei Vorhandensein typischer<br />

Missbildungen nicht immer möglich war.<br />

Als mögliche Erklärung wird hierfür die lange<br />

Tragezeit des Rindes im Vergleich zum Schaf<br />

Lamm mit den für SBV typischen Missbildungen<br />

(Arthrogypose, Torticollis, Brachygnathia inferior)<br />

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