ETH-UNS - ETH Zürich
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20 <strong>ETH</strong>-<strong>UNS</strong> Fallstudie 2006 «Entscheidungsprozesse Wellenberg»<br />
«Betroffenheit» trennt<br />
auf lokaler Ebene<br />
unmittelbar betroffene<br />
Gemeinden von den anderen<br />
sowie auf nationaler<br />
Ebene den Kanton<br />
Nidwalden vom Rest der<br />
Schweiz<br />
Die Unterschiede zwischen den Regionen<br />
zeigten sich u.a. in folgenden Ergebnissen:<br />
• Es zeigten sich unterschiedliche Argumentationen<br />
nationaler bzw. kantonaler<br />
Akteure der Gruppen «Ablehnende» bzw.<br />
«Befürwortende» eines Lagers am Wellenberg<br />
(Gruppe «Medien», Abbildungen<br />
2.9 und 2.10).<br />
• Die Befragten des «inneren» Gemeindezirkels<br />
(Wolfenschiessen, Dallenwil,<br />
Oberdorf, Stans) zeigen grössere Betroffenheit<br />
als die in anderen Gemeinden des<br />
Kantons (Gruppe «Bevölkerung», Abschnitt<br />
«Alle fühlen sich betroffen …»,vgl.<br />
auch Abbildung 3.10).<br />
• Akteure aus Nidwalden bzw. nationale<br />
Akteure unterscheiden sich in Antworten<br />
zu Aspekten des Entscheidungsprozesses,<br />
z.B. hinsichtlich der Grösse des Endlagers<br />
und der Auswahlkriterien (Gruppe<br />
«Prozess», Abbildung 4.3).<br />
Betroffenheit meint Unterschiedliches:<br />
Gemeinde und Nachbargemeinden, wo ein<br />
Lager geplant ist, aber auch die Region, die<br />
den dazugehörigen Prozess und die damit<br />
verbundenen Konflikte austragen muss. Es<br />
entstand aus unserer Sicht im Kanton Nidwalden<br />
das Gefühl, dass der Kanton stellvertretend<br />
zwei Auseinandersetzungen<br />
übernehmen musste: (1) Die Auseinandersetzung<br />
um ein Lagerprojekt anstelle einer<br />
Diskussion um die Kernenergie allgemein;<br />
(2) Eine kantonale anstelle einer nationalen<br />
Diskussion um die langfristige Lagerung der<br />
radioaktiven Abfälle. Dies führte in Teilen zu<br />
einem «wir gegen die anderen» – bzw.«Kanton<br />
gegen die Schweiz»-Gefühl. Die Gefahr<br />
dieser «Stellvertreterkonflikte», die in Nidwalden<br />
und insbesondere in den unmittelbar<br />
betroffenen Gemeinden zu einer enormen<br />
Belastung des sozialen Gefüges führte,<br />
droht auch in Zukunft an anderen Orten. Es<br />
gilt dies beim Auftritt nationaler Akteure in<br />
den Regionen zu beachten. Ein «gemeinsames<br />
Projekt» der in Zukunft betroffenen Regionen<br />
und des Rests der Schweiz erscheint<br />
notwendig.<br />
«Ich hoffe, sie können<br />
mit Ihrer Umfrage dazu<br />
etwas beitragen, damit<br />
bald eine Lösung gefunden<br />
werden kann für<br />
dieses grosse Problem –<br />
unsere Abfälle, die keiner<br />
will!»<br />
Frau, Buochs, DN, Gegnerin<br />
Projekt Wellenberg<br />
1995 & 2002, Gegnerin<br />
Kernenergienutzung.<br />
FB Nr. 467