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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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efördert das andere, aber Sie können es nicht materialistisch nehmen, der Russe kann selbstverständlich auch anderswo Russe<br />

sein als in Rußland, obwohl selbstverständlich die russische Erde das Russischsein speziell zustande bringt. Sie sehen, es wird auf<br />

der einen Seite dem Materialismus Rechnung getragen; aber auf der andern Seite ist er etwas bloß Relatives, nichts Absolutes.<br />

Denn nicht bloß ist das Licht, das über dem russischen Boden ist, im Leibe der russischen Volksseele enthalten, sondern Licht<br />

überall, überhaupt; <strong>und</strong> eine russische Volksseele hat ja - wie Sie wissen, habe ich das alles schon charakterisiert - Erzengelrang.<br />

Der Erzengel ist aber nicht an den Ort gefesselt, er ist überräumlich.»<br />

Nation in den Staat hineingepreßt<br />

GA196, S.284, 22.2.1920, Dornach<br />

«Denn denken Sie doch nur einmal, daß so ziemlich alles, was heute die Menschen begeistert in öffentlichen Angelegenheiten,<br />

in den Staatsbegriff hineingepreßt wird. Da sind Menschen, die sind Nationalisten, Chauvinisten <strong>und</strong> so weiter, alles was man<br />

nennt Nation, national, Chauvinismus, das wird dem Rahmen Staat einverleibt! Da preßt man hinein den Nationalismus <strong>und</strong> konstruiert<br />

den Begriff Nationalstaat.»<br />

Kurzfassung: Devise wonach jeder einzelnen Nation ein Staat zusteht ist ein Fehler.<br />

Nation heißt nicht Staat<br />

GA185, S.221-222, 3 1982, 3.11.1918, Dornach<br />

«Sie werden aus dem, was ich gesagt habe, einsehen, wie das, was als Sozialismus heraufsteigt - durch allgemeine Gesichtspunkte<br />

möchte ich nun ergänzen, was ich in der vorigen Woche in Anknüpfung an die «Philosophie der Freiheit» gesagt habe -, eine in<br />

der Menschennatur ganz allgemein begründete, immer weiter <strong>und</strong> weiter greifende Erscheinung in der Menschheit ist. Die heutigen<br />

Reaktionen, die dagegen stattfinden, sind <strong>für</strong> den, der die Dinge durchschaut, einfach furchtbar.<br />

Für den, der die Dinge durchschaut, ist es klar, daß, wenn es auch noch so tumultuarisch, noch so im Rumoren darinnen sich geltend<br />

macht, was Sozialismus ist über die ganze Erde hin, dieses internationale Element, daß das dasjenige ist, was zukunftsträchtig<br />

ist, <strong>und</strong> daß das, was jetzt auftritt, die Konstituierung von allen möglichen National-, Natiönchen-Staaten, dasjenige ist, was der<br />

Menschheitsevolution entgegenarbeitet. Es ist ein furchtbares Entgegenstemmen gegen den Sinn der Entwickelung des fünften<br />

nachatlantischen Zeitraums, was in den Worten liegt: jeder einzelnen Nation einen Staat. - Wo das enden soll, weiß man ja ohnedies<br />

natürlich gar nicht, aber es wird halt gesagt; nun, es wird halt gesagt! Das ist zu gleicher Zeit ganz durchtränkt von dem, was in den<br />

Artus-Impuls zurückführt: ganz durchtränkt von Organisationsprinzipien. Der Gegensatz dazu ist die Grals-Bestrebung, die so<br />

innig verwandt ist mit den Goetheschen Prinzipien, wie ich sie Ihnen dargestellt habe, diese Grals-Bestrebung, die überall auf das<br />

Individuelle, im Ethischen, im Wissenschaftlichen überall auf das Individuelle hintendiert, die vor allen Dingen das Individuum<br />

in seiner Entwickelung ins Auge fassen will, nicht Gruppen, die heute keine Bedeutung mehr haben <strong>und</strong> die durch das internationale<br />

sozialistische Element aus der Welt geschafft werden müssen, weil da die Richtung der Entwickelung liegt.»<br />

Staat, Nation <strong>und</strong> Volk nicht verwechseln<br />

GA185a, S.78, 2 1963, 15.11.1918, Dornach<br />

Kurzfassung: Unselige Verquickung von Staat, Nation <strong>und</strong> Volk durch Wilson soll vermieden werden. Staaten lassen sich nicht<br />

überall nach Nationen gründen.<br />

«Mit den Dingen, die da berührt werden, sollte man nicht so unzart umgehen, mit dem, was man nennen könnte das Schicksal der<br />

Menschen, insoferne diese Menschen in Gruppen zusammengedrängt sind, in Völkergruppen zum Beispiel. Denn da berührt man<br />

im Gr<strong>und</strong>e genommen recht tief, tief mit dem Geistigen zusammenhängende Verhältnisse, von denen man nicht so oberflächlich<br />

sprechen sollte, als oftmals gesprochen wird.<br />

Vor allen Dingen kommt in Betracht, daß man nicht übersehen sollte, daß gewisse Begriffe an verschiedenen Orten der Welt ganz<br />

Verschiedenes bedeuten. Denken Sie doch nur, daß die Menschen überallhin, sagen wir, vom Staate sprechen. Aber es kommt nicht<br />

darauf an, daß man einen gewissen Begriff vom Staate hat, sondern daß man doch wenigstens etwas mit diesem Begriff verbindet<br />

von den verschiedenen Gefühlsnuancen, die sich da oder dort an diesen Staat knüpfen, <strong>und</strong> daß man vor allen Dingen loskomme<br />

von der unseligen Verquickung von Staat <strong>und</strong> Nation <strong>und</strong> Volk, von jener unseligen Verquickung, die ein Gr<strong>und</strong>charakteristikum<br />

des Wilsonianismus ist, der immer zusammenwirft Staat <strong>und</strong> Nation <strong>und</strong> Volk, <strong>und</strong> sogar Staaten begründen will nach Nationen,<br />

wodurch eben nur in gewissen Strömungen die Lüge perpetuiert würde, wenigstens wenn es möglich wäre.<br />

Man muß überall die konkreten, die wirklichen Dinge ins Auge fassen. Ich habe Ihnen im Laufe dieser Betrachtungen dargestellt,<br />

wie eine gewisse Konfiguration Mitteleuropas zusammenhängend ist mit jenen alten, auf die Gruppeninstinkte rechnenden Suggestionen,<br />

die von dem römischen Katholizismus, von Rom ausgingen. Sehen Sie, mit diesem Gespenste des alten Römischen Reiches,<br />

wie die spirituelle Wissenschaft sagt, hing innig zusammen dasjenige, was die alte, 1806 verstorbene Kaiser-Idee Mitteleuropas<br />

war.<br />

Bis dahin gab es mehr oder weniger, wirklich mehr oder weniger nominell das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das<br />

1806 erst verschw<strong>und</strong>en ist. Es ist nicht eigentlich verschw<strong>und</strong>en, sondern es ist nur abgeschoben worden. Denn dieses Heilige<br />

Römische Reich, das mehr oder weniger günstig oder ungünstig durch lange Zeiten hindurch die verschiedenen deutschen Stämme<br />

zusammengehalten oder auch entzweit hat, dieser kaiserliche Impuls des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist eigentlich<br />

nach <strong>und</strong> nach übergegangen auf die habsburgische Hausmacht, <strong>und</strong> damit ist dann eben dasjenige beglückt worden, was<br />

österreichisch-ungarischer Staatszusammenhang war. Aber Staat, der im Lichte der Habsburgermacht stand, bedeutet etwas anderes<br />

als Staat, der, sagen wir, sich so herausgebildet hat seit dem fünfzehnten, sechzehnten Jahrh<strong>und</strong>ert, wie er, eigentlich mehr mit dem<br />

Volkstum zusammenhängend, in England oder Frankreich sich als Staat gebildet hat. Wo der Staat gar keinen wirklichen Inhalt hat,<br />

in dem, was Habsburgerreich war, wo verschiedene Völkerschaften zusammengehalten waren unter dem Gesichtspunkte der habsburger<br />

Hausmacht <strong>und</strong> diese habsburger Hausmacht wie einen Mantel hatten, wie ein altes Kleinod hatten, war etwas tief Mittelal-<br />

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